Mailand/Berlin (dpa) - Sein engster Berater Rudy Pevenage will, Jan Ullrich überlegt noch: Über einen Start des T-Mobile-Kapitäns beim 89. Giro d'Italia vom 6.-28. Mai 2006 zur Vorbereitung auf die Tour de France soll in dieser Woche entschieden werden.
«Es ist einer von zwei Wegen zum Einstimmen auf die Tour neben der Tour de Suisse», sagte Ullrich, der mit dem Giro 2001 recht gute Erfahrungen machte. «Ich rate ihm zu», meinte Pevenage, nachdem die Strecke in Mailand vorgestellt worden war und beim italienischen Topsprinter Alessandro Petacchi alles andere als Begeisterung ausgelöst hatte.
Der Giro wird mit einem 6,2 Kilometer langen Prolog in Serrain gestartet, führt danach weitere drei Tage durch Belgien und bietet nur ein langes Einzelzeitfahren über flaches Terrain am 18. Mai über 50 Kilometer in Pontedera. Die Veranstalter meinten es wie immer mit den Bergfahrern sehr gut: Fünf Bergankünfte und - anders als bei der kommenden Tour - ein Mannschaftszeitfahren über 38 Kilometer stehen auf dem Programm.
«Der Kurs für uns ist Okay», sagten in Mailand die Topfavoriten Damiano Cunego und Gilberto Simoni (beide Italien). Auch Vorjahressieger Paolo Savoldelli war zufrieden, weiß aber noch nicht, ob er vielleicht doch der Tour den Vorzug gibt. «Wegen der anhaltenden Meinungsverschiedenheiten der Veranstalter der drei großen Länder-Touren mit der UCI wegen des ProTour-Status' ist nicht sicher, ob alle Topteams beim Giro wie 2005 starten», sagte der Direktor der Veranstaltergruppe RSC, Angelo Zomegnan.
Der 3 553 Kilometer lange Kurs durch Belgien, Italien, die Schweiz und Österreich ist Petacchi nicht gerade auf den Leib geschneidert. «Für uns Sprinter gibt es höchstens fünf Möglichkeiten auf Etappensiege. Vielleicht starte ich doch lieber bei der Tour», sagte Petacchi und dürfte damit seinen neuen Team-Kollegen Erik Zabel etwas ins Grübeln gebracht haben. Denn bisher galt als interne Absprache im neuen deutsch-italienischen Milram-Team: Giro für Petacchi - Tour für Zabel.
Der Giro 2006 bietet neben dem schweren Bergprofil und dem Mannschafts-Zeitfahren weitere Besonderheiten: Die 3. Etappe von Perwez nach Namur führt über die Wahnsinns-Distanz von 292 Kilometer und am letzten Tag vor dem «Schaulaufen» am Nachmittag nach Mailand gibt es ein vielleicht Giro-entscheidendes 11 Kilometer langes Bergzeitfahren auf den Ghisallo oberhalb des Comer Sees.