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27.01.2005 13:14
Sven Nys zieht für WM-Sieg zu Hause aus

St. Wendel (rad-net) - Eigentlich wollte Sven Nys erst kurz vor dem WM-Rennen der Männer nach St. Wendel kommen. Nun trainiert der große Favorit aus Belgien bereits seit Mittwoch auf dem Parcours. Der Grund: Nys ist von zu Hause geflüchtet, weil ihm der Rummel um Ehefrau Isabel zu viel wurde. Isabel Nys ist Model, hatte sich im Vorfeld der WM auf der Titelseite des „P-Magazine“ ablichten lassen – nackt, mit einem aufgemalten Regenbogen-Trikot.

„Sie hatte daraufhin mehr Journalistenanfragen als ich. Weil mir der Rummel zu viel wurde, bin ich geflüchtet.“ Nys wohnt jetzt im Olympiastützpunkt in Saarbrücken, 45 Kilometer vom WM-Ort entfernt. „Ich habe ein ruhiges Zimmer, nicht einmal ein Fernsehen lenkt mich von meiner Vorbereitung ab“, sagt Nys, der am Sonntag unbedingt Weltmeister werden will. Sechs Weltcuprennen hat er in diesem Winter gewonnen, führt souverän die Weltrangliste der Crosser an. „Das ist mein Kurs“, freute er sich am Mittwoch nach der ersten Streckenbesichtigung. In St. Wendel hat es in den letzten Tagen sehr viel geschneit. Der Kurs ist mit Schnee bedeckt, hart gefroren und daher sehr schnell. „Ich mag schnelle und technisch anspruchsvolle Strecken. Wenn ich am Sonntag nicht in einem ungünstigen Moment Defekt bekomme, dann glaube ich, dass ich es diesmal schaffen kann“, ist er zuversichtlich.

Dem Belgier, der nach seinen beiden WM-Titeln bei den Espoirs als das größte Talent im internationalen Cross-Sport gilt, fehlt immer noch das Regenbogen-trikot bei den Elite-Profis. Dass der Rabobank-Profi in St. Wendel zum absoluten Favoritenkreis gehört, hat gleich mehrere Gründe.

Neben seiner Dominanz in der laufenden Querfeldein-Saison gewann er bereits 1997 bei den Titelkämpfen in München sein erstes WM-Gold in der Klasse U23. Auch vergangenes Jahr bei der WM-Generalprobe in St. Wendel, beim Querfeldein-Weltcup, war er nicht zu bremsen. „Deutschland ist ein gutes Pflaster für mich“, glaubt der 28-Jährige und hofft, dass es in St. Wendel endlich zum Titel reichen wird.

Nach den Siegen bei den Weltcups im niederländischen Pijnacker, in Wetzikon Mailand, Hofstade, Nommay und zuletzt in Hoogerheide führt er die Weltrangliste mit mehr als 1000 Punkten Vorsprung auf seinen Landsmann Sven Vanthourenhout an. In St. Wendel will er versuchen, einem Sprint gegen seine belgischen Landsleute aus dem Weg zu gehen und das Rennen im Alleingang zu entscheiden.

Seine wichtigsten Konkurrenten kommen aus dem eigenen Land: Erwin Vervecken, Weltcupsieger in Koksijde, Sven Vanthourenhout, Weltcupsieger in Aigle, und natürlich Titelverteidiger Bart Wellens gilt es, im Auge zu behalten. Der 26-Jahre alte Wellens will in St. Wendel nach den WM-Siegen in Monopoli und Pont-Chateau den Hattrick. „Das ist mein erklärtes Ziel“, sagt der Shootingstar des belgischen Cross-Sports.

Dabei verlief die Saison bisher für ihn überhaupt nicht nach Plan. Eine Virusinfektion und ein Insektenstich am Bein zwangen ihn zu einer Pause und verhinderten einen Saisonstart nach Maß. „Auch wenn es im Weltcup bisher noch nicht ganz für eine vordere Platzierung gereicht hat, hoffe ich, Ende Januar meine Bestform zu finden. Der Hattrick ist Motivation genug, aber es wird ein verdammt schweres Rennen“, weiß Bart Wellens.

Neben den Belgiern sind es vor allem die Fahrer aus Tschechien, Holland, Frankreich und Italien, die sich Hoffnungen auf den Titel machen. So sollte man sich Namen merken wie die des Italieners Enrico Franzoi, der Franzosen John Gadret und Landesmeister Francis Mourey oder der Tschechen Zdenek Mlynar (Weltcupsieger in Wortegem), Kamil Ausbuher (Weltcupsieger in Tabor) und Zdenek Stybar (nationaler Meister). Die Hoffnungen der Niederländer ruhen weiterhin auf Richard Groenendaal, auch wenn der Weltmeister von 2000 in dieser Saison noch für keine großen Schlagzeilen sorgte, aber bei den nationalen Titelkämpfen die Konkurrenz deutlich hinter sich ließ.

Die deutschen Männer werden in St. Wendel keine große Rolle spielen. Auch wenn der amtierende deutsche Meister Jens Schwedler von einem Platz unter den Top-Ten träumt, dürfte es schwer werden, dieses Ziel zu erreichen. Zu groß waren die Abstände bei den Zielankünften der Weltcuprennen. Schwedlers Teamkollege Malte Urban hat seine WM-Teilnahme abgesagt. Neben Schwedler hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) Steffen Weigold (Alpirsbach/Lamonta), Johannes Sickmüller (Hamburg/Harvestehuder RSV/Stevens Cyclo-Cross) und Fabian Brzezinski (Tobringen/IGAS Wendland/Stevens Cyclo-Cross) nominiert. Insgesamt gehen vier deutsche Starter ins Rennen.

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