Balatonfüred (dpa) - Sein erstes Ziel hat Emanuel Buchmann bereits beim spektakulären Ungarn-Auftakt des 105. Giro d'Italia verpasst. Nach all den Pleiten, Pech und Pannen wollte die deutsche Rundfahrt-Hoffnung mal ohne Sturz durchkommen.
Doch bereits im Einzelzeitfahren landete der Podiumsanwärter auf dem Asphalt, so dass er mit einem Handicap von über einer Minute Rückstand nach Sizilien reist. «Mir ist das Vorderrad weggerutscht. Ich war schnell wieder auf dem Rad, es sollte noch passen», beschrieb Buchmann sein Malheur.
Vorerst ist der 29-Jährige aber ins Hintertreffen geraten. Nach der dritten Etappe, die am Sonntag der britische Ex-Weltmeister Mark Cavendish nach 201 Kilometern von Kaposvar nach Balatonfüred im Sprint vor dem Franzosen Arnaud Demare und dem Kolumbianer Fernando Gaviria gewann, liegt Buchmann 1:08 Minuten hinter dem Gesamtersten und Auftaktsieger Mathieu van der Poel.
Aber auch seine beiden Teamkollegen Wilco Kelderman (Niederlande) und Jai Hindley (Australien), die wie Buchmann als gleichberechtigte Kapitäne an den Start gegangen waren, haben bereits einen Vorsprung. Das könnte entscheidend sein, wenn im Bora-hansgrohe-Team irgendwann ein Strategiewechsel ansteht.
Kämna präsentiert sich in Angriffslaune
Für die Positiv-Schlagzeilen aus deutscher Sicht sorgte an den ersten Tagen Buchmanns Helfer Lennard Kämna. Der Tour-de-France-Etappensieger von 2020, der im vergangenen Jahr auch wegen mentaler Probleme eine fast neunmonatige Rennpause hatte, präsentierte sich wieder in Angriffslaune. Schon am Freitag schreckte der 25-Jährige mit einer scharfen Attacke kurz vor dem Ziel das Feld auf, einen Tag später fuhr der frühere Junioren-Weltmeister im Zeitfahren auf einen starken achten Platz.
«Das war wichtig für mein Selbstbewusstsein, dass ich die Power habe», sagte Kämna, der «große Lust» versprüht - auch angesichts der riesigen Zuschauermassen in Ungarn: «Das war beeindruckend und so schön, vor so einer Kulisse zu fahren.» Auf italienischem Boden will er dann ab Dienstag, wenn sich der Giro-Tross auf den Weg zum Ätna hinauf macht, sein Ziel verfolgen. Ein Etappensieg soll her, so wie 2020, als er bei der Tour de France dem Olympiasieger und Ex-Giro-Champion Richard Carapaz auf dem Weg nach Villard-de-Lans davongefahren war.
Tageserfolge hat Buchmann nicht im Sinn. Nach seinem vierten Platz bei der Tour 2019 will er endlich bei einer großen Rundfahrt auf das Podium. Stürze und Krankheiten hatten den Kletterkünstler die letzten beiden Jahre immer wieder zurückgeworfen. Im vergangenen Jahr lag er beim Giro bis zur 15. Etappe aussichtsreich auf dem sechsten Platz, ehe er nach einem Sturz mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen im Gesicht aufgeben musste.
Beim diesjährigen Giro setzt Buchmann auf die dritte Woche, wenn die schweren Bergetappen anstehen. Dann will er sein Top-Level erreicht haben. Schließlich hatte ihn im April noch eine Bronchitis aus dem Tritt gebracht. Will er am 29. Mai in Verona tatsächlich auf dem Podium stehen, sollte er sich aber keine Stürze mehr erlauben.