Aigle (rad-net) - Die UCI hat verkündet, im vergangenen Monat einige Mitglieder der Radsportfamilie aus Afghanistan evakuiert zu haben. In einer Pressemitteilung gab der Dachverband des internationalen Radsports bekannt, gemeinsam mit Sylvan Adams, Besitzer der WorldTour-Mannschaft Israel Start-Up Nation, IsraAID, des asiatischen Radsportverbands (ACC) und der FIFA eine Evakuierungsmission durchgeführt zu haben, um gefährdete Menschen aus dem Krisengebiet zu retten.
Die Evakuierung war in zwei Schritten abgelaufen, wobei bereits Ende August zunächst 30 Personen und Ende September noch einmal 125 afghanische Bürger ausgeflogen worden waren. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Radsportlerinnen, die als Frauen unter dem Regime der Taliban keinen Sport mehr ausüben dürften und zudem besonders gefährdet seien, sowie Radsportmanager, wie dem Präsidenten des afghanischen Radsportverbands und dessen Familie. Zudem soll eine Anwältin mit ihrer Familie ausgeflogen worden sein, die sich gegen sexuellen Missbrauch von Frauen im afghanischen Fußball eingesetzt hat, sowie verschiedene Künstler, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten.
Die Auswahl derjenigen Menschen, die auf «die Liste» der Evakuierungsmission kommen sollten, fiel dabei dem Präsidenten der UCI, David Lappartient zu, der gegenüber «Cyclingnews» zugab, schwierige Entscheidungen getroffen zu haben: «Ich habe die Verantwortung dafür übernommen, weil es jemand tun muss, aber es war nicht so einfach. Die UCI und die FIFA sind die einzigen internationalen Sportverbände, die jemanden nach draußen bringen können. Zumindest haben wir etwas getan - wir können über die Liste diskutieren - aber zumindest haben wir etwas getan und wir haben einige Radfahrerinnen herausgeholt und das ist im Moment das Beste, was wir tun können.»
Von den 125 zuletzt evakuierten Menschen sind insgesamt 38 in die Schweiz gebracht worden, wo sie nun ein Asylbewerbungsverfahren durchlaufen müssen. Anschließend, so hofft die UCI, können die Flüchtlinge in die Wohneinheiten des UCI World Cycling Center (WCC) in Aigle umziehen, die normalerweise den Fahrerinnen und Fahrern während Trainingscamps zur Verfügung gestellt werden. Alle anderen Insassen des Evakuierungsfluges wurden auf Kanada, Frankreich, Israel und die USA verteilt, wo sie ebenfalls Asylanträge stellen konnten. Mit dem letzten Flug, so verkündete die UCI in der Pressemitteilung, habe sie insgesamt 165 Menschen zur Ausreise aus dem von den Taliban geführten Land verholfen.
«Es ist sehr wichtig, dass die UCI ihre Verpflichtung gegenüber den Mitgliedern der Radsportfamilie einhält, die unter der aktuellen Situation in Afghanistan leiden, und ich freue mich, dass unsere Bemühungen Möglichkeiten für die betroffenen Menschen unter würdigen Lebensbedingungen schaffen», freute sich Lappartient über die geglückte Rettungsmission, wobei er allen Beteiligten noch einmal für die Unterstützung dankte. Gegenüber «Cyclingnews» machte er jedoch noch einmal klar, dass die Aktion nicht mit der Landung in sicheren Ländern beendet sei, sondern noch weiterführen müsse: «Am Ende werden wir Leben retten, das ist das Wichtigste, aber wir entscheiden auch über die Zukunft dieser Menschen. Das ist eine große Verantwortung für uns. [...] Wenn du in einem Land ankommst und die Sprache nicht sprichst und die Kultur nicht kennst, dann sagen wir nicht: Jetzt bist du sicher, mach das alleine. Nein, wir müssen uns wirklich um alles kümmern und das ist eine Menge Arbeit.»