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Julian Alaphilippe gewann erneut die Straßenrad-WM. Foto: Pool Kristof Ramon/BELGA/dpa
26.09.2021 16:41
Alaphilippe verteidigt WM-Titel

Löwen (rad-net) - Julian Alaphilippe hat sein Regenbogentrikot verteidigt. Der Franzose gewann bei den Weltmeisterschaften in und um Löwen in Belgien erneut als Solist. Zweiter wurde Dylan van Baarle (Niederlande), Dritter Michael Valgren (Dänemark).

Bester Fahrer des deutschen Nationalteams, das in dem 268 Kilometer langen WM-Rennen heute wenig Glück hatte, war Nils Politt, der als 16., 5:25 Minuten hinter dem Sieger, den Zielstrich überquerte.

Nach einem zügigen Start, bei dem es um den Sprung in die Ausreißergruppe des Tages ging, beruhigte sich das Rennen. Acht Fahrer, von denen wohl der Österreicher Patrick Gamper der bekannteste war, hatten sich abgesetzt und holten schnell über sechs Minuten Vorsprung heraus. Doch bereits nach rund 80 gefahrenen Kilometern versuchte die französische Nationalmannschaft das Rennen mit einigen Tempoverschärfungen das Rennen für den Titelverteidiger schwer zu machen, wodurch sich der Vorsprung der Ausreißer schnell wieder verringerte. Und auch andere großen Nationen stiegen mit ein: Nachdem Benoît Cosnefroy (Frankreich) angegriffen hatte, gingen Magnus Cort Nielsen (Dänemark) und Remco Evenepoel (Belgien), der sich heute den ganzen Tag für Kapitän Wout van Aert aufopferte, mit. Dadurch entstand eine starke Verfolgergruppe, zu der auch Primoz Roglic (Slowenien) und Stefan Bissegger (Schweiz) gehörten. Das Feld, angeführt von Italien, ließ jedoch nicht locker und holte zunächst die Gruppe um Evenepoel und schließlich 130 Kilometer vor dem Ziel auch die Ausreißergruppe wieder ein.

Während die Franzosen sich weiter vorne zeigten, attackierte 95 Kilometer vor dem Ziel Nils Politt. Zwar wurde der Deutsche schnell wieder zurückgeholt, doch aus der Situation entstand eine starke Spitzengruppe mit rund 15 Fahrern um Evenepoel, Politt, Van Baarle und Alaphilippes Teamkollegen Valentin Madouas. Im weiteren Verlauf dezimierte sich die Gruppe auf fünf Rennfahrer - unter anderem konnte Politt das Tempo nicht mehr mitgehen - und zu dieser Gruppe schlossen bei noch 53 zu fahrenden Kilometern die Favoriten auf. Alaphilippe hatte die Initiative ergriffen, woraufhin sich das Feld geteilt hatte und nur noch die Favoriten - zu denen natürlich der Franzose, aber auch Van Aert, sein Landsmann Jasper Stuyven, Mathieu van der Poel (Niederlande), Europameister Sonny Colbrelli (Italien), Tom Pidcock (Großbritannien) und Zdenek Stybar (Tschechien) gehörten - übrig blieben, die damit den Sprung nach vorne schafften. Damit lagen rund 25 Fahrer in Führung und die Vorentscheidung war gefallen, weitere Fahrer konnten von hinten nicht mehr aufschließen.

Nachdem Alaphilippe vorher auch schon einige Male das Tempo verschärft hatte, bereitete Madouas 21 Kilometer vor dem Ziel eine weitere Attacke von Alaphilippe vor. Er spannte sich an die Spitze der Gruppe, erhöhte mit seinem Teamkollegen am Rad das Tempo, der daraufhin angriff. Nur Neilson Powless (USA) und Giacomo Nizzolo (Italien) konnten folgen, woraufhin deutlich wurde, das Van Aert offenbar nicht seinen besten Tag hatte. Zwar wurde das Trio noch einmal zurückgeholt, doch 17 Kilometer vor dem Ziel versuchte es Alaphilippe noch einmal - und dieses Mal blieb niemand an seinem Hinterrad.

Hinter ihm bildete sich eine vierköpfige Verfolgergruppe mit Van Baarle, Valgren, Stuyven und Powless, die lange Zeit nur 15, 20 Sekunden Rückstand hatte, doch Julian Alaphilippe zog weiter durch und konnte sich erneut als Weltmeister feiern lassen. Er bog bereits jubelnd auf die Zielgerade ein und überquerte 32 Sekunden vor Van Baarle und Valgren den Zielstrich. Lokalmatador Stuyven, dessen Elternhaus nur 150 Meter vom Zielstrich entfernt liegt, wurde sicherte sich in dem Sprint den undankbaren vierten Platz.

Deutsche Rennfahrer mit viel Pech
Obwohl Politt nach hartem Kampf auf einen guten 16. Platz fuhr, fiel die deutsche Bilanz durchwachsen aus. Als Alaphilippe seine Soloattacke startete, waren John Degenkolb, Pascal Ackermann und Maximilian Schachmann schon ausgeschieden. Alle Drei waren in Stürze verwickelt, wobei es Degenkolb am schlimmsten erwischte. Der Klassiker-Spezialist fiel so schwer auf den Kopf, dass sein Helm brach und er in die Krankenstation des Weltradsportverbandes UCI gebracht werden musste. Dort wurden zum Glück keine schweren Verletzungen festgestellt, allerdings schmerzhafte Hautabschürfungen und Prellungen. Degenkolb konnte aber noch vor Ende des Rennens wieder zum Teambus zurückkehren. «Es hat mich bei sehr hoher Geschwindigkeit sehr hart runtergehauen. Es war ein sehr unangenehmer Sturz, bei dem ich auch auf den Kopf gefallen bin und mein Helm gebrochen ist. Mir war auch für einen Moment schwindelig. Das muss man in den nächsten Tagen noch beobachten», beschrieb Degenkolb die Situation und sagte weiter: «Ich bin mega enttäuscht, dass mein WM-Rennen so zu Ende gegangen ist. Am Kurs herrschte eine atemberaubende Atmosphäre. Das war Gänsehautfeeling pur.»

Schachmann erlitt bei seinem Sturz auch noch einen Kettenschaden, bis der behoben war, verging so viel Zeit, dass der 27-Jährige nicht mehr zum Feld zurückkam und ausstieg. «Der Sturz war nicht so schlimm, aber ich erlitt dadurch auch einen Kettenschaden. Der neutrale Materialwagen hat mich stehen lassen, und bis der eigene kam, verging viel Zeit. Zeit, die ich nicht mehr aufholen konnte und woraufhin ich dann aufgegeben habe.» Auch Ackermann verlor den Kontakt zum Feld, gab vorzeitig auf. «In der Verpflegung sind vor mir welche gestürzt, dann konnte ich noch einmal das Loch zufahren, aber dann hat es mich aufgestellt.»

Nikias Arndt und Georg Zimmermann belegten die Plätze 67 und 68 (17:18 Min. zurück). Auch wenn es für die Deutschen nicht das erwünschte Resultat gab, zeigte sich Zimmermann von der Atmosphäre in Belgien begeistert: «Das war heute das coolste, was ich als Rennfahrer erleben durfte.»

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