Zürich (rad-net) - Der Fünfte der Mountainbike-Europameisterschaften, Reto Indergand, fährt 2020 für das Giant Factory Offroad Team. Der Schweizer war zuvor acht Jahre lang für das BMC Racing Team unterwegs, das sich Ende des vergangenen Jahres auflöste, respektive ins Team Absolute Absalon überging.
Reto Indergand schaute sich bereits nach einem neuen Team um, bevor das BMC Racing im September seine Auflösung bekannt gab. «Ich hatte nur einen Einjahresvertrag unterschrieben, der Ende 2019 sowieso ausgelaufen ist. Bereits im Sommer wurde mir klar, dass ich nach acht Jahren eine Veränderung möchte und einmal Teil eines anderen Teams werden will. So habe ich mich früh damit auseinandergesetzt und Gespräche geführt», erklärt Indergand.
Matthias Stirnemann, Pate seines jüngeren Sohnes, stellte den Kontakt zu Giant her. «Auf die Idee wäre ich selbst nicht gekommen», gestand Indergand, «das war ein Glückstreffer.» Mit Giant, beziehungsweise den verantwortlichen Personen, habe «die Chemie einfach super gestimmt» und so wurde man sich rasch einig. Damit hatte er seinen Vertrag bereits in trockenen Tüchern als der Rückzug von BMC bekannt wurde.
Neben Indergand verpflichtete Giant Factory Offroad auch noch den Franzosen Antoine Philipp, der 2020 zum ersten Mal in der Elite fährt. Philipp war 2019 U23-WM-Achter und stand im U23-Weltcup in Albstadt als Dritter auf dem Podest.
Die Weltcup-Serie wird vom Team unterstützt, für die kleineren Rennen wie dem Proffix Swiss Bike Cup hat Indergand eher familiäre, aber kompetente Unterstützung. Der Vater zweier Söhne vertraut da seiner Frau Jennifer und seinem Schwager Severin Sägesser, der seine eigene sportliche Karriere inzwischen beendet hat.
Seine letzten beiden U23-Jahre und die bisher gesamte Zeit in der Elite verbrachte Indergand bei BMC. Daher ist der Wechsel zu Giant für ihn eine unbekannte Situation. «Vor dem ersten Trainingslager war ich schon nervös. Auf lauter neue Leute zu treffen, war schon speziell», bekennt Reto Indergand. «Aber ich habe sofort viel Unterstützung gespürt.» Dass er jetzt als nominell stärkster Fahrer im Team für die Ergebnisse sorgen muss, das nimmt der 28-Jährige als «Herausforderung». «Jetzt kommen ja auch meine besten Jahre», meint er im Blick auf sein Alter, «von daher passt der Zeitpunkt».
Und dass man bei Giant in der Weiterentwicklung der Bikes auf seine Expertise zurückgreift, das gefalle ihm sehr. «Ich bin nicht nur für die Resultate angestellt», betont er.
Seit knapp zwei Jahren schon ist die Rede davon, dass Giant mit einem Team ins Cross-Country-Geschehen zurückkehren will. In einem Maßstab, der an die Zeiten der großen Giant-Teams heranreicht. Ende 2014 löste Giant sein Cross-Country-Weltcup-Team auf, das aus einem weiblichen Teil (Liv Pro XC) und einem männlichen Teil (Giant Pro XC) bestand, aber zusammen von Jan ten Tusscher geführt wurde. Mit Jolanda Neff, Maja Wloszczowska und Pauline Ferrand Prevot waren herausragende Rennfahrerinnen auf Liv-Bikes, der Damen-Marke von Giant, unterwegs. Bei den Herren waren das der Schwede Emil Lindgren, Fabian Giger aus der Schweiz und der Niederländer Michiel van der Heijden.
Ein Giant Factory Off-Road Team gibt es als Downhill-Team schon etliche Jahre und 2019 stießen tatsächlich auch zwei Cross-Country-Fahrern dazu. Doch mit den beiden jungen Cole Paton (USA) und Cameron Wright (Australien) fiel die Crew in der olympischen Disziplin nicht besonders auf. Wright war 2017 zwar Junioren-Weltmeister, doch 2019 tauchte er im U23-Weltcup nicht auf. Bei der U23-WM war der australische Vizemeister 18. Cole Paton und neu Stephan Davoust werden die Formation bei den nordamerikanischen Rennen vertreten.
Der Name Reto Indergand hebt das Niveau da schon deutlich an. In den vergangenen beiden Jahren war er jeweils Fünfter bei der EM und 2019 steht als beste Weltcup-Platzierung ein achter Rang in Albstadt zu Buche. Reto Indergand ist einer von fünf Schweizer Herren, die das nationale Kriterium für eine Nominierung zu den olympischen Spielen bereits erfüllt haben.
Antoine Philipp, bei der WM in Mont Sainte Anne, Achter des U23-Rennens, muss sich in seinem ersten Elite-Jahr erst beweisen.