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Sir Chris Hoy ist in Großbritannien ein Volksheld. Foto: Ian Langsdon
06.08.2012 14:24
Sir Chris Hoy: Der Ritter auf dem Rad

London (dpa) - «E.T.» ist Schuld an Chris Hoys einzigartiger Radsport-Karriere. Nach dem Kinoerlebnis Anfang der 80er Jahre, bei dem Kids auf BMX-Rändern den kleinen Außerirdischen retteten, wachte der siebenjährige Chris morgens auf und wollte dieser neumodischen Bewegung angehören.

Heute hat der starke Schotte längst das BMX-Rad gegen ein futuristisches Bahnrad eingetauscht. Im Königreich stieg er zum Sporthelden mit Popstar-Status auf. Am Dienstag könnte der «Knight Rider», den die Queen 2009 zum Ritter schlug, im Keirin sein sechstes Gold holen: Damit wäre er alleiniger britischer Rekord-Olympiasieger.

Hoy ist ein Ritter, wie er im modernen Märchenbuch auftauchen könnte. Der 36-Jährige will lieber nicht «Sir» genannt werden. «Er ist genauso sympathisch, wie er im Fernsehen rüberkommt. Er hat sich überhaupt nicht verändert, seit er diesen Status hat», sagt Hoys deutscher Trainer Jan van Eijden.

Als der jüngere Teamkollege Jason Kenny in Hoys Paradedisziplin Sprint den Vorzug in London bekam, wünschte der seinem Teamkollegen einfach nur «alles Gute». «Ritterlich» sei das gewesen, fand «The Times». Als die britischen Athleten vor diesen Spielen erstmals ein Mitspracherecht für ihren Fahnenträger hatten, wurde wer gewählt? Natürlich Hoy.

In Peking holte er dreimal Gold - das war bei Olympia seit dem Schwimmer Henry Taylor 1908 keinem Briten gelungen. Erfolgreichster schottischer Olympionike ist Hoy sowieso. Viele sagen gar: der größte lebende Schotte. Nein, wiegelt Hoy ab: «Ich habe den größten Schotten schon getroffen - Sean Connery. Wir haben vor vier Jahren in Wimbledon mal einen Tee zusammen getrunken, und es war sehr besonders, von ihm Making-of-Storys zu den Bond-Filmen zu hören.»

Er ist ein Perfektionist im Training und auch sonst ein «Mr. Perfect». Private Skandälchen? Fehlanzeige. Verheiratet ist er mit Sarra, einer Anwältin aus seiner Heimatstadt Edinburgh. Und bei allem Understatement: Hoy ist ein echter Megastar, wie man es sich in Deutschland bei einem Bahnradsportler nicht vorstellen kann. «Er ist hier so berühmt wie bei uns damals Boris Becker und Steffi Graf», erklärt Coach van Eijden. Hoy ist auch das männliche britische Werbegesicht der Spiele: Im TV und auf Riesen-Hochhaus-Plakaten wirbt der markante Mann für Rasierschaum.

Hoy hält den Tour-de-France-Triumph seines alten Bahnrad-Kumpels Bradley Wiggins für das Größte, was je ein Sportler des Königreichs vollbracht hat. Aber wenn sich Hoy nun selbst von Ruder-Legende Steve Redgrave und dessen fünf Olympiasiegen absetzt, ist er dann nicht der Größte? Am Dienstag werden die Briten das dauerausverkaufte Velodrom wieder in ein Tollhaus verwandeln, sobald Sir Chris nur mit freiem Oberkörper im Stadion-Innenraum sitzt und in die Menge winkt.

Auch die Edel-Fans sind begeistert. Dieser Tage schmetterte Sir Paul McCartney in dem Rad-Tempel mit der Masse «Hey Jude - na na na na». Bei Hoys erstem Londoner Gold im Team-Sprint flogen sich Prinz William und Kate in die Arme. Und Premier David Cameron gab Prinz Harry «High Five».


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