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Lance Armstrong kommt nach der 8. Tour-Etappe abgeschlagen ins Ziel.
11.07.2010 18:46
Armstrong verliert an «schwarzem Tag» 11:45 Minuten

Morzine-Avoriaz (dpa) - Mit tiefen Furchen im Gesicht stellte der völlig frustrierte Lance Armstrong sein Rad in die Ecke. Nachdem der gedemütigte Rekordsieger den Kampf gegen das Alter verloren und seinen Traum vom achten Tour-Sieg begraben hatte, gestand der bald 39-Jährige seine Niederlage ein.

«Meine Tour ist beendet, aber ich bleibe natürlich. Das war heute ein sehr, sehr schwarzer Tag», sagte Armstrong nach seinem fulminanten Einbruch in den Alpen. Schier unglaubliche 11:45 Minuten büßte der ehemalige Tour-Dominator auf der 8. Etappe über 189 Kilometern auf Tagessieger Andy Schleck ein.

«Wenn ich ehrlich bin, tut er mir sogar etwas leid, weil es seine letzte Tour war», sagte Schleck über den geschlagenen Armstrong. Dessen Intimfeind Alberto Contador stellte in 1796 Metern Höhe hingegen die Weichen Richtung Titelverteidigung. Zwar musste der 27- Jährige eine Prestige-Niederlage gegen seinen schärfsten Herausforderer Schleck einstecken, der ihm zehn Sekunden abnahm. Aber besonders die bevorstehenden Härteprüfungen in den Pyrenäen und das Zeitfahren in Bordeaux stimmen den Madrilenen optimistisch.

Der Vorjahreszweite Schleck aus Luxemburg verspricht aber ein superschwerer Rivale zu werden. «Ich gehe jetzt Schritt für Schritt vorwärts. Wichtig ist, dass ich das Gelbe Trikot in Paris habe», sagte Andy Schleck.

Während der Teamkollege von Jens Voigt entspannt dem Ruhetag am Montag entgegenblicken konnte, war der deutsche Hoffnungsträger Tony Martin fast aller Illusionen beraubt. 24 Stunden nachdem der Eschborner bereits auf dem Weg zur Skistation des Rousses völlig eingebrochen war, fuhr der 25-Jährige auch auf der zweiten Alpenetappe meilenweit hinterher. «Ich hatte schon seit ein paar Tagen schlechte Beine. Ich konzentriere mich jetzt auf Etappensiege», sagte Martin, bevor er ein erneutes Frusterlebnis zu verdauen hatte und weitere 24:11 Minuten verlor.

Wie US-Altmeister Armstrong, dem die Doping-Vorwürfe seines Ex-Teamkollegen Floyd Landis doch zuzusetzen scheinen, strampelte Martin noch ums sportliche Überleben, als die Topfahrer bereits um den Etappenerfolg kämpften. Dabei gewann Andy Schleck dank eines Schlussspurts vor dem Spanier Samuel Sanchez. Das Gelbe Trikot wechselte von Vortages-Solosieger Sylvain Chavanel zum australischen Weltmeister Cadel Evans.

Armstrong wird das «Maillot Jaune», das er in seiner Karriere schon an 57 Tagen getragen hatte, nie mehr überziehen. Der ohnehin kühne Traum vom achten Coup ging bereits nach der ersten Kletter- Tortur zu Ende. Unfreiwillig behielt der Amerikaner recht, der in den Alpen «eine neue Wendung» im Klassement prognostiziert hatte. In der Gesamtwertung führt Evans nun vor Andy Schleck (+20 Sekunden Rückstand) und Contador (+1,01 Minuten).

Die Entscheidung um den Tagessieg bei der einzigen Bergankunft in den Alpen brachte der 13,6 Kilometer lange Schlussanstieg hinauf zur Skistation Morzine-Avoriaz. Beim Ausscheidungsrennen der Spitzenleute, bei dem Contadors Astana-Team gnadenlos die Tempoarbeit verschärfte, jubelte am Ende Schleck. Dass der 25 Jahre alte Saxo- Bank-Profi seinem Astana-Kapitän Contador das Wasser reichen kann, glaubt Alexander Winokurow aber nicht. «Die Niederlage gegen Schleck war heute nicht dramatisch», sagte der Kasache.

Für Armstrong brachte die 8. Etappe einen rabenschwarzen Tag. Schon unterwegs hatte der RadioShack-Kapitän, dessen Edelhelfer Andreas Klöden mit Contador mitgehen durfte, vier Jahre nach Landis` durch Doping erschwindelter Triumphfahrt nach Morzine-Avoriaz zwei Schrecksekunden zu überstehen.

Erst musste er nach sechs Kilometern einen Abstecher ins Gras machen, um einem Massensturz auszuweichen. Dann erwischte es ihn 50 Kilometer vor dem Ziel, als der Texaner auf den Asphalt aufschlug und sich sein Trikot am Rücken aufriss. «Ich fühlte mich am Anfang stark, aber nach dem Sturz wurde ich müde und der vorletzte Anstieg auf den Col de La Ramaz hat mir den Rest gegeben», sagte Armstrong.

Pech hatte zunächst auch Weltmeister Evans. Statt wie angekündigt Contador und Co. zu attackieren, stürzte der Australier ebenfalls bei Kilometer sechs und verletzte sich an Hand und Schulter. Evans biss aber auf die Zähne und belohnte sich im Wintersportort mit dem Gelben Trikot für seine Courage.


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