Verona (dpa) - Ivan Basso ist wieder da. Eineinhalb Jahre nach Ablauf seiner Dopingsperre trumpfte der 32-Jährige beim 93. Giro d'Italia wie zu alten Zeiten auf.

Der italienische Radprofi, der mit einem relativ komfortablen Vorsprung ins abschließende Zeitfahren rund um Verona ging, führt sein erstaunliches Comeback auf einen heilsamen Schock und harte Arbeit zurück. «Der Giro-Sieg 2006 war der Höhepunkt meiner Karriere. Danach kam ein tiefer Fall», umschrieb Basso seine zweijährige Zwangspause, die ihm wegen seiner Zusammenarbeit mit dem mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes auferlegt wurde.

Nach dieser «schwierigen Zeit» habe er sich entschlossen «zurückzukehren und das Vertrauen der Fans wiederzugewinnen», lautete Bassos Begründung für seinen Höhenflug vier Jahre nach dem ersten Giro-Sieg.

Noch während seiner Sperre hatte sich der Liquigas-Kapitän unter die Fittiche des Sportwissenschaftlers Aldo Sassi begeben und ein monströses Trainingsprogramm begonnen. «Ich stehe früh auf, verbringe acht bis neun Stunden auf dem Rad und überwinde dabei 3000 Höhenmeter», berichtete Basso. Diese Art des Training macht der frühere Jan-Ullrich-Rivale dafür verantwortlich, dass er bei den langen Bergetappen so souverän ausgesehen hat. Auch am Samstag beim Tagessieg des Schweizers Johann Tschopp hatte er alle Konkurrenten im Griff und erreichte als Dritter den Gipfel in Ponte di Legno-Tonale.

Bassos Coach Sassi ist überzeugt davon, dass sein Schützling sauber fährt: «Ich denke nicht, dass die Leute Ivans Leistung anzweifeln sollten. Er hat vieles verändert. Ich vertraue ihm total», sagte er dem Branchendienst «cyclingnews». Basso, Teamkollege des kürzlich suspendierten Italieners Franco Pellizotti, sei zurück auf seinem «wahren Level.»

Altmeister Gilberto Simoni gehört zu denen, die Basso zumindest nicht für ehrlich halten. «Er ist falsch. Er verbreitet die Aura eines Heiligen. Aber er predigt Wasser, während er Wein trinkt», sagte Simoni und spielte auf die Giro-Etappe nach Aprica vor vier Jahren an. Damals soll Basso seinem Landsmann Simoni Geld offeriert haben, wenn dieser ihm den Etappensieg überlasse. Während Basso diesen Vorwurf zurückweist, erneuert Simoni zyklisch diese Anschuldigung.

Den Etappensieg in Aprica 2006 hatte Basso mit dem Foto seines kurz zuvor geborenen Sohnes gefeiert, das er beim Passieren des Zielstrichs in die Kameras gehalten hatte. Vier Wochen später war klar, dass er damals in Madrid schon Blutbeutel gelagert hatte. Als er in diesem Jahr in Aprica das Rosa Trikot eroberte, küsste er seinen Ehering. Die Zukunft wird erweisen, ob Basso in diesem Jahr reineren Herzens jubelte. Denn zwei bis vier Wochen muss man auf die Auswertung der letzten Kontrollen des Giro 2010 warten. In den vergangenen Jahren musste das Gesamtklassement der Italien-Rundfahrt jedenfalls des Öfteren nachträglich noch geändert werden.