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Der Spanier Alberto Contador 2007 bei der Tour de France.
02.07.2009 14:54
Wird 96. Tour zur Armstrong-Show?

Monte Carlo (dpa) - Die 96. Tour de France, die am 3. Juli in Monaco mit einem 15,5 Kilometer langen Zeitfahren beginnt, ist auch in diesem Jahr eine Reise ins Ungewisse.

Im Vorjahr dauerte es bis zum ersten Dopingfall sechs Tage. Diesmal erschütterte der Positiv-Befund des Niederländers Thomas Dekker drei Tage vor Tour-Start die Szene. Ob die Veranstalter mit dem Aussortieren der Problemfälle Valverde und Boonen und der Ankündigung neuer Testmethoden genug Vorsorge betrieben haben, wird sich auf den 3459,5 Kilometern zwischen Fürstentum und Paris zeigen. Am 26. Juli auf den Champs Elysées steht dann auch das Ergebnis des Selbstversuchs von Lance Armstrong fest. Kann der Rückkehrer vier Jahre nach seiner letzten Pedalumdrehung in Paris mit seinem achten Toursieg eine weiteres «Sportwunder» vollbringen?

Die Zeit und sein Teamkollege Alberto Contador dürften die heftigsten Widersacher des 37-Jährigen sein. «Mit 40 die Tour zu gewinnen ist zu spät, also muss ich mich beeilen», ist das Credo des texanischen Radprofis, der den Giro d'Italia als Vorbereitung auf Rang zwölf beendete. Für den Sieg Nummer acht müsste Armstrong die offene Revolution in seinem Astana-Team anzetteln. Contador ist der Topfavorit der Rundfahrt und - nach offizieller Lesart - der Kapitän des kasachischen Teams, das wegen Finanz-Schwierigkeiten lange um den Tour-Start zittern musste. Der Spanier, der die Tour 2007 gewann und im Folgejahr den Giro und die Vuelta, belegt Platz eins in der Hitliste vieler Experten. Altmeister Eddy Merckx und die deutsche Tour-Hoffnung Linus Gerdemann sind nur zwei von ihnen. Anderer Meinung ist der mittlerweile zum Tour-Inventar zählende Jens Voigt: «Von 1000 Euro würde ich 800 auf Lance setzen».

Armstrong selbst spricht nur zaghaft vom achten Coup. «Meine Kondition ist gut - vielleicht nicht die beste meines Lebens, aber ich fahre mit um den Sieg», sagte der geheilte Krebspatient und vierfache Vater. Eines beschied er aber in gewohnt-selbstbewusster Armstrong-Manier seinen Skeptikern: «Diejenigen, die mir Rang zehn prognostizieren, werden sich verdammt täuschen.»

Das Feld der deutschen Tour-Starter ist mit 15 Teilnehmern so groß wie selten. Die Aussichten auf Außergewöhnliches sind aber im Vergleich zu den fragwürdigen Hochzeiten eines Jan Ullrich oder Erik Zabel eher gering. Das größte Überraschungs-Potenzial könnte Tour- Novize Tony Martin bieten. Der 24-jährige Erfurter vom Team Columbia- HTC hat sich in atemberaubender Geschwindigkeit vom reinen Zeitfahrer zum Allrounder entwickelt und erregte mit Platz zwei bei der Tour de Suisse viel Aufsehen. «Ich konzentriere mich in erster Linie auf die drei Zeitfahren und peile das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers höchstens etappenweise an», erklärte Martin. Tageserfolge stehen auf den Wunschzetteln von Gerdemann, Fabian Wegmann, Voigt und den Sprintern Gerald Ciolek und Heinrich Haussler. Die beiden sind auch Kandidaten für das Grüne Trikot des Punktbesten, das Zabel einst gepachtet hatte.

Auf durch den möglichen «Bruderkampf» zwischen Armstrong und Contador entstehende Lücken hoffen in erster Linie Vorjahressieger Carlos Sastre (Spanien), der «ewige Zweite» Cadel Evans (Australien) und Giro-Gewinner Denis Mentschow (Russland). So harte Konkurrenz hat der stärkste Sprinter, Mark Cavendish von Columbia, nicht zu brechen. Gegen den Briten, der 2008 vier Etappen gewann, ist wahrscheinlich kein Kraut gewachsen. Ohne den verletzten Robbie McEwen und Tom Boonen ist das Feld seiner Widersacher noch übersichtlicher. Milram- Profi Ciolek und Cervélo-Fahrer Haussler müssen in Massensprints auf besondere Konstellationen oder leichte Anstiege hoffen, um Cavendish beizukommen.

Kein gutes Omen für die mit drei Bergankünften gespickte Tour - darunter den gefürchteten Mont Ventoux als vermeintlichen «Wahrsager» einen Tag vor dem Finale - ist ein fast parallel zur offiziellen Fahrer-Präsentation angesetzter Termin: Für Donnerstag lud der noch wegen Blut-Dopings gesperrte Alexander Winokurow zu einer Pressekonferenz in ein Nobel-Hotel in Monte Carlo. Thema: Seine Rückkehr im September und die Zukunft des Astana-Teams.


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