Albstadt (rad-net) - Alban Lakata aus Österreich hat sich in Albstadt den Titel de Europameisters der Mountainbiker auf der Marathondistanz gesichert. Lakata setzte sich nach 95 Kilometern und 3:28:30 Stunden mit 38 Sekunden Vorsprung vor dem Dänen Peter Riis Andersen sowie Urs Huber aus der Schweiz durch. Karl Platt als bester Deutscher verpasste trotz seiner besten EM-Platzierung eine Medaille um 1:21 Minuten.
Den Titel der Europameisterin sicherte sich mit einer überragenden Leistung auf der zweiten Hälfte der Distanz Esther Süss aus der Schweiz. Sie setzte sich in 4:02:33 Stundenn souverän vor Pia Sundstedt durch. Die Finnin verlor zunächst gut 30 Sekunden durch einen Defekt zur Halbzeit des Rennens und kam am Ende mit 5:38 Minuten Rückstand das Ziel. Bronze ging an Antonia Wipfli aus der Schweiz. Beste Deutsche wurde Bianca Knöpfle auf Platz vier.
Viel Pech hatte der ehemalige Europameister Hannes Genze. Auf der zweiten Runde mit gut 30 Sekunden Rückstand in der ersten Verfolgergruppe unterwegs, musste der Albgold-Biker nach einem schweren Sturz ausscheiden. „Mir ist leider einer über das Vorderrad gefahren“, so Genze.
Für die einzige deutsche Medaille sorgte auf dem Vier-Runden-Kurs in der Katgorie U23 der Damen Nadine Rieder aus Sonthofen. Im Kampf um den Titel hatte Rieder zwar keine Chance, sicherte sich in 5:05:05 Stunden mit 18:12 Minuten Rückstand jedoch Silber.
Auf dem schnellen Kurs in Albstadt bildete sich im Männerfeld initiiert von Karl Platt bald eine dreiköpfige Spitzengruppe, zu der noch Andersen und der Schweizer Andreas Kugler gehörten. Nach der Hälfte der Distanz lagen 45 Sekunden zwischen dem Trio und einer siebenköpfigen Verfolgergruppe, die sich aber nicht abschütteln ließ. Nach rund 50 Kilometern fuhren vier Fahrer, darunter auch Huber, Lakata und Topfavorit Thomas Dietsch aus Frankreich nach vorne auf. Nicht mehr mit dabei war zu diesem Zeitpunkt bereits Hannes Genze.
Auch nach dem Zusammenschluss blieb es nicht lange ruhig. „Ich hatte am Anfang keine guten Beine, vielleicht auch weil ich sehr nervös war, weil man mir eine Favoritenrolle zugedacht hatte. Aber nach der Hälfte lief es super“, so Lakata im Ziel. Das nutzte er, gemeinsam mit Huber, zu einer Attacke nach etwa 60 Kilometern. Lukas Buchli aus der Schweiz ging ebenfalls mit und das Trio passierte mit einem Vorsprung von 20 Sekunden die Zeitmessung, 23 Kilometer vor dem Ziel.
Während Buchli das Tempo anschließend nicht halten konnte und zurück fiel, mobilisierte Andersen aus der Verfolgergruppe heraus noch einmal mit aller Macht und schaffte den Anschluss an das Spitzenduo. „Damit habe ich mich wohl für den Sieg disqualifiziert“, so Andersen später zu seinem Kraftakt. Lakata nutzte seine Stärke und setzte sich am letzten kleineren Anstieg ab. „Da habe ich noch mal Vollgas gegeben. Auf einen Sprint wollte ich es nicht ankommen lassen“, so der Österreicher.
Andersen bezwang Urs Huber im Sprint und zeigte sich mit Silber sehr zufrieden. „Das hätte ich heute morgen nicht gedacht. Ich habe vorgestern noch eine Medizin-Prüfung gehabt und habe kaum lange trainieren können“, sagte Andersen, der schon mehrfach knapp an internationalen Medaillen vorbei gefahren war. Der Däne war damit der letzte verbliebene Alb-Gold-Fahrer, nachdem Tim Böhme (Freiburg) und Lokalmatador Torsten Marx (Hechingen) aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegen waren und Jochen Käß (Weil im Schönbuch) nach 70 Kilometern das Rennen verließ, um sich für die Cross-Country-Weltmeisterschaft in der kommenden Woche zu schonen.
Dem Schweizer Urs Huber war die Farbe der Medaille letztlich egal. „Ich wollte unbedingt eine Medaille und ich habe mich sehr gut gefühlt. Für mich ist das mein bisher größter Erfolg“, so Huber.
Bei den Damen entwickelten sich zwei Duelle. Um Gold kämpften Esther Süss und Pia Sundstedt. Die Finnin verlor nach rund 40 Kilometern Luft im Vorderrad. Süss wartete zuerst noch, doch als Sundstedt das Vorderrad wechselte war sie weg. Süss blieb ein langer Alleingang, in dem sie immer fürchtete, dass sie von der Ex-Straßenfahrerin noch eingeholt wird. „Ich musste schon kämpfen, weil ich dachte Pia kann auf dem letzten Stück noch kommen. Aber ich muss auch sagen, ich hatte extrem gute Beine heute“, erzählte Süss im Ziel, das sie laut jubelnd erreichte. „Ich habe lange für diesen Erfolg gearbeitet“, sagte sie erleichtert.
Sundstedt bekannte dagegen Enttäuscung. „Aber ich will mich über eine Medaille nicht beklagen“, meinte die 32-Jährige. Dritte wurde überraschend Antonia Wipfli. „Damit hätte ich nie gerechnet.“ Wipfli konnte die zweite große Überraschung, Bianca Knöpfle (Hubertshofen) in einer Abfahrt distanzieren. „Da konnte ich ihr nicht folgen. Ich habe zwar die Lücke noch mal zu gefahren aber es hat mich zu viel Kraft gekostet“, sagte die etatmäßige Straßenfahrerin Knöpfle, die für das Team Rothaus-Cube quasi als Mountainbike-Gastfahrerin unterwegs ist.
Den ersten Europameister-Titel der U23 gewann überraschend der Österreicher Jakob Nimpf. Nimpf war erst gegen Ende des Rennens im Bilde über seine hervorragende Ausgangsposition. „Ich bin hier ohne Ziel her gekommen, weil ich als Medizinstudent zuletzt noch viele Prüfungen hatte“, sagte er Überraschungssieger, der seinen Landsmann Daniel Federspiel und den lange Führenden Vivien Legastelois aus Frankreich hinter sich ließ.
Den Mountainbike-Marathon beim Bike-Festival in Willingen gewann Olympiasieger Bart Brentjens aus den Niederlanden. Er setzte sich nach 123 Kilometern vor Andreas Strobel aus Garmisch-Partenkirchen und dem Österreicher Silvio Wieltsching durch.