Palma de Mallorca (dpa) - Auch zum Abschluss der Bahnrad- Weltmeisterschaften in Palma de Mallorca sind die deutschen Medaillen-Träume unerfüllt geblieben. Die mit großen Ambitionen ins Rennen gegangene Christin Muche aus Cottbus wurde wegen unfairer Fahrweise im Keirin disqualifiziert. Den Sieg sicherte sich Victoria Pendleton. Die 26-Jährige aus Großbritannien avancierte mit den Titeln im Sprint und Teamsprint zur erfolgreichsten Sportlerin der Titelkämpfe.
Der Niederländer Theo Bos verteidigte bei den Männern seinen Titel im Sprint. Er setzte sich in zwei Läufen gegen den Franzosen Gregory Bauge durch. Dritter wurde Mickael Bourgain aus Frankreich. Die deutschen Starter Maximilian Levy (Cottbus) und Stefan Nimke (Schwerin) kamen auf die Plätze fünf und sechs. Die Australierin Katherine Bates gewann das Punktefahren der Frauen. Charlotte Becker aus Berlin wurde in dieser Disziplin mit neun Punkten Achte.
Die Sechs-Tage-Spezialisten Bruno Risi/Franco Marvulli aus der Schweiz gewannen das Zweier-Mannschaftsfahren. Nach 50 Kilometern verwiesen die Eidgenossen Peter Schep/Danny Stam aus den Niederlanden und die Tschechen Alois Kankovsky/Petr Lazar auf die Plätze. Das deutsche Duo mit dem Berliner Guido Fulst und dem Schwaikheimer Leif Lampater wurde nur Zehnter. «Sie wollten zu viel und haben sich an die falschen Mannschaften gehalten», sagte Bundestrainer Uwe Freese.
Der Brite Chris Hoy verteidigte seinen Titel im Zeitfahren über 1000 Meter. Es war die vierte Goldmedaille der britischen Sprinter unter dem deutschen Teamchef Jan van Eijden (Dudenhofen). Die deutschen Starter Levy und Michael Seidenbecher (Erfurt) landeten auf Rang sieben und neun.
Mit nur einer Silber- und einer Bronze-Medaille durch Robert Bartko (Berlin) in der Einerverfolgung sowie Robert Förstemann (Gera), Maximilian Levy (Cottbus) und Stefan Nimke (Schwerin) im Teamsprint kann der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) alles andere als zufrieden sein. Gerade in den wichtigsten Disziplinen wie der Mannschaftsverfolgung oder dem Sprint hinken die Athleten den anderen Nationen hinterher. «Wir wollten das Ergebnis von Bordeaux 2006 mit zwei Mal Gold und einmal Bronze verbessern, das ist nicht gelungen. Aber wir haben die Möglichkeit, bis Olympia 2008 in Peking die Probleme zu lösen. Klar ist jedoch auch, dass wir jetzt keine Zeit mehr zu verlieren haben», sagte Sportdirektor Burckhard Bremer.
Eine Lösung könnte die Übernahme der Struktur des britischen Verbandes sein, der in Palma eine Medaille nach der anderen holte. Damit würde der BDR teilweise zum DDR-System zurückkehren, in dem die Sportler an bestimmte Stützpunkte delegiert wurden. «Finanziell sind 95 Prozent unserer Fahrer durch Bundeswehr und Bundespolizei abgesichert wie die Briten. Daher halte ich es für möglich, uns an deren Struktur anzulegen», sagte Bremer und regte ernsthafte Gespräche mit Landesverbänden und Trainern unmittelbar nach den Titelkämpfen an.