Köln (dpa) - Christian Knees hat für seinen Mannschaft-Kapitän Erik Zabel (Unna) bei «Rund um Köln» die Kohlen aus dem Feuer geholt. Der 25-jährige Bornheimer gewann überraschend die 91. Austragung des rheinischen Klassikers nach 202,8 Kilometern im Alleingang.
Den taktischen Spielereien im Finale fiel der Vorjahressieger David Kopp vom Team Gerolsteiner zum Opfer. In einer vierköpfigen Ausreißergruppe hatte der Kölner gegen zwei Niederländer und Knees keine Chance, obwohl er wahrscheinlich der stärkste Fahrer an diesem verregneten Nachmittag war. «Die beiden Holländer sind nur gegen mich gefahren», sagte Kopp.
Knees, der seinen ersten Profisieg feierte, attackierte auf den letzten sieben Kilometern zwei Mal. Zwei Kilometer vor dem Ziel kam der Milram-Profi entscheidend weg und verwies Kopp mit fünf Sekunden Rückstand auf Rang zwei vor dem Niederländer Kai Reus. Neben dem Gerolsteiner-Team gehörte vor allem die zuletzt nicht gerade vom Glück begünstigte Bonner T-Mobile-Mannschaft zu den großen Verlierern in diesem besonders für deutsche Radprofis prestigeträchtigen Rennen.
«Nachdem meine Kapitäne Zabel und Petacchi im Hauptfeld zurück lagen, konnte ich auf eigene Regie vorne taktieren. Mein erster Sieg direkt vor der Haustür - das war super», freute sich Knees, der auch von einem Stillhalte-Abkommen mit seinem früheren Team-Kollegen Kopp profitierte. «Wir hatten ausgemacht, dass keiner dem anderen nachfährt, wenn er attackiert. Ich hatte gehofft, dass mich die Holländer noch an Christian heranführen. Dann hätte ich im Schlussspurt eine Chance gehabt», erklärte Kopp.
Das Hauptfeld mit den Favoriten Erik Zabel (Unna) und Alessandro Petacchi (Italien), die auf einen Massensprint spekulierten, hatten 50 Kilometer vor dem Ziel mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun. 42 Kilometer vor dem Ziel hatte Vorjahressieger Kopp, vor zehn Tagen sensationell Zweiter bei Gent-Wevelgem, erfolgreich mit drei weiteren Fahrern aus einer Spitzengruppe heraus attackiert und sich abgesetzt. «Für meinen Geschmack hatte Kopp schon früh sehr viel Kraft investiert - die fehlte vielleicht zuletzt», meinte sein Teamchef Hans-Michael Holczer.
«Rund um Köln» bildete den Auftakt der neu ins Leben gerufenen Internationalen deutschen Meisterschaft. Die vom Reiseunternehmen Tui gesponserte Wettkampfserie umfasst 17 Rennen in Deutschland, unabhängig vom internationalen Status. Dem im Oktober feststehenden Gesamtsieger winken 30 000 Euro.
Jan Ullrich mag aus seinem Trainingslager in der Toskana etwas wehmütig nach Köln geschaut haben. Mit seinem Solosieg vor drei Jahren hatte er sich den Weg zu seinem wohl zweitbesten Profijahr geebnet. Nach einer überstandenen Kniereizung hofft Ullrich bei der Tour de Romandie am 25. April auf seinen verspäteten Saisoneinstieg.