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Jens Voigt musste die 92. Tour de France vorzeitig beenden.
14.07.2005 13:56
Starker Wille, schwacher Körper: Voigt gescheitert

Digne-les-Bains (dpa) - Leerer Blick, kurzer Atem, schwere Beine - sichtlich gezeichnet kämpfte sich Jens Voigt ins Ziel. Stundenlang hatte er die Warnzeichen des Körpers ignoriert, stundenlang auf eine Belohnung für seinen einsamen Kampf gegen die Uhr gehofft.

Am Ende fehlten ganze 41 Sekunden, um unter dem im Regelheft festgeschriebenen Zeitlimit zu bleiben. Erst Stunden später fand er wieder die Kraft für Erklärungen: «Dass ich diese Etappe durchgefahren bin, war meine stärkste Leistung der diesjährigen Tour. Ich hatte ja schon oben auf dem Berg 40 Kilometer Rückstand.»

Von den Glücksgefühlen der vergangenen Tage ist wenig geblieben. Nur vier Tage nach seinem Parforceritt ins Gelbe Trikot trat der 33 Jahre alte Berliner als erster von insgesamt 16 deutschen Fahrern frustriert die Heimreise an. Schon am Ruhetag in Grenoble fiel das Training verdächtig schwer, nur 24 Stunden später wurde jeder Kilometer auf der schweren Alpenetappe von Courchevel nach Briancon zur Hölle. «Schon kurz nach dem Start habe ich gemerkt, Junge, das wird heute verdammt hart.»

Eine Bronchitis mit 40 Grad Fieber konnte zwar den Durchhaltewillen nicht brechen, schwächte aber den Körper. Vor allem den Anstieg hinauf auf den 2645 Meter hohen Col du Galibier wird Voigt so schnell nicht vergessen. Begleitet von den aufmunternden Worten des ehemaligen Radprofis Kim Andersen, der im Mannschaftswagen des dänischen Rennstalls CSC das drohende Aus zu verhindern suchte, mobilisierte er letzte Kräfte. «Er hat mir immer wieder zugerufen: Jens, Du musst schneller fahren, das wird ganz eng.»

An die Zieleinfahrt in Briancon kann sich der im bisherigen Saisonverlauf erfolgreichste deutsche Radprofi nur noch dunkel erinnern. «Da habe ich wirres Zeug geredet und sogar meine Physiotherapeutin nicht mehr erkannt», sagte Voigt. Alle Versuche der Teamleitung, gegen den Ausschluss zu protestieren, blieben vergebens. Nach kurzer Beratung zeigte der Daumen der Jury nach unten. Damit war der Tour-Ausschluss des noch am 10. Juli in Mulhouse umjubelten Radprofis besiegelt. «Das war keine Entscheidung des Herzens. Aber wir haben ein Reglement, an das wir uns halten müssen», sagte Jean-Michel Voets, der Präsident der zuständigen Kommission.

Bei aller Enttäuschung über sein zweites vorzeitiges Tour-Aus nach 2003 kann Voigt mit dieser Entscheidung der Tour-Direktion leben: «Die Regeln sind die Regeln. Mal sind sie gegen dich, mal profitierst du von ihnen.» Sein schwacher Trost: Er blieb nicht der einzige, der dem Zeitlimit zum Opfer fiel. Der Belgier Kevin Hulsmans vom Team Quick Step kam noch nach Voigt ins Ziel.


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