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Jan Ullrich bei seinen Vorbereitungen auf das Zeitfahren.
03.07.2005 12:24
Merckx: Ullrich fehlt zerstörerischer Ehrgeiz

Hamburg (dpa) - Der fünfmalige Tour de France-Sieger Eddy Merckx hat Jan Ullrich ein verheerendes Zeugnis ausgestellt und dem Deutschen die für große Siege notwendige Beharrlichkeit abgesprochen.

«Ullrich ist nicht fähig, sich angemessen zu verhalten. Talent allein reicht nicht. Wenn man nicht hart arbeitet, dann schafft man es nicht ganz nach oben», sagte der 60-jährige Belgier in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel».

In dem vor dem Tour-Start mit der schweren Niederlage des Deutschen im Auftakt-Zeitfahren geführten Interview machte Merckx deutlich, dass der Amerikaner Lance Armstrong auch in diesem Jahr von Ullrich nicht zu schlagen sein wird: «Armstrong ist einfach besser in Form. Sein Ehrgeiz ist grenzenlos, er liebt diesen Kick, es allen zeigen zu wollen.»

Merckx zeigte sich enttäuscht von der Entwicklung Ullrichs, den er nach dessen Tour-Sieg 1997 als «Jahrhundert-Talent» bezeichnet und dem er mehrere Erfolge bei der Frankreich-Rundfahrt zugetraut hatte. «Ich war mir damals sicher angesichts seiner Überlegenheit. Er war so eindrucksvoll. Aber er kann dem Druck einfach nicht Stand halten, und ihm fehlt vor allem die nötige Motivation.» Er glaube, dass «Jan inzwischen müde im Kopf» sei.

Als mögliche Ursache für diese Entwicklung sieht der Belgier, der noch immer als der erfolgreichste Radprofi überhaupt gilt, Ullrichs Einstieg in den Radsport in der DDR. Er frage sich, ob Ullrich Radfahrer geworden sei, weil er das Radfahren wirklich mochte. «Oder ist er es nicht eher geworden, weil das System in der DDR es von ihm verlangt hat?« Bei Ullrich sei ein Talent zum Radfahren entdeckt worden, «also musste er zum Wohle des Staates fahren, er konnte sich nicht dagegen wehren». Er frage sich deshalb, ob Ullrich überhaupt Radrennfahrer werden wollte. Merckx: «Ich denke, bei Ullrich war viel Zwang dabei. Jan ist ein netter Kerl, aber ihm fehlt dieser zerstörerische Ehrgeiz, wie ihn Armstrong besitzt.»


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