Los Angeles (rad-net) - Goldener Abschluss für den BDR bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Los Angeles. René Wolff (RSC Turbine Erfurt) hat im Sprint das Regenbogentrikot des Weltmeisters geholt. Im Finale des Sprint-Turniers setzte sich der 26 Jahre alte Olympia-Dritte souverän in zwei Läufen gegen den Franzosen Mickaël Bourgain durch. Zuvor hatte er im Halbfinale den Australier Jobie Dajka ausgeschaltet.
„Das ist der schönste Tag in meinem Sportlerleben“, jubelte der Erfurter, „darauf habe ich 17 Jahre hingearbeitet.“ Sein erster Dank galt Trainer Jochen Wilhelm, den er per SMS über den Sieg informierte. „Richtiger Weltmeister“ lautete seine Botschaft nach Thüringen. „Der Sprint ist meine Hauptdisziplin“, erklärte er, „und deshalb ist diese Goldmedaille sogar wertvoller als der Olympiasieg im Teamsprint von Athen. Nur Gold bei Olympia im Sprint könnte diesen Triumph noch toppen“, meinte Wolff, der nach seinem Viertelfinalsieg über Keirin-Weltmeister Teun Mulder und dem Halbfinalsieg über Dajka begonnen hatte, an seine Chance auf das Regenbogentrikot zu glauben. „Ich bin in die beiden Finalläufe mit der Überzeugung gestartet, den Franzosen packen zu können und habe mir gesagt: So einfach wird es nie wieder. Die Chance musst du nutzen.“
Wolff profitierte ein wenig davon, dass Bourgain im Halbfinale vier Rennen absolvieren musste, nachdem sein Konkurrent Grégory Bauge im entscheidenden dritten Lauf nach einem Reifendefekt gestürzt war und das Rennen wiederholt werden musste. „Wenn er - wie ich - mit nur zwei Halbfinalrennen in den Beinen zum Finale angetreten wäre, hätte es enger werden können“, meinte der Deutsche, der am kommenden Wochenende zur Keirin-Serie nach Japan aufbrechen wird. „Wenn alles optimal läuft, kann ich dort mein Jahreseinkommen verdoppeln“, verschwieg Wolff sein finanzielles Interesse an der Reise nach Fernost nicht.
Durch Wolffs Goldmedaille schob sich das BDR-Team mit zwei Mal Gold und ein Mal Bronze noch auf Rang drei im Medaillenspiegel hinter Großbritannien (4/1/1) und den Niederlanden (2/3/3). „Wir haben den bei den Olympischen Spielen in Athen begonnen Aufwärtstrend fortgesetzt, zumal wir Goldmedaillen in den klassischen Disziplinen Einerverfolgung und Sprint gewonnen haben“, sagte der für den Leistungssport zuständige BDR-Vizepräsident Udo Sprenger. Zu den Goldmedaillen von René Wolff und Robert Bartko kommt noch die Bronzemedaille, die von den Teamsprintern Matthias John, René Wolff und Stefan Nimke zum Auftakt der Titelkämpfe gewonnen wurde. Bei Olympia hatten die deutschen Bahn-Asse 2004 ein Mal Gold und drei Mal Bronze gewonnen, bei den Bahn-Weltmeisterschaften vor einem Jahr in Melbourne war das Team mit nur einer Bronzemedaille durch Robert Bartko nach Hause gekommen.
Ohne Medaille blieben am letzten Tag der WM die Olympia-Vierten Robert Bartko und Guido Fulst (beide RSV „Werner Otto“ Berlin) im Madison-Rennen. In dem von den Briten Mark Cavendish und Robert Hayles mit einer Runde Vorsprung gewonnen Wettbewerb landete das BDR-Duo mit vier Punkten auf Rang neun. „Wir haben heute alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“, bedauerte Robert Bartko. Und Guido Fulst, der bereits im Punktefahren als Fünfter ohne Medaille geblieben war, meinte: „Das war nicht meine WM.“
Im Scratchrennen der Frauen, das die Russin Olga Slyusareva vor Katherine Bates (Australien) und Lyudmyla Vypyraylo (Ukraine) gewann, fuhr Charlotte Becker (RSV Unna) als Neunte über den Zielstrich. Zehn Runden vor Schluss hatte sie noch versucht, das Rennen mit einem Rundengewinn zu ihren Gunsten zu wenden. Ihre Attacke war indes nicht von Erfolg gekrönt. „Es hat gekribbelt, und da habe ich es halt versucht“, sagte die 21 Jahre alte Polizeimeisterin beim Bundesgrenzschutz, „vielleicht war der Angriff ein wenig zu spät. Ich habe dabei Körner gelassen und konnte mich bis zum Schlussspurt nicht ausreichend erholen“, meinte Becker selbstkritisch. Auf der Zielgeraden konnte sie dann gerade noch einem Sturz ausweichen. Vor ihr waren die Kanadierin Mandy Poitras, Virginie Moinard aus Frankreich und Rebecca Quinn aus den USA auf die Bahn gekracht.
Im von der Französin Clara Sanchez gewonnen Keirin-Wettbewerb der Frauen kam Susan Panzer (RSV „Werner Otto“ Berlin) nicht über die erste Runde hinaus. Nach einem dritten Platz im ersten Lauf reichte Rang vier im Hoffnungslauf nicht zum Einzug ins Halbfinale. „Ich habe versucht, das Rennen von vorne zu gewinnen“, meinte sie, „mit meinem normalen Leistungsvermögen müsste ich das auch schaffen, aber hier hat es nicht gereicht.“
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