Prag (dpa) - Zum ersten Mal hat ein Italiener die Friedensfahrt gewonnen. Michele Scarponi verteidigte sein auf der 4. Etappe erobertes Gelbes Trikot bis ins Ziel nach Prag und verwies den Polen Slawomir Kohut mit 20 Sekunden Rückstand auf den zweiten Rang.
Den Tagessieg auf dem letzten Abschnitt von Karlsbad nach Prag sicherte sich nach 184 km Erik Zabel (Unna), der damit seinen zweiten Etappenerfolg feiern konnte. Bester Deutscher im Gesamtklassement war der T-Mobile-Profi Christian Werner aus Wiesbaden auf dem fünften Platz. Die vorletzte Etappe in Karlsbad hatte der Schweizer David Loosli nach 185 km und sieben Bergwertungen für sich entschieden.
Die wegen der EU-Osterweiterung am 8. Mai in Brüssel gestartete Friedensfahrt kämpft ums finanzielle Überleben. Deshalb konnte sie die besondere PR durch den populären Zabel gut gebrauchen. Der prominenteste Starter kam bei der 57. Auflage nur langsam auf Touren, wurde seiner Rolle aber doch noch gerecht und feierte bei seiner zweiten Teilnahme seit 1992 zwei Etappensiege. «Wenn ein einziger großer Star im Feld fährt, schaut alles auf ihn. Da ist es manchmal nicht so leicht zu glänzen», meinte T-Mobile-Teamchef Frans van Looy, der anfangs Abstimmungsprobleme im Team hatte.
Allerdings lobte er ausdrücklich das Teamwork vor Zabels Sieg in Teplitz: «Da wurde ein Loch zu einer Spitzengruppe zugefahren, die zehn Kilometer vor dem Ziel noch 1:30 Minuten Vorsprung hatte. Das war klasse.» Der zwei Mal leicht gestürzte Zabel wollte in der Vier-Länder-Tour «in erster Linie Wettkampf-Kilometer» sammeln. «An den ersten Tagen fehlte mir im Spurt etwas die Spritzigkeit - das ist dann aber besser geworden. Die vielen Steigungen haben mir im Hinblick auf meine Vorbereitung auf die Tour de France geholfen», sagte der Weltranglisten-Zweite, der bei der Bayern-Rundfahrt an den Start geht.
Der 24-jährige Scarponi von Domina Vacanze ist kein unbeschriebenes Blatt. Der Team-Kollege des beim Giro d'Italia ausgestiegenen Ex-Weltmeisters Mario Cipollini wurde in diesem Jahr beim Flèche Wallonne Vierter, bei Lüttich-Bastogne-Lüttich Siebenter. «Wir haben hier auch im Hinblick auf die Tour, bei der ich die Spurts für Mario anziehen soll, eine starke Mannschaft an den Start gebracht. Das hat mit den Ausschlag für meinen Sieg gegeben», sagte Scarponi, der in Prag auf dem Altstädter Ring die Nachfolge des fünffachen Rekordsiegers Steffen Wesemann antrat. Die Siegprämie des Italieners betrug 8000 Euro.
Der tschechische Friedensfahrt-Chef Pavel Dolezel versprach: «Die Friedensfahrt geht weiter. Auch wenn wir vom Weltverband ab 2005 nach der Strukturänderung nicht in die Pro-Tour aufgenommen werden. Die Sponsoren machen in jedem Fall weiter.»
Karlsbad - Prag (184 km):
Rang | Name | Zeit |
1. | Erik Zabel (Unna) | 5:08:47 Std. |
2. | Marcin Lewandowski (Polen) | gleiche Zeit |
3. | Björn Schröder (Berlin) | gleiche Zeit |
4. | Christoph Roodhooft (Belgien) | gleiche Zeit |
5. | Giosuc Bonomi (Italien) | gleiche Zeit |
6. | Giuseppe Palumbo (Italien) | gleiche Zeit |
... | | |
19. | Rene Obst (Dresden) | + 0:03 Min. |
22. | Ralf Grabsch (Hürth) | gleiche Zeit |
31. | Christian Knees (Bornheim) | gleiche Zeit |
35. | Sebastian Siedler (Gera) | gleiche Zeit |
Endstand nach der 9. Etappe:
Rang | Name | Zeit |
1. | Michele Scarponi (Italien) | 39:16:14 Std. |
2. | Slawomir Kohut (Polen) | + 0:17 Min. |
3. | Roger Beuchat (Schweiz) | + 0:18 |
4. | Massimo Giunti (Italien) | + 0:37 |
5. | Christian Knees (Bornheim) | + 1:05 |
6. | Erwin Thijs (Belgien) | + 1:22 |
7. | Christian Werner (Wiesbaden) | + 1:34 |
8. | Ralf Grabsch (Hürth) | + 1:41 |
... | | |
13. | Stephan Schreck (Erfurt) | + 5:25 |
19. | Erik Zabel (Unna) | + 5:44 |
24. | Lars Wackernagel (Leipzig) | + 6:24 |
26. | Jan Schaffrath (Berlin) | + 8:06 |
37. | Jens Heppner (Kelmes/Belgien) | + 20:36 |
38. | Torsten Hiekmann (Berlin) | + 21:39 |
39. | Enrico Poitschke (Gera) | + 22:25 |