Tokio (rad-net) - Die Olympischen Spiele in Tokio könnten aufgrund des neuartigen Coronavirus doch abgesagt werden. Dies teilte Dick Pound, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP mit. Derzeitig gehe er aber von einem planmäßigen Verlauf der Spiele aus.
Der ehemalige kanadische Schwimmer, der seit 1978 und damit das dienstälteste Mitglied im IOC ist, erklärte, dass sich das IOC noch bis zu drei Monate Zeit lassen will, um eine endgültige Entscheidung über die Wettbewerbe in Tokio zu treffen. Ende Mai müsse man sich dann spätestens fragen, ob die Situation unter ausreichender Kontrolle sei, sodass man vertrauensvoll nach Tokio reisen könne.
Egal wie die Entscheidung dann ausfällt, sei sie allerdings endgültig, denn je näher die Spiele rücken, desto mehr muss organisiert oder auch wieder abgesagt werden: «Eine Menge Dinge müssen aufgebaut werden. Man muss die Sicherheit organisieren, das Essen, das Olympische Dorf und die Hotels. Die Medien müssen ihre Studios dort aufbauen.» Sollte die Vorbereitung durch den Verlauf des Virus also nicht planmäßig verlaufen können, so müsse man wahrscheinlich die Spiele absagen.
Doch Pound ermutigt die Athleten dazu, sich weiterhin wie gewohnt auf die Wettkämpfe vorzubereiten, die am 24. Juli beginnen sollen und zu denen 11.000 Sportler erwartet werden, sowie im August 4.400 paralympische Athleten: «So weit wir wissen, werdet ihr alle nach Tokio fliegen. Alle Anzeichen deuten zum jetzigen Zeitpunkt darauf hin, dass es wie gewohnt sein wird. Konzentrieren Sie sich also auf Ihren Sport und seien Sie sicher, dass das IOC Sie nicht in den Brandherd einer Pandemie schicken wird.»
Jeder weitere Schritt zur Vorbereitung der Spiele werde nun in Absprache mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und den nationalen Gesundheitsministerien besprochen. Doch eine Verschiebung oder Verlegung der Spiele sei unwahrscheinlich, da man ein Event dieser Größe nicht einfach drei Monate nach hinten verschieben und auch kaum ein anderes Land spontan als Gastgeber einspringen könne.
Japan hat offiziell bisher bereits 12,6 Milliarden US-Dollar in das Sportereignis investiert und könnte sich einen zweiten finanziellen Aufwand dieser Art nicht leisten, weshalb auch die Verschiebung um ein Jahr vermutlich nicht in Frage kommt.
Das IOC hat nun angekündigt, einen Fond über rund 1 Milliarde US-Dollar für unvorhersehbare Notfälle einzurichten. Dieser Fond soll dann in einer solchen Notlage den nationalen Sportverbänden und dem IOC aushelfen, dessen Einkommen zu 73 Prozent aus den Mediennutzungsrechten der internationalen Presse und TV-Sendern besteht.
Die Olympischen Spiele der Moderne sind in ihrer Geschichte seit 1896 erst einmal abgesagt worden, als sie 1940 aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht stattfinden konnten. Damals wäre der Gastgeber ebenfalls Tokio gewesen. Selbst in Rio de Janeiro 2016 fanden die Wettbewerbe trotz Ausbruch des Zika-Virus statt, der letztendlich auch keine Auswirkungen auf die Teilnehmer hatte.