Richmond (rad-net) - Das Einzelzeitfahren der Männer bei der Straßen-Weltmeisterschaft in Richmond (USA) ist mit einer faustdicken Überraschung zu Ende gegangen. Nicht etwa einer der Favoriten - Tony Martin, Rohan Dennis oder Taylor Phinney - holten sich den WM-Titel, sondern der Weißrusse Vasil Kiryienka. Er gewann in 1:02:29 Stunden für die 53,3 Kilometer lange Strecke neun Sekunden vor dem Italiener Adriano Malori und 26 Sekunden vor Jérôme Coppel aus Frankreich.
Tony Martin wurde 1:16 Minuten zurück Siebter. Tom Dumoulin (+1:01/Niederlande) fuhr auf Rang fünf, Rohan Dennis (+1:07/Australien) belegte Platz sechs und Lokalmatador Taylor Phinney wurde gar nur Zwölfter (+1:36). Der zweite deutsche Starter, Nikias Arndt belegte Rang 52 (+4:47).
Kiryienka, Malori und Coppel sind zwar keine unbeschriebenen Blätter in Sachen Zeitfahren - Kiryienka holte unter anderem schon zweimal WM-Bronze und schrammte im vergangenen Jahr als Vierter nur knapp an einer Medaille vorbei, Malori wurde 2008 U23-Weltmeister im Zeitfahren und Coppel fuhr bei den Junioren 2006 schon einmal auf den dritten Rang -, dennoch waren sie nicht auf der Liste der Favoriten. Der 34-jährige Kiryienka ist bekannt als unermüdlicher Helfer für seine Kapitäne im Team Sky, wie etwa Tour-Sieger Chris Froome, und wurde mit seinem zweiten WM-Titel seiner Karriere - 2008 wurde er schon einmal Weltmeister auf der Bahn im Punktefahren - für seinen Einsatz belohnt.
Für eine Überraschung sorgte auch der Pole Marcin Bialoblocki, der als Rennfahrer eines Continental-Teams, also eigentlich als Amateur, den neunten Platz belegte, nachdem er lange das Ranking mit 1:03:51 Stunden Fahrzeit angeführt hatte.
Tony Martin, der als letzter der insgesamt 65 Fahrer ins Rennen gestartet war, lag nur an der ersten von drei Zwischenzeiten auf Platz zwei mit elf Sekunden Rückstand in Schlagweite zu Vasil Kiryienka und auf Medaillenkurs, verlor danach aber immer mehr an Boden. Am Ende waren es 1:16 Minuten Rückstand auf den neuen Weltmeister.
Für Martin ist das Zeitfahr-Ergebnis bei der Weltmeisterschaft ein herber Rückschlag und eine große Enttäuschung, zum ersten Mal in sieben Jahren verpasste er das Podium. «Ich habe keine Antwort und kann es nicht erklären. Ich habe mich gut gefühlt und wollte Gold gewinnen. Auf den ersten acht Kilometern war noch alles in Ordnung, aber dann habe ich meinen Rhythmus verloren und nicht wiedergefunden», sagte Martin nach dem Rennen und ergänzte: »Die zweite Hälfte war mehr ein moralischer als ein physischer Kampf.»
Der 30-Jährige wollte sich unbedingt den WM-Titel zurückholen, nachdem er sich im vergangenen Jahr Sir Bradley Wiggins (Großbritannien) geschlagen geben musste. «Es zählt nur die Goldmedaille», hatte Martin in den vergangenen Tagen immer wiederholt.
Sportlerportrait Vasil Kiryienka
Sportlerportrait Adriano Malori
Sportlerportrait Jérôme Coppel
Sportlerportrait Tony Martin
Sportlerportrait Nikias Arndt