Lüttich (dpa) - Jan Ullrich hat den Härtetest bei seinem ersten Weltcup-Rennen nach 20 Monaten bestanden, auch wenn Lance Armstrong das erste ernsthaftere Duell der Saison nach einem kurzen Abtasten bei der Sarthe-Rundfahrt gegen ihn gewonnen hatte.

Der vierfache Toursieger verfehlte seinen ersten Weltcup-Sieg, den sich nach 258,5 km sein Ex-Helfer Tyler Hamilton (USA) im Alleingang holte. Der Texaner bewies mit rund 20 Sekunden Vorsprung vor Ullrich im Ziel des 89. Ardennen-Klassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich und einen couragierten Ausreiß-Versuch eine ansteigende Formkurve im Hinblick auf die Tour de France.

Aber auch Ullrich konnte 1:15 Minuten hinter dem Sieger mit seinem Abschneiden bei seiner Weltcup-Rückkehr nach dem Championat von Zürich 2001 zufrieden sein. «Jan ist zurück. Zwar noch nicht ganz vorne, aber er ist auf einem sehr guten Weg. Das war heute ein wichtiger Tag für uns», freute sich sein belgischer Betreuer Rudy Pevenage. Platz zwei hinter Hamilton belegte in Lüttich der Spanier Iban Mayo vor dem Niederländer Michael Boogerd.

Der 29 Jahre alte Olympiasieger hatte nach 14 Monaten Zwangspause mit zwei Knie-Operationen viel schlechtere Voraussetzungen als Armstrong. «Ich bin mit meinem Abschneiden sehr zufrieden und stolz darauf, was ich erreicht habe. Diese Distanz war in diesem Jahr noch Neuland für mich. Die letzten 30 Kilometer waren schon ganz schön hart. Für ganz vorne reicht es noch nicht bei mir, aber mein Aufbau stimmt», sagte ein erschöpfter Ullrich, der am Sonntag erst sein fünftes Rennen 2003 bestritt. Armstrong war mit einem Ausreiß-Versuch acht Kilometer vor dem Ziel gescheitert.

Ullrich wirkte beim Start zum ältesten und wahrscheinlich schwersten Klassiker, an dem er zuletzt 1995 nach seinem Eintritt ins Profilager teilgenommen hatte, nervös. Erst als letzter Fahrer kam der zweifache Weltmeister im Zeitfahren zur Einschreibung und verschwand danach gleich wieder im Coast-Mannschafts-Bus. Nach dem Startschuss beglückwünschte Armstrong Ullrich unterwegs zu seinem Erfolg am Ostermontag in Köln.

Eine Vorentscheidung auf der mit zehn Steigungen gespickten Strecke fiel an der Cote de la Redoute 35 km vor dem Ziel, an der Ullrich den Anschluss an die Schnellsten vorerst verlor. Ausreißer Axel Merckx (Belgien) wurde von einer dreiköpfigen Verfolgergruppe, die Armstrong anführte, 16 km vor dem Ziel gestellt. Aber auf dem vorletzten Anstieg auf der Cote de Saint Nicolas wurde die Gruppe von Verfolgern eingeholt und Armstrong resignierte. Fünf Kilometer vor dem Ziel attackierte Hamilton aus dem CSC-Team von Bjarne Riis und hielt dem Druck der Verfolger stand.

Mit den HEW-Cyclassics in Hamburg am 3. August wird der Weltcup fortgesetzt. Der Belgier Peter van Petegem, Gewinner der Flandern- Rundfahrt und Sieger bei Paris-Roubaix, geht als Spitzenreiter mit 200 Punkten in die Weltcup-Pause.

Ullrich hat vor der Tour noch sechs Renn-Termine: Am 1. Mai tritt er bei «Rund um den Henninger Turm» an, dann folgt am 10. Mai die Classica Alcobendas in Spanien, bei der auch Santiago Botero (Kolumbien) seinen Einstand im Telekom-Team geben will. Danach will der Coast-Kapitän bei der Asturien-Rundfahrt (13.17. Mai) starten, dann präsentiert er sich in Erfurt (am 31. Mai) und bei der Deutschland-Tour (3.-9. Juni) den deutschen Fans. Die Tour de Suisse (16.- 25. Juni) ist seine Generalprobe für Frankreich.

5. Weltcup-Rennen (258,5 km):