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Die Sprint-Europameister von St. Wendel: Die Schweizerin Kathrin Stirnemann und der Österreicher Daniel Federspiel. Bild unten: Stirnemann auf ihrem Weg zum Titel. Fotos: UEC; Marius Maasewerd/EGO-Promotion
05.06.2014 20:34
MTB-EM: Federspiel und Stirnemann holen Sprint-Titel - Stiebjahn Sechster

St. Wendel (rad-net) - Der Österreicher Daniel Federspiel (Ötztal-Scott) hat bei der Europameisterschaft in St. Wendel seinen Titel im Eliminator Sprint verteidigt. Der Deutsche Meister Simon Stiebjahn (Team Bulls) wurde Sechster. Bei den Damen siegte die Schweizerin Kathrin Stirnemann.

Federspiel war in St. Wendel nicht zu bezwingen. Außer im Achtelfinale, als er kurz in Bedrängnis geriet, konnte er jeweils taktieren und Kraft sparen. Im Finale wurde nach der Startgerade in einem Anstieg von allen vier Fahrern taktiert. «Ich war vorne und nicht am Anschlag, aber niemand ist vorbeigefahren. Ich wollte eigentlich taktisch fahren, aber als ich dann auf der Wiese immer noch vorne war und eine Lücke hatte, da habe ich durchgezogen», beschreibt Federspiel seinen Weg zu Gold.

Ralph Näf hatte jeweils am Start Schwierigkeiten, auch im Finale klemmte er sich gleich in den Windschatten von Fabrice Mels. Den Belgier konnte er dann mit einem Manöver vor einer Kurve passieren, eines, das er praktisch in jedem Lauf vollzog. «Ich hatte müde Beine und konnte am Start nicht mithalten. Ich habe viel mit Technik gemacht», erklärte Näf. Während beim vierten Finalisten Jeroen van Eck die Kräfte schwanden, konnte auch Mels nicht mehr dagegenhalten.

«Ich wusste, wenn ich ins Finale komme, ist vieles möglich, aber 'Feder' war heute klar stärker. Ich habe in jedem Lauf auch meine Fahrtechnik für Überholmanöver genutzt. Ich bin überglücklich mit Silber, es ist eine Genugtuung für mich, weil es zeigt, dass mein Weltmeistertitel 2012 kein Zufall war. Wenn es eine entsprechende Strecke ist, kann ich immer noch mithalten», sagte Näf.

Federspiel war überglücklich über seinen zweiten EM-Titel. «Ich habe vor der Titelverteidigung extrem viel Druck gespürt. Es ist zum ersten Mal, dass ich als Titelverteidiger ein so großes Rennen gewonnen habe. Jetzt bin ich wirklich erleichtert und happy, dass es geklappt hat», strahlte der Tiroler.

Fabrice Mels wäre im Achtelfinale beinahe ausgeschieden. Nur weil sich der Italiener Andrea Righettini bereits zu sicher fühlte, konnte Mels sein Vorderrad noch an ihm vorbeischieben. «Im Finale hatte ich nicht mehr die Kraft, ich habe alles gegeben und bin happy über die Bronzemedaille», so Mels.

Simon Stiebjahn war im Halbfinale als letzter Deutscher ausgeschieden. Der Bulls-Fahrer musste gegen Näf, den Junior Simon Andreassen und van Eck die Segel streichen. «Im Halbfinale war ich zu kraftlos. Was im Achtel- und Viertelfinale am Berg noch gut ging, konnte ich im Halbfinale nicht umsetzen. Auf der Zielgerade bin ich einfach nicht mehr rangekommen. Klar, ich habe schon mit dem Finale geliebäugelt, aber Platz sechs ist mein bestes Ergebnis bei einer EM. Deshalb muss ich zufrieden sein», sagte Stiebjahn, der sich im kleinen Finale dem Italiener Michele Casagrande geschlagen geben musste.

Für Heiko Gutmann (Lexware Mountainbike Team) war schon im Achtelfinale Endstation. Um vielleicht 30 Zentimeter wurde er vom Italienischen Meister Elia Silvestri und dem Qualifikations-Schnellsten Martin Setterberg geschlagen. Gutmann war an führender Position auf die Zielgerade eingebogen. «Ich habe zu spät gesehen, dass eine Lücke zwischen mir und Setterberg war und dann wäre es unfair gewesen noch rüberzuziehen», erzählte Gutmann. So schoss Silvestri noch am DM-Dritten vorbei.

Für Andy Eyring (Bergamont) war das Rennen schon nach der Quali beendet. «Ich bin weggerutscht, aus den Pedalen gekommen und musste erst wieder anschieben», erklärte er sein Malheur.

Albstadt-Siegerin Kathrin Stirnemann aus der Schweiz hat sich in St. Wendel erstmals den Europameistertitel im Eliminator Sprint geholt. Die Haibike-Fahrerin siegte im Finale gegen ihre Schweizer Landsfrau Linda Indergand (Strüby-BiXS) und Weltmeisterin Alexandra Engen (Ghost Factory Racing) aus Schweden. Titelverteidigerin Jenny Rissveds (Schweden) wurde Vierte. Lena Putz (Genesis) und Veronika Brüchle (Stevens) schieden im Viertelfinale aus.

Zur Hälfte der 892 Meter fiel im Finale der Damen eine Vorentscheidung. Alexandra Engen hatte in Führung liegend taktiert und Kathrin Stirnemann passieren lassen. Doch sie hatte die Rechnung ohne Linda Indergand gemacht. Die ging «volles Risiko» und fuhr mit einem «super Manöver» (Engen) an der Weltmeisterin vorbei.

Weil sich in der folgenden Kurve auch noch Titelverteidigerin Jenny Rissveds an ihrer Landsfrau vorbeimogelte, geriet deren Taktik völlig aus den Fugen. Vorne hatte Stirnemann eine Lücke gerissen und zog durch. Und ehe Engen gegenüber Jenny Rissveds, die am Start Probleme mit der Schaltung hatte, wieder kontern konnte, da war auch Indergand entwischt.

So war die Medaillenverteilung auf der Zielgeraden klar und Stirnemann konnte frühzeitig die Arme in die Höhe reißen. «Eigentlich hatte ich heute morgen gar keine guten Beine und in der Quali habe ich mich nicht gut gefühlt. Deshalb bin ich jetzt überglücklich, dass es mit dem ersten Titel meiner Karriere geklappt hat.»

Das Halbfinale gegen Neff und Engen war vielleicht am schwersten, da war es ganz knapp. «Im Finale habe ich versucht an die Spitze zu kommen und wie bei meinem Sieg in Albstadt eine Lücke zu reißen. Als ich sie hatte, habe ich einfach voll durchgezogen», kommentierte Stirnemann ihren Erfolg.

Silber-Gewinnerin Indergand meinte: «Ich habe die Lücke gesehen und dachte, sonst kommst Du nirgendwo mehr vorbei. Ich hatte das nötige Glück. Als ich gehört, habe, dass hinter mir eine Lücke da ist, habe ich durchgezogen. Nach WM-Bronze ist das jetzt meine erste Silbermedaille im Sprint. Ich bin sehr glücklich.»

Engen freute sich über einen «coolen Sprint» und über Bronze. «Im Sprint muss man spielen und manchmal verliert man das Spiel. Ich fand aber, es war ein cooler Sprint, ein knallharter Fight. Es hat Spaß gemacht und ich bin zufrieden mit der Bronze-Medaille», so die Ghost-Fahrerin.

Lena Putz hatte sich mehr erhofft, doch für sie war im Viertelfinale gegen Rissveds, Ingrid Boe Jacobsen und Ramona Forchini Schluss. «Ich war heute nicht so explosiv. Die waren heute einfach stärker als ich, aber es hat trotzdem Spaß gemacht», meinte sie zu ihrem Ausscheiden.

Veronika Brüchle traf im Viertelfinale ebenfalls auf hochkarätige Konkurrenz. Gegen Jolanda Neff (Liv Pro XC), die am Ende Fünfte wurde und Stirnemann hatte sie keine Chance. «Das sind zwei richtig Gute, das ist halt so. Ich habe alles versucht, aber auf der Zielgerade war ich dann zu platt, um noch angreifen zu können», so Brüchle.

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