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Marcel Barth (l) und Erik Mohs freuen sich über den Sieg im Madison.
12.12.2009 08:01
Cali: BDR-Team räumt vier Medaillen ab - Weltcup-Sieg im Madison

Cali (rad-net) - Mit Gold im Madison durch Marcel Barth und Erik Mohs, Silber und Bronze im Sprint durch Robert Förstemann und Maximilian Levy und Bronze im Punktefahren durch Charlotte Becker hat das kleine Team des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) beim Bahn-Weltcup in Cali am zweiten Tag auf der Bahn «Alcides Nieto Patiño» gleich mehr als einen ganzen Medaillensatz geholt. Mit dem Weltcup-Sieg im Zweier-Mannschaftsfahren hatte Barth an der Seite von Mohs nur einen Tag nach seiner Bronzemedaille im Madison erneut Grund zum Feiern. Mit Rundenvorsprung auf die Konkurrenz präsentierte sich das Duo aus Gera und Leipzig dabei richtig souverän und holte für den BDR bereits vorzeitig den Sieg im Gesamtweltcup. «Wir waren heute bärenstark und haben uns prima ergänzt», so Barth, der gleichzeitig erneut seine Ambitionen in Richtung Weltmeisterschaft deutlich machte. «Ich habe hier wieder unter Beweis gestellt, dass auf mich Verlass ist. Wenn meine Leistung dieses Jahr wieder nicht honoriert wird und ich bei der Weltmeisterschaft zu Hause bleibe, wäre ich überaus enttäuscht.» Für Erik Mohs war sein Erfolg auch einer seines Trainers: «Ich widme meinen allerersten Weltcupsieg meinem Trainer Prof. Dietmar Junker».

«Aller Ehren wert», bescheinigte auch Dürener Alexander Donike, Chef der Jury im Rahmen des Bahn-Weltcups in Kolumbien dem deutschen Duo. «Sie haben echt gute Rennübersicht gezeigt und der erste Angriff, wo sie die Runde rausgefahren haben und lange nicht klar war, ob sie damit fertig werden, das war schon beeindruckend. Ich habe selten ein so gutes Zweiermannschaftsfahren eines deutschen Teams erlebt», so Donike.

Für Bundestrainer Andreas Petermann, der nicht in Cali ist und die Rennen nur aus der Ferne verfolgt, bleibt nach dem Sieg und der aktuellen Entscheidung des Internationalen Olympisches Komitees (IOC), die Disziplin aus dem olympischen Programm zu streichen, jedoch ein Beigeschmack: «Es ist schön und bitter zugleich: Natürlich freut man sich als Bundestrainer über diese klasse Leistung. Aber umso größer ist auch die Enttäuschung, dass gerade in den beiden Disziplinen Madison und Punktefahren, wo Deutschland nach wie vor zur Weltspitze gehört, in Zukunft keine olympischen Medaillen vergeben werden» so Petermann.

Im Sprint hatten sich Keirin-Weltmeister Maximilian Levy und Robert Förstemann im Halbfinale zunächst im internen Duell auseinander zu setzen. Nachdem Levy den ersten Lauf für sich entschieden hatte, ging der zweite Lauf an seinen Teamkollegen. Im Entscheidungslauf wurde Levy dann wegen Verlassens der Fahrlinie distanziert. «Im Halbfinale haben wir uns echt nichts geschenkt. Leider wurde unser Duell durch das Kampfgericht entschieden», so Levy gegenüber «rad-net». Für «judge referee» Donike, in den Disziplinen Sprint, Keirin, Punktefahren und Madison als alleinigen Entscheider an der Bahn im Einsatz, aber die einzig richtige Entscheidung: «Die beiden haben sich da drei Läufe geliefert, in denen sie nichts ausgelassen haben. Das war das volle Programm, das einen Sprint ausmacht und was die Zuschauer gerne sehen, aber die Jury weniger gerne», so Donike gegenüber «rad-net». «Das war keine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Ich habe sie aber auch schon mit Maximilian Levy besprochen, wir haben uns die Videos angesehen und ich habe mir seine Argumente angehört. Aber in der Summe muss ich sagen, die Entscheidung war trotzdem richtig.» Er wisse, dass die Entscheidung jetzt keinen zufrieden stelle, «weder mich, noch die Kontrahenten», so Donike. «Aber von mir wird Neutralität und Objektivität erwartet.»

Damit hatte sich Robert Förstemann im Kampf um Gold mit dem Franzosen Kevin Sireau auseinander zu setzen, der allerdings beide Läufe für sich entschied. «Nach meiner Disqualifikation im vergangenen Jahr hier in Cali wollte ich heute die Medaille sicher nach Hause fahren und habe nichts übermäßig riskiert», so der 23-Jährige. «Meine erste Weltcup-Medaille im Einzel ist keine Überraschung, sondern das Ergebnis harter Arbeit im Sprint in diesem Jahr.»

Auch Levy zeigte sich mit seinem Ergebnis und Bronze insgesamt zufrieden: «Das Sprint-Turnier war echt gut. In der Qualifikation hat es noch ein bisschen geklemmt, danach lief es aber wesentlich besser und ich habe mich gut reingefahren.» Die Jury-Entscheidung wollte er direkt nach dem Rennen nicht weiter kommentieren: «Manchmal passieren Dinge, über die man besser schweigt.» Gleichzeitig schaut der 22-Jährige schon voraus: «Das war mein bestes Sprint-Turnier seit Olympia und es hat seit langem mal wieder Spaß gemacht. Jetzt irgendwie die Beine nochmals hinbekommen, damit wir morgen im Teamsprint nochmals richtig rocken können.» Der Teamsprint gehört neben dem Scratch-Rennen und der Mannschaftsverfolgung zu den letzten Männer-Entscheidungen des Weltcups in Kolumbien. Die Mannschaftsverfolgung findet allerdings in Südamerika ohne deutsche Beteiligung statt.

Die vierte Medaille des Tages für das deutsche Team holte in Cali Nürnberger-Profi Charlotte Becker mit einer eindrucksvollen Leistung im Punktefahren. Im Anschluss an die Verfolgung über 3000 Meter, die Becker mit Hausrekord 3:38.701 Minuten auf Platz fünf beendete und deren Sieg die US-Amerikanerin Sarah Hammer holte, sicherte sich die 26-Jährige aus Waltrop mit Platz zwei hinter Tara Whitten aus Kanada einen Platz im Finale der Punktefahrerinnen und anschließend Bronze.

Für Becker eine Genugtuung: «Natürlich war mir die Verfolgung viel wichtiger und ich wäre gerne nochmals im kleinen Finale gefahren, aber die Zeit macht die Enttäuschung wieder wett, endlich mal unter 40 - persönliche Bestzeit. Ist ja auch ein Schritt nach vorne und zeigt mir, dass das harte Training der vergangenen vier Wochen genau richtig war und die lange Pause davor mal gut tat», so die Athletin gegenüber «rad-net». Auch im Punktefahren zeigte sie sich anschließend auf der Höhe: «Ich bin locker an den Start gegangen und vielleicht auch ein bisschen anders gefahren als sonst, auch wenn man sicherlich ein paar Fehler entdecken konnte. Aber Giorgia Bronzini ist als Weltmeisterin im Punktefahren gerade einfach nicht zu schlagen. Mit Unterstützung der Straßen-Weltmeisterin waren die beiden schon ein gutes Duo.» Für Becker war Bronze hinter Bronzini und Whitten die erste Medaille im Punktefahren. «Ich freu‘ mich.»

Den Teamsprint der Frauen gewann das Team aus den Niederlanden. Im Zeitfahren über die 500 Meter landete Christin Muche in 36,058 Sekunden auf Rang zehn. Siegerin wurde in 33,786 Sekunden Simona Krupechkaite.

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