Kjellerup (dpa) - Das dänische «Hühnchen» mit kahlem Haupt will wieder ganz vorne mitradeln. Genau zwei Jahre nach seinem spektakulären Ausschluss kurz vor dem schon so gut wie sicheren Sieg bei der Tour de France 2007 hat Radprofi Michael Rasmussen zum Wochenbeginn sein erstes Rennen bestritten.Rasmussen äußerte große Pläne: «Ich hoffe, dass sich diese Woche klärt, bei wem ich unterschreibe» meinte der schmächtige, 35-jährige Bergspezialist nach seinem zweiten Platz beim kleinen Provinz-Straßenrennen Designa Grandprix Kjellerup in strömendem Regen. Nur seinetwegen waren mehrere tausend Zuschauer gekommen und versüßten dem wegen Schwindelns mit Dopingtests zwei Jahre gesperrten Dänen das Comeback mit unerwartet kräftigem Jubel.
Rasmussen hatte 2007 über seine Trainingsaufenthalte gelogen, um Dopingtestern zu entgehen, und wurde nach dem Auffliegen des Schwindelns von seinem früheren Team Rabobank unmittelbar vor dem Tour-Finale in Paris nach Hause geschickt. Während der Sperre kamen neue Verdächtigungen in Verbindung mit neuartigem EPO-Präparaten hinzu, die aber bisher unbewiesen geblieben sind.
Rasmussen gilt auch in der Radprofi-Branche selbst als nicht so «vorzeigbar» wie andere wegen Dopings gesperrte Topfahrer, die wenigstens nach der Entlarvung öffentlich Reue äußerten. Der kleine Däne aber, dessen Landsleute ihn als Kontrast zu ihrem «Adler» und Tour-Sieger Bjarne Riis gern «Hühnchen» nennen, leugnete monatelang alle Vorwürfe ab.
Alles Schnee von gestern, meint Rasmussen jetzt und spricht lieber über die 70 000 Kilometer, die er während seiner am Wochenende abgelaufenen Sperre zurückgelegt haben will. Bei der Spanienrundfahrt im September oder einigen italienischen Eintages-Rennen im Spätsommer könne er durchaus wieder dabei sein, meinte er nach dem heimatlichen Debüt in strömendem Regen.
Ob es für einen neuen Anlauf bei der Tour de France reichen kann, ließ er noch offen. Aber eins sei sicher: «Wenn mal einen Blick in die Kristallkugel wagen will, würde ich sagen, dass die Tour 2010 eine sehr enge und spannende Angelegenheit wird.» Über einen früher auch für ihn unschlagbaren Konkurrenten meinte er: «Ich glaube nicht, dass Lance Amstrong besser wird, als wir ihn in diesem Jahr gesehen haben.»