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14.03.1998 11:59
Berufssport mit Neustrukturierung?

Über eine Neustrukturierung des bezahlten Radsports wird derzeit in Kreisen des Berufssport-Ausschusses nachgedacht. Der Berufssport-Ausschuß ist ein Zusammenschluß von Vertretern aus BDR, BRV und VDR (Verband Deutscher Rennveranstalter). Der BRV (Berufsradrennfahrer-Verband) ist quasi die Vertretung der Arbeitnehmer, der VDR (Verband Deutscher Radrennveranstalter) die der Arbeitgeber. Gründe für eine Neustrukturierung gibt es nach Ansicht der beteiligten Parteien viele: Zum einen hat sich in den vergangenen beiden Jahren die Zahl der Berufsfahrer aufgrund der Umstrukturierung deutlich erhöht. So gibt es 1998 rund dreimal so viele Berufsfahrer wie 1995. Zum anderen ist die Anzahl der Rennen, an denen Berufsfahrer teilnehmen, ebenfalls wesentlich höher als noch vor einigen Jahren. Zahlreiche frühere Amateurveranstaltungen "beschäftigen" heute fast ausschließlich Berufsfahrer. Ein weiterer Punkt sind zudem die verstärkten Auflagen der UCI an die Rennveranstalter. Die Aufnahme der Sportgruppen in den BRV wurde zwar beschlossen, jedoch hat sich bis heute noch kein eigener Sprecher gefunden, der die Interessenvertretung der Sportgruppen übernimmt. Um allen durch diese Änderungen anstehenden Aufgaben gerecht zu werden, wird von BDR-Seite eine personelle Verstärkung innerhalb des Berufssport-Ausschusses angedacht. Alleiniger Vertreter der BDR-Geschäftsstelle in diesem Berufssport-Ausschuß ist zur zeit Generalsekretär Werner Wenzel, der jedoch durch die größer werdenden Managementaufgaben im Verband stark beansprucht wird. Diskutiert werden soll daher auf den nächsten Sitzungen die mögliche Position eines Koordinators als Zwischenstation zur Regelung aller den Berufsrennsport betreffenden Probleme zwischen Verband, Veranstaltern und Sportlern. Dieser Koordinator soll sich dann auch verstärkt um die Umsetzung der Beschlüsse des Berufssport-Ausschusses kümmern. Auch der Einsatz eines außerhalb der Geschäftsstelle tätigen Koordinators wurde in Betracht gezogen. Die im Ausschuß diskutierten Ideen wurden inzwischen dem VDR unterbreitet, der auf seiner Sitzung am 27. Februar in Bad Vilbel darüber befinden soll, ob die angedachte Positionierung eines außerhalb der Geschäftsstelle tätigen Koordinators akzeptiert werden kann. Als externer Kandidat ist Hans Hindelang (Germaringen) im Gespräch. Im Zusammenhang mit dessen Umstrukturierungsansätzen steht auch die diesjährige Situation auf der Winterbahn. Anlaß zur Besorgnis war für viele Veranstalter in der Saison 97/98 die übermächtige Position von Patrick Sercu, in seiner aktiven Zeit dreimal Sprintweltmeister. Sercu ist heute sowohl als Veranstalter und/oder Sportlicher Leiter der Sechstagerennen in Gent, Bremen, Zürich, Bordeaux und Mailand tätig (darüber hinaus auch bei den Rennen in Moskau und Kapstadt, die 1997/98 jedoch nicht ausgetragen wurden). Daraus automatisch resultierende Interessenkonflikte, z.B. die einseitige Einflußnahme auf die Zusammensetzung der Mannschaften mit Bevorzugung bestimmter Fahrer, lassen die anderen Veranstalter inzwischen um die Seriösität des Sechstage-Rennsports fürchten. Dieser negativen Entwicklung will jetzt der BDR entgegensteuern, der den VDR aufforderte, sich dafür einzusetzen, daß bei deutschen Sechstage-Veranstaltungen zukünftig mindestens 50 Prozent deutsche Fahrer an den Start gehen, was in diesem Jahr in Bremen (Sportlicher Leiter Sercu) nicht der Fall war. BDR-Präsident Manfred Böhmer denkt zudem über das vorhandene Nachwuchsproblem auf der Winterbahn nach: "Der Sechstagesport lebt von publikumsattraktiven Fahrern. Neben wenigen hochkarätigen Fahrern ist bei uns die Quantität zwar vorhanden, jedoch müssen wir noch gezielter den Winterbahn-Nachwuchs fördern."
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