Thomas Liese bricht Stundenweltrekord-Versuch ab

Mit seinem Versuch, den Stundenweltrekord des Briten Christopher Boardman zu verbessern, ist Radprofi Thomas Liese aus Leipzig am Samstag im Berliner Velodrom gescheitert. Der 33 Jahre alte deutsche Zeitfahrmeister vom Team Nürnberger brach das Unterfangen auf dem 250-Meter-Holzoval nach 37:20 Minuten ab. Nach einer halben Stunde hatte er bereits 650 Meter hinter der Marschtabelle zurückgelegen. Boardman hatte am 27. Oktober 2000 auf der Bahn in Manchester vor vollbesetzten Rängen in einer Stunde 49.441 Meter zurückgelegt und die Marke des Belgiers Eddy Merckx aus dem Jahr 1972 um neun Meter überboten. Liese hingegen zog es vor, vor einer "Geisterkulisse" unter Ausschluss der Öffentlichkeit anzutreten. Um den Prestige trächtigen Rekord zu brechen, hätte der WM-Sechste in der Einer-Verfolgung auf der Berliner Piste 198 Runden absolvieren müssen. "Als ich aufgab, lag ich mehr als einen Kilometer hinter Boardman und habe keine Möglichkeit mehr gesehen, da wieder heran zu kommen", begründete Liese das vorzeitige Ende: "Dabei waren die ersten zehn Kilometer optimal gelaufen. Vielleicht war es mein Fehler, dass ich eine etwas zu große Übersetzung gewählt habe." Der Sachse hatte sich für eine Übersetzung von 56:14 entschieden, um die Trittfrequenz geringer halten und damit auch die Herzfrequenz. Lieses Sponsor hatte sich die Organisation des Weltrekordversuchs, den drei Kommissare des internationalen Radsportverbandes UCI überwachten, fast 10.000 Mark kosten lassen. "Ich hatte auch einen Scheck als Preisgeld für Thomas dabei, falls er es schafft", verriet Rene Müller, Leiter des Bereichs Sponsoring bei der Nürnberger Versicherung. "Erst hatten wir uns überlegt, die Sache groß aufzuziehen. Zuletzt hatte sich im Sommer der Spanier Abraham Olano an das "Unternehmen Stundenweltrekord" gewagt. Er hatte den Versuch jedoch schon nach 20 Minuten abgebrochen. Aus den Reihen des Bundes Deutscher Radfahrer unternahm zuletzt Gregor Braun vor 23 Jahren den Versuch, in einer Stunde so viele Kilometer wie möglich zurückzulegen.
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