Leipzig (rad-net) - Die ARD hat erstmals vorsichtig den Rücktritt vom Rücktritt von der Live-Berichterstattung von der Tour de France angekündigt. Selbstverständlich werde es eine Berichterstattung geben, so ARD-Sprecher Peter Meyer. «Art und Umfang sind noch offen», so Meyer. Der Beschluss aus dem Oktober sei ein Ausstieg aus der «breitflächigen Live-Berichterstattung» gewesen. Damit nähert sich die öffentlich-rechtliche Sendergruppe sowohl dem vom ZDF geplanten Umfang der Berichterstattung vom wichtigsten Radrennen der Welt als auch den mit den Veranstaltern von der Amaury Sport Organisation (ASO) vertraglich vereinbarten Minimal-Rahmen an.
Damit hat sich die ARD mit dem groß angekündigten und frühzeitigen Ausschnitt offenbar verkalkuliert. Nach Ansicht der ARD war man dem Vertrag der ASO mit der Europäischen Rundfunk-Union (EBU) nicht begetreten. «Darüber laufen zurzeit Gespräche. Dem zu erwartenden Ergebnis will ich nicht vorgreifen», so Meyer. Die ASO und die EBU, zu der unter anderem ARD und ZDF gehören, hatten kurz vor der Tour de France des vergangenen Jahres einen Vertrag über drei Jahre bis 2011 geschlossen. Fritz Pleitgen als Präsident der EBU hatte wiederholt gesagt, die Union war im Januar des vergangenen Jahres verbindlich mit Verhandlungen beauftragt worden, die Unterschrift der ARD sei damit bindend.
Das ZDF hatte dagegen stets erklärt, man wolle die Tour übertragen, sehe sich dazu jedoch nur mit der ARD in der Lage. «Das ZDF geht von einem bindenden Vertrag zwischen ARD/ZDF und EBU aus. ARD und ZDF haben in einem gemeinsamen Schreiben die EBU zum Abschluss eines Sportrechtevertrags mit der ASO beauftragt», sagte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender gegenüber rad-net. «ARD und ZDF haben in den vergangenen Jahren die Tour de France im täglichen Wechsel mit gemeinsamer Technik und Produktion übertragen. Eine alleinige Übertragung des ZDF ist aus produktionellen, finanziellen und programmplanerischen Gründen nicht möglich», so Brender. Klarheit zur Fortsetzung der Übertragung der Tour de France erwartete der ZDF-Chefredakteur zuletzt erst für das «frühe Frühjahr».
Der Vertrag, dessen dreijährige Laufzeit im kommenden Jahr beginnt, ist von der EBU erst Juni verlängert worden. Die EBU, ein Netzwerk von 75 Rundfunkanstalten, pochte gegenüber der ARD auch auf die Einhaltung der Verträge und hat damit nun offenbar Erfolg. Damit können in Kürze auch beim ZDF die Planungen weitergehen. «Wir stehen Gewehr bei Fuß. Wir warten, bis sich die ARD äußert, und stellen unsere Planungen bis dahin zurück», so ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz, der allerdings zur Eile mahnt, schließlich müsse die technische Produktion der Tour-Übertragung frühzeitig geplant werden.