Berlin (dpa/rad-net) - Einen Tag vor der Abstimmung über die Empfehlung einer Sperre von Geldern für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) durch den Sportausschuss des Bundestages zeichnet sich eine Ablehnung des Antrages ab. Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert, erklärte in Berlin, es müsste jetzt geprüft werden, ob das Bundesinnenministerium (BMI) in letzter Zeit den «laxen Umgang» des BDR in der Dopingbekämpfung hingenommen habe.
Für die sportpolitische Sprecher der CDU/CSU und der FDP gibt es nach derzeitigem Stand keine hinreichenden Gründe, Haushaltsmittel für den BDR zu sperren. «Es sind keine konkreten Versäumnisse dokumentiert, die nach harten Konsequenzen schreien», sagte CDU-Politiker Klaus Riegert. Die Forderungen nach einer Sperre würden dem «Gebot der Verhältnismäßigkeit widersprechen», erklärte Detlef Parr von der FDP.
«Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt eine Streichung oder eine Sperrung der Haushaltsmittel für den Bund Deutscher Radfahrer ab», so Parr weiter. Nach seiner Ansicht sprächen die vom BDR vorgelegten Fakten «eine deutliche Sprache». Dem BDR nun einen Strick zu drehen und ihm mangelnden Willen im Anti-Dopingkampf vorzuwerfen, sei nichts anderes als ein Schlag ins Gesicht jener, «die sich für einen sauberen Radsport in Deutschland einsetzen und einen Neuanfang wollen», so Parr.
Dabei verweist er auf die Arbeit des Verbandes: «Der BDR bekämpft Doping auf verschiedenen Ebenen: Prävention, Kontrollen und gegebenenfalls Sanktionen bilden die drei Säulen eines Anti-Doping-Programms, das schon sehr früh versucht, den Nachwuchs zu erreichen und mit einzubeziehen.» Gleichzeitig sieht Parr aber den Verband weiter in der Pflicht und sieht die morgige Sitzung des Sportausschusses auch als Chance: «Der Sportausschuss, die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA und der BDR sollten die Sitzung dafür nutzen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und darüber zu beraten, wie … der BDR wie auch die anderen Sportfachverbände in ihren Bemühungen um einen dopingfreien Sport weiter gestärkt werden können.» In diesem Zusammenhang forderte Parr eine unbelastete Personalstruktur und eine Lösung der Probleme der Finanzierung von Dopingkontrollen durch die Fachverbände beispielsweise durch einen Fonds.
Peter Danckert fordert außerdem eine genauere Aufsicht durch das Bundesinnenministerium: «Das BMI muss verpflichtet werden, rechtzeitig Alarm zu schlagen, wenn Fachverbände wie der BDR aus finanziellen Gründen ihre Dopingkontroll-Verpflichtungen nicht erfüllen können», sagte Danckert (SPD) der Deutschen Presse-Agentur dpa. «In solchen Fällen muss der Bund gegebenenfalls mit ergänzenden Haushaltsmitteln aushelfen.»
Der Sportausschuss will morgen in einer «ergänzenden Beratung zur gutachterlichen Stellungnahme an den Haushaltsausschuss» Position beziehen, ob eine Sperrung von Haushaltsmitteln aus dem Etat des BMI für das Jahr 2009 infrage kommen kann. BDR-Präsident Rudolf Scharping hat hierzu sein Erscheinen zugesagt. In seiner vorigen Sitzung am 15. Oktober hatte das Parlaments-Gremium die Entscheidung über einen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen vertagt, veranschlagte Bundesmittel für den BDR in Höhe von 2,6 Millionen Euro bis auf weiteres zu sperren. Von Abgeordneten war gerügt worden, dass bei den deutschen Mountainbike-Meisterschaften Ende September keine Wettkampfkontrollen durchgeführt worden waren.
Laut Danckert gebe es dazu eine «unklare Ausgangslage». Nach den Regularien des BDR hätten bei diesen Meisterschaften Tests durchgeführt werden müssen, während der Code der Nationalen Anti-Doping-Agentur grundsätzlich davon spreche, dies müsste «in der Regel» erfolgen. Danckert: «Das BMI hatte keine Bedenken erhoben, dass der Verband aus finanziellen Erwägungen auf Wettkampfkontrollen verzichtet hat. Wir müssen jetzt klären, ob das scharfe Schwert der Haushaltssperre das geeignete Instrument ist. Meiner Meinung nach ist der BDR allerdings kein Unschuldslamm.»
Der Sportausschuss wird nach der angesetzten 45-minütigen Beratung in öffentlicher Sitzung eine Empfehlung für die Haushaltspolitiker abgeben, die das letzte Wort über die Aufnahme einer einfachen oder qualifizierten Sperre in den Haushaltsplan haben. Darüber wird in der sogenannten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses entschieden, die am 20. November stattfinden soll.