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19.10.2008 11:47
Internationales Szenario 2009: Doping-Sünder kehren zurück

Berlin (dpa) - Während im deutschen Profi-Radsport im Kampf gegen Doping weiter ernst gemacht wird, erscheint die Zukunft der Branche international ohne Sorgen. Wenn der Weltverband UCI oder der neuerdings wieder mit der Dach-Organisation kooperierende Tour-Veranstalter ASO nicht einschreiten, droht dem Radsport 2009 eine Rückkehr prominenter Doping-Sünder. Nach abgesessenen Sperren oder der Rückkehr aus sportlichem Renten-Dasein sind Lance Armstrong, Tyler Hamilton, Floyd Landis (alle USA), Ivan Basso (Italien) und Alexander Winokurow (Kasachstan) wieder startberechtigt, vielleicht sogar beim Saisonhöhepunkt im Juli.

Damit verabschieden wir uns für dieses Jahr vom Radsport. Wie es mit dem Radsport weiter geht, steht noch in den Sternen. Wir hoffen inständig, dass sich dieser Sport wieder erholt. So dass wir wieder von tollen Rennen ohne schlechtes Gewissen berichten können», schrieb der Internetanbieter «sportal» in seinem Live-Ticker nach dem letzten großen Saison-Rennen, das Vize-Weltmeister Damiano Cunego im Alleingang gewann. Der jetzt dreifache Gewinner der Lombardei-Rundfahrt aus Italien wurde auch als Kunde des früheren Jan Ullrich-Arztes Luigi Cecchini bekannt.

Alberto Contador hatte erklärt, dass er seinen Vertrag bei Astana bis 2010 erfüllen und mit der angekündigten Rückkehr Winokurows keine Schwierigkeiten haben werde. Der ehemalige T-Mobile-Star und Ullrich-Freund war bei der Tour de France 2007 des Fremdblut-Dopings überführt und trotzdem von seinem Landesverband nur ein Jahr gesperrt worden. Die UCI verzichtete auf Intervention, weil «Wino» zurückgetreten war. Jetzt drängt er durch die Hintertür zurück. Tour-, Vuelta- und Giro-Sieger Contador leugnet weiter die Zusammenarbeit mit dem Doping-Arzt Eufemiano Fuentes und ist im Palais des Congrès in Paris willkommener Gast bei der Tour-Präsentation 2009.

Durch den Vordereingang kommt der siebenfache Rekordsieger Armstrong zurück. Frankreichs Anti-Doping-Agentur verlangte von ihm für eine Tour-Rückkehr zwar, die nachträglich erbrachten Analyse-Ergebnisse seines ersten Toursieges von 1999 anzuerkennen. Darin war Armstrong sechsmal positiv auf EPO getestet worden, was für den 2005 zurückgetretenen Texaner keinerlei Konsequenzen hatte. Aber die AFLD, die bei der vergangenen Tour zum ersten Mal die Kontrollen leitete und sieben Fahrer als «Täter» herausfischte - darunter Stefan Schumacher und Bernhard Kohl von Gerolsteiner - wird im nächsten Jahr wahrscheinlich nicht mehr zuständig sein.

Hans-Michael Holczer übernahm die «politische Verantwortung» für die Dopingfälle in seinem Team, das seine Existenz in der Vorwoche beendete. «Ich war in keiner Weise an Manipulationen beteiligt, ich habe in mir kritisch erscheinenden Fällen immer gehandelt und das auch noch richtig. Doch die politische Verantwortung muss ich übernehmen. Ich habe mich aus allen Ämtern herausgezogen. Ich gebe mir ein halbes Jahr zur Neuorientierung», sagte der Teamchef in einem Interview der «Bild am Sonntag». Am 25. Oktober startet Holczer in Gültstein einen besonderen Sommerschlussverkauf, in dem «von der letzten Schraube bis zum Müsli-Riegel» alles veräußert wird.

Die UCI war immer auf der Seite des PR-Magneten Armstrong und kam ihm jetzt auch beim Saisoneinstieg im Januar bei der Tour Down Under in Australien entgegen. Eigentlich fehlte eine Woche an der Frist der Reintegration in die Anti-Doping-Prozeduren, die laut UCI-Reglement sechs Monate vor dem geplanten Comeback beginnen müssen. Armstrong könnte 2009 auch wieder auf den überführten Toursieger Floyd Landis treffen. Mit Hamilton, der sein Athener Olympia-Gold nur behalten konnte, weil seine Manipulationen aufweisenden Blutproben falsch gelagert waren, drängt ein weiterer ehemaliger Armstrong-Teamkollege ins große Renngeschehen zurück.

Armstrongs ehemaliger Tour-Kronprinz Basso tritt ab 26. Oktober in Japan nach abgelaufener Sperre wieder in die Pedale. Anders als Ullrich, der trotz drückender Indizien immer noch nichts zugab, hatte der Italiener gestanden, mit Fuentes in Kontakt gestanden zu haben - ausdrücklich nur wegen der Absicht zu dopen. Sein neues Liquigas-Team will mit internen Kontrollen Kosmetik am eigenen Erscheinungsbild betreiben, um Basso vielleicht so den Weg zur Tour zu ebnen.


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