Hamburg (dpa) - Nach den neuen Doping-Enthüllungen kämpfen die deutschen Radrennen teilweise ums Überleben. In diesem Jahr fielen bereits die Niedersachsen-Rundfahrt und die Rheinland-Pfalz- Rundfahrt dem «Rennen-Sterben» zum Opfer.
Weitere könnten nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa folgen. «Der Fall Schumacher kann wie der Tropfen in das volle Fass wirken», sagte Verbandspräsident Rudolf Scharping.
Besonders die traditionsreiche Regio-Tour durch Südbaden und das Elsass sowie der Frankfurter Klassiker «Rund um den Henninger Turm» sind gefährdet. «Unter Umständen werden wir von der Bildfläche verschwinden», sagte Regio-Tour-Veranstalter Rudi Renz. Die beiden positiven A-Proben des Nürtingers Stefan Schumacher, der Doping bislang stets bestritten hat, seien «das i-Tüpfelchen auf die ganze Doping-Geschichte. Schlimmer kann es uns nicht mehr treffen», sagte Renz. Seinen Frankfurter Kollege Bernd Moos-Achenbach trifft der neueste Skandal «besonders hart», weil er gerade in «sehr aussichtsreichen Verhandlungen mit einem Sponsor» stehe.
Auch die Deutschland-Tour ist in ihrer Existenz bedroht. Sollte die ARD ihre Übertragung von der Frankreich-Rundfahrt einstellen, geriete auch die D-Tour in höchste Not. «Die Kritiker innerhalb der ARD kriegen Wind in die Segel, den Fürsprechern gehen eher die Argumente aus», sagte D-Tour-Direktor Kai Rapp, der sich in Zweckoptimismus übte: «Ich bin immer noch zuversichtlich.»
Die Hamburg Cyclassics, die ebenfalls von der Agentur upsolut veranstaltet werden, wird es 2009 auf jeden Fall geben. Die Austragung der Jedermann-Rennen mit rund 22 000 Hobby-Fahrer ist laut upsolut-Geschäftsführer Frank Bertling gesichert, das Profi-Rennen stehe je nach Ausmaß der neuen Doping-Enthüllungen auf dem Prüfstand.
Auch der Wettbewerb «Rund um Köln» ist laut Organisator Artur Tabat «nicht akut gefährdet». Er muss nach eigenen Angaben aber heftiger denn je kämpfen, um Sponsoren zu finden. «Die Doping- Geschichte reißt uns den Boden unter den Füßen weg», sagte er. Deutschland-Tour-Sieger Linus Gerdemann bereitet das drohende Verschwinden der nationalen «Werbeplattformen» Sorge: «Ein Aus der deutschen Rennen wäre fatal für unseren Sport.»