Stuttgart (dpa) - Die Stadt Stuttgart will auch nach dem positiven Doping-Befund bei Patrik Sinkewitz an der Austragung der Straßenrad-Weltmeisterschaften Ende September festhalten, muss aber noch Grünes Licht vom Gemeinderat erhalten.
«Wir sind von der jetzigen Situation gehörig entsetzt», sagte Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Aber wir wollen mit der WM nicht das Ende des Radsports, sondern die Wende.» Die während der Tour de France bekannt gewordene positive A-Probe bei T-Mobile- Fahrer Sinkewitz zeige auf traurige Weise, dass die schärferen Anti- Doping-Maßnahmen greifen würden, erklärte die WM-Organisationschefin.
Allerdings steht das Thema im Gemeinderat auf der Tagesordnung. Nachdem einige Stadträte sich schon vor Wochen gegen die WM-Austragung ausgesprochen hatten, ist nicht ausgeschlossen, dass ein Antrag auf Absage gestellt wird.
«Wir arbeiten weiter daran, dass wir eine dopingfreie WM haben. Daher hat sich auch durch die jetzige Situation für uns nichts geändert», betonte Eisenmann jedoch. In den kommenden Tagen werde man die Lage mit Blick auf die Titelkämpfe vom 25. bis 30. September mit Bund und Land sowie den Radsportverbänden bewerten. Die Stadt sei weiter dabei, die für die WM vorgesehene Vereinbarung für schärfere Dopingkontrollen mit dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und dem Radsport-Weltverband UCI zu erstellen. «Diese Vereinbarung ist in der Endabstimmung», sagte Eisenmann. «Wir denken, dass dieser Weg die richtige Antwort auf die Doping-Problematik ist.»
Eine Absage würde die Stadt teuer zu stehen kommen: Die Kommune steuert 2,3 Millionen zum 5 Millionen Euro umfassenden Etat bei. 3 Millionen Euro des Gesamt-Etats sind bereits ausgegeben. Zudem droht im Fall der Absage ein Rechtsstreit mit dem UCI, da die im Vertrag festgeschriebene Ausstiegsklausel am 1. September 2006 abgelaufen ist.
Erst vor zehn Tagen hatten Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), UCI-Chef Pat McQuaid und BDR-Präsident Rudolf Scharping in Berlin ein Maßnahmenpaket geschnürt, um die WM zu retten. Kernpunkt waren eine Ehrenerklärung aller Teilnehmer wie bei der Tour de France und konkrete Maßnahmen gegen Doping wie eine Erstellung von Blutprofilen aller WM-Teilnehmer und vermehrte Trainingskontrollen. Bei dem Spitzengespräch wurde auch vereinbart, dass eine Steuerungsgruppe sich um die Umsetzung kümmern soll. Dieser gehören Vertreter der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), der nationalen Anti- Doping-Agentur (NADA), des UCI und des BDR an. Auch Schäuble hatte immer davon gesprochen, dass «eine Weltmeisterschaft im Radsport ein Neuanfang sein muss».