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CSC-Teamchef Bjarne Riis 2006 am Rande eines Rennens.
25.05.2007 09:21
Bach: Doping-Bekämpfung verbessern - Riis-Pk erwartet

Hamburg (dpa) - Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat Sport und Politik aufgefordert, die Doping- Bekenntnisse der Radprofis Rolf Aldag und Erik Zabel als Chance im Anti-Doping-Kampf zu nutzen.

«Der Schwung, den der Anti-Doping-Kampf jetzt durch die Enthüllungen bekommt, sollte auch dazu führen, dass die geplanten Gesetzesverschärfungen noch vor der Sommerpause in Kraft treten, damit Sport und Staat gemeinsam ihre Erfolgschancen in der Bekämpfung des Dopings weiter verbessern.»

Mit Spannung wird die Pressekonferenz des früheren Tour-de- France-Sieger Bjarne Riis an diesem Freitag (16.30 Uhr) erwartet. Nach den Doping-Geständnissen seiner ehemaligen Team-Kollegen Zabel und Aldag will sich Riis in Kopenhagen öffentlich äußern. Riis gewann 1996 als Kapitän des T-Mobile-Vorgängers Team Telekom die Frankreich- Rundfahrt und ist derzeit Teamchef des dänischen CSC-Teams. Nach Bert Dietz, Christian Henn und Udo Bölts hatten auch die ehemaligen Telekom-Radprofis Zabel, Aldag und Brian Holm zugegeben, gedopt zu haben. Sie fuhren Mitte der 90er Jahre mit Riis und Jan Ullrich in einem Team.

Entsetzt hat die deutsche Ärzteschaft auf die Doping-Enthüllungen im Radsport reagiert. «Wir müssen unseren Stall sauber halten», sagte der Vorsitzende des NAV-Virchowbundes, Klaus Bittmann, der «Berliner Zeitung». «Wenn nachgewiesen wird, dass Ärzte Doping praktiziert haben, dann muss das Konsequenzen haben, bis hin zur Aberkennung der Approbation.» Hartmannbund-Chef Kuno Winn sagte: «Was da passiert ist, widerspricht der ärztlichen Ethik. Es ist zu verurteilen, dass Ärzte sich für so etwas hergeben.» Winn forderte im Kampf gegen Doping-Praktiken ein härteres Vorgehen gegen überführte Doping-Ärzte. «In der Berufsordnung sollte künftig geregelt sein, wie nachgewiesene Doping-Fälle geahndet werden können.» Er rief die Bundesländer auf, die Heilberufsgesetze entsprechend zu ändern.

Nach Informationen der «Passauer Neue Presse» droht den beschuldigten Freiburger Sportmedizinern ein Berufsverbot und im Falle einer Anklage eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart prüfe nach Angaben einer Sprecherin berufsrechtliche Konsequenzen für die ehemaligen Mannschaftsärzte des Teams Telekom, Andreas Schmid und Lothar Heinrich. Dazu gehöre auch die Möglichkeit des Entzugs der Approbation.

«Wir haben mit der Staatsanwaltschaft Kontakt aufgenommen und beobachten die Ermittlungen», erklärte die Sprecherin im Gespräch mit dem Blatt. Mit ausschlaggebend für die «Ermessensentscheidung» des Regierungspräsidiums über berufsrechtliche Konsequenzen für die Mediziner sei die Frage, ob es zu einer Anklage gegen sie komme.

Die Universitätsklinik Freiburg hatte sich am Donnerstag mit sofortiger Wirkung von den beiden Teamärzten getrennt. Heinrich und Schmid hatten eingeräumt, als Mannschaftsärzte Doping-Praktiken im Telekom-Radsportteam in den 90er Jahren unterstützt zu haben.

Der Sport brauche jetzt «noch mehr Athleten, die zu dem stehen, was sie getan haben», sagte Bach. «Und eine saubere Prüfung jedes einzelnen Falles: wer hat was gemacht, wer kann wie zur Aufklärung beitragen?» Er forderte den Internationalen Radsportverband auf, «sehr schnell gemeinsam mit allen Beteiligten und Betroffenen zu prüfen, wie großflächig und großzügig von der im Code der Welt-Anti- Doping-Agentur vorgesehenen Kronzeugenregelung Gebrauch gemacht werden kann». Dies sei «angemessener und Erfolg versprechender als die Forderung nach einer Generalamnestie».

Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert (SPD), hat die Sponsoren im Spitzensport aufgefordert, ein Prozent ihrer jährlichen Förderung von 2,6 Milliarden Euro an die Nationale Anti-Doping-Agentur zu überweisen. Mit diesen 26 Millionen Euro solle die Aufklärung über Doping verstärkt werden, sagte Danckert der in Frankfurt (Oder) erscheinenden «Märkischen Oderzeitung» (Freitagausgabe). Danckert bekräftigte die Forderung nach einem einjährigen TV-Übertragungsboykott von Radsportveranstaltungen durch öffentlich-rechtliche Sender.

In einem Gespräch mit der in Dresden erscheinenden Sächsischen Zeitung regte Dankert einen Verzicht auf Strafverfolgung oder Sanktionen an, «damit mehr und mehr Sportler bereit sind, sich zu äußern. Je mehr sich äußern, desto größer die Chance, das Doping-Netz zu rekonstruieren».


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