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Erik Zabel (l) und Rolf Aldag während der T-Mobile-Pressekonferenz in Bonn.
24.05.2007 17:12
Wortlaut-Auszüge Aldag und Zabel aus Bonn

Bonn (dpa) - In einer Pressekonferenz des T-Mobile-Teams haben Rad-Profi Erik Zabel und T-Mobile-Sportdirektor Rolf Aldag den Missbrauch des Blutdopingmittels EPO gestanden. Die Deutsche Presse-Agentur dpa dokumentiert Auszüge der spektakulären Doping-Beichte.

Rolf Aldag:

«Irgendwann 1994 hat Rolf Aldag bei einer großen Landesrundfahrt auf einem Rinnstein gesessen mit vier Mann, abgehängt und abgeschlagen und hat sich überlegt, was passiert hier eigentlich. Und dann bin ich für mich zu dem Entschluss gekommen (...), habe aktiv nachgefragt nach Doping-Produkten. Habe 1995 im Vorfeld der Tour begonnen, ausdrücklich mit EPO, und habe dies dann weitergemacht, eigentlich immer Schritt für Schritt, 1997 (das) erste Mal mit schlechtem Gewissen. Denn bis dahin (...) hat man gedopt, weil man einfach gesagt hat, ich kann nicht erwischt werden. (...) Und das war eigentlich das Grundgerüst für mich zu sagen: Wo ist das Risiko? (...) 1997 (...) kam der Gau: Festina-Skandal. Ich glaube, da sollte es spätestens Klick gemacht haben in den Köpfen des Radsports. (...)

2002 stand ich vor einer Situation, wo ich gesagt hab, drei Jahre keine Tour, 34 Jahre alt, du willst einfach weitermachen, es macht immer noch wahnsinnig viel Spaß, ich hab meine Freude am Radsport und ich möchte gerne dabeibleiben und hab dann den Augenöffner schlecht hin gehabt. Übers Internet versucht, mir Dopingprodukte zu besorgen. Ausdrücklich wieder EPO. Habe dies auch über irgendwelche dubiosen Sachen bekommen, aus irgendeinem Paket (...), dazu Klebezettel wo Kerben markiert waren, wo erklärt war, eine Kerbe sind 500 Einheiten EPO, zwei Kerben sind 10 000 Einheiten EPO. Da war für mich klar, das ist lebensbedrohlich, was du hier gerade machst. Ich weiß nicht mal wie gut oder wie schlecht ich gefahren bin 2002, es war einfach vom Kopf unmöglich darüber nachzudenken, da noch weiter zu machen. Das war dann halt der Schlussstrich. (...)

Natürlich war ich nicht der, der die Rennen gewonnen hatte. Man hat mir halt sehr, sehr lange vertraut und dafür bin ich auch dankbar. Dann hab ich irgendwann gesagt, so jetzt ist genug, die Familie steht im Vordergrund, und dann kommen wir natürlich jetzt einfach in die Gegenwart und zur Problematik, was mir zu Recht vorgeworfen wird. Du hast uns alle angelogen, und da muss ich sagen, ja, das habe ich, und dafür entschuldige ich mich auch.

Als wir den (neuen) Weg dann eingeschlagen haben, gab es den nächsten Schritt. (...) Okay, jetzt denk noch mal drüber nach, ist das jetzt überhaupt noch zu halten, können wir so weitermachen? Das war alles Ende April, dann eben wieder im Fernsehen zu stehen und zu sagen, haben Sie gedopt - 'Nein ich hab's nie gewusst, nein, ich hab's persönlich nie getan' war sicherlich das Schwerste überhaupt, was ich je getan habe und das (ist) mit Sicherheit auch genauso falsch wie Doping.

Ich glaube wir gehen einen neuen Weg und ich glaube der Weg ist richtig ohne Zweifel. Ich glaube der Weg kann auch ohne mich jetzt weitergegangen werden. Ich habe angeboten zu sagen, dann bin ich halt nicht mehr mit dabei. (...) Ich entschuldige mich noch mal für die Lügereien, ich entschuldige mich natürlich auch fürs Doping, was ganz klar falsch ist, was einfach stattgefunden hat mit der Annahme, sie können uns es nie beweisen und wahrscheinlich machen es alle.»

Erik Zabel:

«Ich hatte dann 1994 das erste Schockerlebnis. Ich habe (...) darum gebeten, dass ich eine Sitzcreme brauche. (...) Fakt war, dass ich dann am 16. Mai 1994 ein Einschreiben vom Bund Deutscher Radfahrer bekommen habe: Da wurde ich darüber informiert, dass es einen positiven Dopingbefund von mir gibt, eine positive A-Probe. Wir haben später festgestellt, dass diese Sitzcreme mit einem verbotenen Wirkstoff beinhaltet war, der weder auf der Tube, (der) Packungsbeilage noch auf der Packung vermerkt war. Das war dann der Grund, warum ich im späteren Sportgerichtsverfahren freigesprochen worden bin. (...) Es war ungefähr so, als wenn ich eine Zeitung aufschlage und dort meine eigene Todesanzeige drin lese.

Ich bin nach dem Freispruch ins Renngeschehen komplett integriert worden und habe den Leuten, die mit mir gearbeitet haben, eigentlich ein klares Nein zu jeglicher Medizin gesagt. Ich hatte natürlich in der Anfangszeit Angst vor jeder Vitamin C oder Mineralauflöstablette im Wasser, weil ich immer dachte, wenn das verunreinigt ist - das will ich nicht noch mal erleben.

So ging es dann bis 1996. Es gab Gerüchte, man kann einfach gar nicht mehr erfolgreich sein, ohne Doping zu benutzen. In meinem Fall war es dann so, dass ich mich kurz vor der Tour de France auch dazu entschieden habe, EPO zu benutzen. Das war ein Test, es war einmalig und ich habe am Ende der ersten Tour-Woche diesen Test beendet. (...) Ich habe ihn deshalb beendet, weil ich mit Nebenwirkungen erhebliche Probleme hatte (...).

Ich habe dann mit demjenigen, der mich da betreut hat, es war in dem Fall Jef d'Hont, entschieden, wir stoppen die Sache und wir beenden das und wir beenden das für immer. Seit dieser Zeit habe ich natürlich auch in jedem einzelnen Interview immer wieder verneint, negiert, abgestritten, habe gelogen. Es tut mir Leid.

Warum ich heute hier sitze und mich jetzt hier oute und offenbare ist Folgendes, am 30.4. (Anm.: Doping-Erklärung d'Hont) als das Spiel rausgekommen ist, war mir natürlich klar, dass diese Position, die ich seit elf Jahren eingenommen habe, nicht mehr zu halten ist. Ich habe dann auch mit Rolf darüber gesprochen (...).

Es ist noch ein anderer Punkt, der mich dazu bringt, die Wahrheit zu sagen. Ich habe immer gehofft, dass sich der Sport selber reinigt, dass wir die Hilfe bekommen, die wir gebraucht hätten. Auch schon '96, denn damals war das Kontrollverfahren absolut lückenhaft. Ich habe das EPO damals probiert, weil es möglich war und weil es einfach ohne Konsequenzen blieb. Mit anderen Worten, ich habe gedopt weil es ging. Im Grund ist diese Situation heute ähnlich lückenhaft, das Kontrollsystem, die Situation ist nicht viel anders (...). Mein Sohn fährt selber Rad. (...) Wenn ich sehe, wie seine Sportsfreunde bei uns zu Hause sind, (...) möchte ich nicht, dass die Jungs in einer ähnlichen Situation den Sport betreiben. (...)

Ich habe Sie jahrelang angelogen und ich möchte mich dafür entschuldigen, möchte mich auch bei den Rennfahrerkollegen entschuldigen und wenn es natürlich so war, dass ich dort einen Wettbewerbsvorteil errungen habe, dann bin ich auch bereit die Konsequenzen zu tragen.»


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