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Rolf Aldag (l) und Teammanager Bob Stapleton stellen sich in Bonn vor.
27.09.2006 13:54
T-Mobile bis 2010 - «Glaube an sauberen Radsport»

Bonn (dpa) - Weniger Geld, mehr Kontrollen, keine Stars, neue Philosophie: Das T-Mobile-Team, 1991 als Telekom-Mannschaft ins Profi-Radsport-Metier gestartet, steht vor einem kompletten Neubeginn.

Ohne den in die jüngste Doping-Affäre verwickelten und gekündigten Jan Ullrich, der das Bild der Bonner mit einem Jahr Unterbrechung seit 1996 prägte, hat sich das Team vor allem einem konsequenten Anti-Doping-Kampf verschrieben. Damit folgte es dem Gebot der Stunde und hofft auf eine Sogwirkung. Der Sponsor gab Rückendeckung und verlängerte sein finanzielles Engagement über 2008 hinaus bis 2010, allerdings in geringerem Umfang als bisher. Nach der Affäre sei an einen kompletten Ausstieg gedacht worden, bestätigte Finanzvorstand Thomas Winkler.

Unterdessen darf der früher Kapitän Ullrich auf eine Fahrerlizenz für die Saison 2007 hoffen. «Wenn Ullrich einen Antrag stellt, wird er sie erhalten», erklärte Lorenz Schläfli, der Geschäftsführer von Swiss Cycling in der neuesten Ausgabe des Magazins «Sport Bild». Der Schweizer Radsportverband ist für Ullrich zuständig, da der Tour-de- France-Sieger von 1997 in Scherzingen wohnt. Ullrich könne fahren, «wenn er eine Mannschaft hat», stellte Schläfli fest. Bislang galt eine Sperre Ullrichs durch den Schweizer Verband als sicher. Nun scheint man wegen der immer noch fehlenden Unterlagen des Weltverbandes UCI unruhig zu werden.

Ohne die Aushängeschilder Ullrich und Andreas Klöden sind bei T- Mobile große sportliche Erfolge eher unwahrscheinlich. Unter dem neuen Management des Amerikaners Bob Stapleton und der sportlichen Leitung des Ex-Profis Rolf Aldag soll eine neue Radsport-Philosophie zum Tragen kommen. «2007 wird sicher nicht das erfolgreichste Jahr unserer Geschichte. Aber was ist Erfolg? Erfolg ist für mich auch offensive Fahrweise, mit der wir Sympathie schaffen», sagte Aldag bei der Vorstellung des neuen Regimes in der Bonner T- Mobile-Zentrale. «Wir hatten überlegt, nach den jüngsten Vorkommnissen auszusteigen. Aber man rennt nicht davon. Wir glauben nach wie vor an den Radsport und an die Zukunft eines sauberen Radsports», sagte Winkler.

Die Zeit der großen Ambitionen bei der Tour de France sind vorerst vorbei. Der Australier Michael Rogers, der Heimkehrer Axel Merckx (Belgien) und der Nachwuchs um Patrik Sinkewitz (25/Fulda) und Linus Gerdemann (24/Münster) sind die Hoffnungen für die Rundfahrten. Die neuerdings starke Sprinterfraktion wird von dem frisch gekürten U-23- Weltmeister Gerald Ciolek (20/Köln), André Greipel (Rostock) und dem Österreicher Bernhard Eisel angeführt. Die Rote Karte erhielten neben Ullrich und dem Spanier Oscar Sevilla zum 31. Oktober auch Manager Olaf Ludwig, dessen rechte Hand Mario Kummer und der sportliche Leiter Frans van Looy (Belgien).

Der Tour-Dritte Andreas Klöden und Etappengewinner Matthias Kessler (Nürnberg) wechseln zu Astana. Die Italiener Eddy Mazzoleni, Daniele Nardello (beide Italien) und Olaf Pollack (Cottbus) erhielten kein neues Angebot. Aldag präsentierte elf Neuverpflichtungen, bei denen Merckx, Jacob Piil (Dänemark) und Servais Knaven (Niederlande) herausragen. Der Kader für 2007 schrumpfte von bisher 30 Profis auf vorerst 27. Weitere Fahrer- Verpflichtungen seien noch möglich.

Der 48 Jahre alte Unternehmer Bob Stapleton aus Kalifornien war Mitgründer und Vorstand des Mobilfunkkonzerns Voicestream Wireless, dem heutigen T-Mobile USA. Er ist zudem Eigner der Gesellschaft High Road Sports, Betreiberin des T-Mobile Team der Frauen. Deren neue Tochter, «Neue Straßen Sport GmbH» mit Sitz in Köln, wird künftig im Auftrag Sponsors, der sein bisher auf rund 12 Millionen Euro geschätztes Jahres-Engagement reduziert, als Betreibergesellschaft des Elite-Teams fungieren. «Ein großer Teil unseres Budgets fließt in den Kampf gegen Doping. Der Gesamtetat ist kleiner als 2006», sagte Stapleton, der vom «kompromisslosesten Anti-Doping-Programm aller ProTour-Teams sprach».

Das Anti-Doping-Programm der Bonner erscheint einzigartig und hat laut Teamarzt Lothar Heinrich den «gläsernen Athleten» zum Ziel. Ein internationales, medizinisches Experten-Gremium und ein Trainingskoordinator der Sporthochschule Köln sollen alle relevanten Daten der Fahrer überwachen.


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