Vitré (dpa) - Nummer drei für Robbie McEwen: Der Australier ist in diesem Jahr in den Massensprints der Tour de France kaum zu bezwingen. Der ehemalige Mountainbiker aus dem belgischen Davitamon-Rennstall holte seinen dritten Etappenerfolg.
Im Ziel der 189 Kilometer langen sechsten Etappe von Lisieux nach Vitré war der oft unsauber sprintende McEwen ein weiteres Mal mit Abstand der Schnellste vor dem Italiener Daniele Bennati. Sein größter Rivale, Tom Boonen, zog ein Mal mehr auf Platz drei den Kürzeren, genau wie Geburtstagskind Erik Zabel auf Rang sieben. McEwen verteidigte das Grüne Trikot des Punktbesten ohne Schwierigkeiten. Bonnen wurde im turbulenten Finale leicht behindert - die Schuld traf aber diesmal nicht den Etappensieger, der im Gesamtklassement auf den zweiten Platz hinter Boonen vorfuhr. Vor dem 52 Kilometer langen Zeitfahren in Rennes fiel der T-Mobile-Profi Michael Rogers, der nun das Gelbe Trikot im Visier hat, mit 21 Sekunden Rückstand auf Platz drei zurück.
Der 25-jährige Weltmeister Boonen kann sich zwar weiterhin an seinem Gelben Trikot - zwölf Sekunden vor dem von den Zeitbonifikationen profitierenden McEwen - erfreuen, ein Tagessieg bleibt ihm aber weiter verwehrt. Irgendwie fehlt dem bulligen Belgier in diesem Jahr die Explosivität. Außerdem macht ihm, wie er am Vortag zugab, eine ungewohnte Nervosität zu schaffen. Als die Tour das letzte Mal 2000 in Vitré zu Gast war, gewann Marcel Wüst vor Zabel den Sprint des Feldes.
Zabels deutsch-italienisches Team Milram ist seit Freitag nur noch mit acht Fahrern vertreten. Der Italiener Fabio Sacchi konnte wegen einer Bronchitis zur 6. Etappe nicht mehr antreten. Somit stehen Team-Kapitän Erik Zabel, mit zwölf Etappensiegen bei der Tour erfolgreichster Fahrer im Peloton, nur noch sieben Helfer zur Verfügung.
Zabel feierte seinen 36. Geburtstag und bekam von seinen Mannschaftskollegen zum Frühstück eine große Torte geschenkt, sein Sohn Rick schenkte ihm ein Kuscheltier. Seinen Traum vom siebten Grünen Trikot hat der Berliner wahrscheinlich ausgeträumt, es sei denn McEwen, Boonen oder der vorjährige Punktsieger Thor Hushovd straucheln vor Paris.
«Es ist natürlich klar, dass ich mir an meinem Geburtstag besonders viel vorgenommen hatte. Im Moment ist aber kein Kraut gegen Robbie gewachsen. Er ist mit Abstand der Schnellste. Ich habe heute auf Boonen gesetzt und sein Hinterrad gesucht. Aber dann hat McEwen mit seinem Anfahrer Steegmans alle überrascht. Ein 400 Meter-Sprint - das ist schon beeindruckend», sagte ein trauriger Zabel.
Aus einer 18 Fahrer starken Ausreißer-Gruppe hatte sich am Freitag 72 Kilometer nach dem Start eine dreiköpfige Spitze heraus kristallisiert. Sie wurde angeführt vom frisch gekürten französischen Meister Florent Brard und dem Schweden Magnus Backstedt, der vor zwei Jahren Paris-Roubaix gewann. Aber das Trio kam nur bis Kilometer 185 - dann hatte das Feld den Rückstand, der bei maximal 5:03 Minuten lag, eingeholt. Die Sprinter rüsteten 3800 Meter vor dem Ziel mit der längsten Zielgeraden zu einem weiteren Spezialeinsatz.
Tour-Debütant Markus Fothen aus Kaarst verlor sein Weißes Trikot als Bester der Nachwuchswertung an den Franzosen Benoit Vaugrenard. Der Profi vom Team Gerolsteiner trug es drei Tage.