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Simon Geschke auf der Strecke des Engadin Bike Giro. Foto: Sauser Event GmbH
11.07.2020 09:44
Engadin Bike Giro: Schweizer Doppelsieg durch Vitzthum und Keller zum Auftakt

St. Moritz (rad-net) - Simon Vitzthum (jb Brunex Felt) und Alessandra Keller (Thömus) haben zum Auftakt des Engadin Bike Giro, das erste Schweizer Rennen nach der Corona-Pause, einen Doppelsieg für die Schweiz eingefahren.

Mit hohem Tempo starteten die Elitefahrer auf die 35 Kilometer lange Strecke. Vitzthum lancierte gleich eine Soloattacke und holte einen kleinen Vorsprung heraus.. Bald hatte sich aber eine dreiköpfige Spitzengruppe gefunden mit Vitzthum, dessen Landsmann Lukas Flückiger (Infinity) und dem Österreicher Daniel Geismayr (Centurion Vaude). Die Gruppe baute das Loch zu den Verfolgern weiter aus, der schließlich bis ins Ziel hielt.

Vor der letzten Abfahrt hinunter zur Talstation der St. Moritzer Signalbahn setzte sich Vitzthum an die Spitze, während Geismayr bereits ein paar wenige Sekunden Rückstand hatte, ehe es in den Foppettas Trail ging. «Simon war im ersten Teil viel stärker», zollte Flückiger dem Sieger Tribut. «Oben auf der Fläche ist Simon viel im Wind gefahren. Deswegen habe ich ihn nicht mehr am Schluss attackiert. Das fand ich fair. Und es sind ja noch zwei Tage.»

Ähnlich sah es auch Marathon-Spezialist Geismayr. Der Fahrer im Trikot des Österreichischen Staatsmeisters zeigte sich mit seinem dritten Platz zufrieden: «Ich war heute sicher im Nachteil mit dem Hardtail. Aber es ging mir nicht um die Platzierung, sondern ich will die Gesamtwertung gewinnen. Die heutige kurze Distanz liegt mir eher nicht so. Morgen, wenn die längeren Anstiege kommen, steigen meine Chancen ein bisschen», zeigte sich der Vorarlberger trotz seines Rückstandes von 21 Sekunden zuversichtlich.

Vitzthum war dieses Jahr, ehe die Corona-Pandemie den Rennbetrieb zum Erliegen brachte, erfolgreich. «Ich war schon am Costa Blanca Race und am Mediterranean Epic, bei dem ich zwei von vier Etappen gewinnen konnte.» Er zeigte sich sichtlich glücklich mit seinem erneuten Sieg: «Ich hatte schon gehofft, dass noch etwas Form da ist.»

Der Tour-de-France-Etappengewinner Simon Geschke (CCC) nutzte den Ausflug aufs Mountainbike zu einer erfolgreichen Trainingseinheit: «Das war heute mein erstes Mountainbike-Rennen seit 18 Jahren», sagte Geschke im Ziel. Der Deutsche hatte allerdings 6:26 Minuten Rückstand auf Vitzthum und wurde als 21. klassiert. «Das Ergebnis ist aber sekundär für mich. Es macht einfach Spaß, durch den Wald zu ballern. Technisch habe ich noch Potential nach oben, wenn ich mir die Mountainbike-Profis hier angucke. Das ist schon eine andere Welt.»

Die eigentlichen Favoriten auf den Tagessieg konnten nicht glänzen, allen voran Vorjahressieger Sascha Weber (Majola-Rocky Mountain), der unter anderem Pech mit einem Reifendefekt hatte, seine hintere Steckachse verlor und zum Schluss auch noch stürzte. «Eigentlich könnte ich gleich wieder heimfahren», ärgerte er sich im Ziel, das er mit neun Minuten Rückstand auf Vitzthum erreichte.

Das Rennen der Frauen dominierte über eine lange Distanz die Deutsche Cross-Country-Meisterin Elisabeth Brandau (Radon EBE), doch ein Schleicher machte sie bergauf immer langsamer und zwang sie in der Abfahrt vom Rad. Diese Chance nutzte die ehemalige U23-Weltmeisterin Alessandra Keller (Thömus), die schon im Anstieg an Brandau herangefahren war, und sicherte sich souverän den Sieg über die erste Etappe in einer Zeit von 1:44:37 Stunden. «Ich habe kein Problem mit der Höhe», so die Sportlerin aus dem Kanton Uri: «Ich wohne zwar im Tal, aber ich trainiere oft in der Höhe, das macht mir nichts aus.»

Der zweite Platz ging an die Deutsche Stefanie Dohrn vom Team Centurion-Vaude. Die Spezialistin für Etappenrennen, die schon zweimal die Bike TransAlp gewonnen hat, hatte nach eigenen Angaben überhaupt nicht damit gerechnet, beim Engadin Bike Giro so gut abschneiden zu können: «Das Damenfeld ist richtig stark besetzt», meinte die 28-jährige Fahrerin aus dem Bergischen Land. «Ich bin einfach nur glücklich, dass überhaupt wieder ein Rennen stattfindet, dass wir zeigen können, dass wir hart im Winter und im Sommer trainiert haben.» Der dritte Platz von Steffi Häberlin war eine große Überraschung, sowohl für die Fahrerin, aber auch für die Beobachter der MTB-Szene, da sie erst ihr dritten MTB-Rennen bestritt.

Brandau, die das Rennen lange dominierte hatte, verlor in der letzten Abfahrt viel Zeit, weil sie immer wieder vom Rad musste, um den Reifen aufzupumpen, und schließlich sogar ein Stück laufen musste. Mit einem Rückstand von 12:18 Minuten wurde sie nur Zwölfte und hat damit wohl alle Chancen auf eine gute Platzierung in der Gesamtwertung eingebüßt.

Morgen geht es auf der zweiten Etappe von Silvaplana über 71,2 Kilometer und über 2550 Höhenmeter über die Corviglia und dann in einer rasanten Abfahrt den Olympia- und den Foppettas-Trail zurück nach Silvaplana. Die Wettervorhersage lässt ein kühles und vor allem feuchtes Rennen erwarten.

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