Erfurt (dpa) - Schockiert und entsetzt hat der Thüringer Sport über die Höhe der Strafe für die vier Bahn-Verfolger reagiert, die bei den WM in Stuttgart den Start mit den Berlinern Guido Fulst und Robert Bartko verweigert hatten. «Ich bin maßlos enttäuscht über das eindeutig überzogene Urteil», kritisierte Landessportbund-Präsident Peter Gösel und traf damit den Tenor der Meinungen.
Jürgen Beese, Präsident des Thüringer Radsportverbandes, will für Jens Lehmann, Sebastian Siedler (beide Gera), Daniel Becke und Christian Bach (beide Erfurt) kämpfen. «Ich möchte mich so bald wie möglich mit BDR-Präsidentin Sylvia Schenk treffen», kündigte Beese an. Er sei enttäuscht, dass der Verband die eigenen Fehler überhaupt nicht bewertet habe. «Uns war bewusst, dass es eine Strafe geben musste. Mit so einer Härte und Einseitigkeit haben wir aber nicht gerechnet», drückte Beese seine Unzufriedenheit aus.
Auch LSB-Hauptgeschäftsführer Rolf Beilschmidt («die Härte der Bestrafung kann ich nicht nachvollziehen») und Bernd Neudert, der Leiter des Olympiastützpunktes Thüringen («bin enttäuscht über das Maß der Bestrafung»), wollen sich mit dem Ergebnis des Bundes Deutscher Radfahrer nicht zufrieden geben. Beide hoffen auf ein konstruktives Gespräch mit BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer. Alle drei gehören dem zehnköpfigen Vorstand des Trägervereins Olympiastützpunkt Thüringen an, der über die Zukunft von Trainer Jens Lang entscheiden soll. «Das Frankfurter Urteil wird dabei für uns kein Vorbild sein», erklärte im Vorfeld bereits Peter Gösel, der auch den Trägerverein vorsteht.
Neben dem Unverständnis über die harten Strafen verwiesen einige Thüringer Sportler auf einen anderen Aspekt. «Damit habe ich nicht gerechnet, zumal sich ja der BDR ins eigene Fleisch schneidet. Ohne Becke und Lehmann kriegt der Vierer bei Olympia nichts ab», meinte Rad-Profi Stefan Schreck. Olympiasieger Olaf Ludwig sieht es ebenso: «Ohne die Thüringer braucht man den Vierer in Athen gar nicht an den Start zu schicken.» Selbst Sportminister Klaus Zeh (CDU) konnte die Strafe nicht begreifen. Sie habe Kopfschütteln beim Minister hervor gerufen, hieß es aus dem Ministerium. Noch weiter ging die in Erfurt erscheinende «Thüringer Allgemeine». In einem Kommentar forderte die Zeitung den Rücktritt der BDR-Funktionäre.