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Tourdirektor Jean-Marie Leblanc startet am 17.07.2002 in Bazas die 10. Etappe der Tour de France.
04.07.2003 09:20
Leblanc: «Tour ist Element der nationalen Einheit»

Paris (dpa) - Für den Direktor der Tour de France ist die Sache klar. «Die Tour ist ein wesentliches Element der nationalen Einheit», sagt Jean-Marie Leblanc und schwärmt von der kommunikativen, der sozialen, der menschlichen Dimension des Medienspektakels. «Ich bin stolz, die Verantwortung für dieses Monument zu tragen, das den Menschen Glück bringt, sie ihre Unterschiede vergessen und sie einfach miteinander leben lässt.»

«Menschliche Wärme» ist für Leblanc eines der herausragenden Merkmale des nach den Olympischen Spielen und der Fußball-WM bedeutendsten Sportereignisses weltweit. Trotzdem sollen natürlich auch nicht überhörbar die Kassen wieder klingeln.

Kein Zweifel: Hundert Jahre nach dem Startschuss im Jahre 1903 wird die Jubiläums-Tour vom 5. bis 27. Juli wohl noch mehr Menschen in ihren Bann ziehen als in den vergangenen Jahren. Wenn sich die 22 Teams in Paris auf die 20 Etappen umfassende, 3361 Kilometer lange Strecke machen, ist eines jedoch genauso klar: Die Tour soll wieder ein Riesengeschäft werden - für Frankreich und den Rest der kommerzialisierten Welt. Der Kasseninhalt der Sociéte du Tour de France bleibt das gut gehütete Geheimnis der Muttergesellschaft Amaury Sport Organisation. Die französische Wirtschaftszeitung «La Tribune» schätzte den Tour-Gewinn auf rund 16 Millionen Euro.

Die französische Supermarktkette Champion zum Beispiel, einer der vier Hauptsponsoren des gigantischen Spektakels, hat ihren Vertrag im April bereits um weitere drei Jahre verlängert. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 13,5 Milliarden Euro erwägt sogar, in zwei weitere Radsport-Ereignisse der Sociéte zu investieren: Paris-Nizza und Paris-Roubaix. Auch den Managern der Großbank Crédit Lyonnais scheint ein werbewirksames Engagement bei der Tour durchaus lohnenswert: Sie verlängerten ihren Vertrag mit den Veranstaltern bis 2008. Die Verhandlungen mit Nestlé und Fiat dauern noch an.

«Bei der Tour ist es wie im Geschäft», lautet auch das Motto von Yoshizo Shimano, Chef des japanischen Fahrradzulieferers, der im vorigen Jahr elf der damals 21 Mannschaften ausgerüstet hatte. «Nur wer vorne mitfährt, macht sich einen Namen.» Denn in kaum einem anderen Sport - von Hochsee-Regatten und Formel 1 einmal abgesehen - werden die Namen der Sponsoren öffentlich so häufig werbewirksam ins Bild gerückt wie bei der Tour de France. Der frühere Telekom-Chef Ron Sommer wusste überdies ein Lied davon zu singen, dass private Treffen der Sponsoren am Rande eines so prestigeträchtigen Sportereignisses geschäftlichen Kontakten überaus förderlich sein können.

Für Frankreich, das weltweit stets zu den beliebtesten Reisezielen gehörte, hat der internationale Rummel um die Tour noch eine weitere geschäftliche Dimension. Denn wenn Lance Armstrong & Co. im Hochsommer über spektakulär gelegene Pässe, durch malerische Landschaften und schließlich über einen prachtvollen Pariser Boulevard namens Champs Elysées ins Ziel strampeln, wird hoffentlich allerorten Reiselust geweckt.

Durch Börsenkrise, schwächelnde Konjunktur sowie die Zurückhaltung amerikanischer Touristen nach den Terroranschlägen vom 11. September und den Irak-Krieg arg gebeutelt, ist Frankreichs Tourismus-Industrie jede Werbung hoch willkommen. «Wir haben nicht damit gerechnet, dass der Aufschwung so lange auf sich warten lässt», sagt Jean-Philippe Pérol, Chef des Maison de la France, das im In- und Ausland für Frankreich als Reiseziel wirbt. Vielleicht kann die bevorstehende Jubiläums-Tour ein wenig dabei helfen, seine Sorgen zu zerstreuen.


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