Albstadt (rad-net) - Mit dem Weltcup am kommenden Wochenende will Albstadt ab Freitag auch in Sachen WM-Bewerbung für 2016 eine Visitenkarte abgeben. Dafür hoffen die Organisatoren und die deutschen Top-Biker wie Sabine Spitz und Manuel Fumic auf die Unterstützung durch die MTB-Fangemeinde in Deutschland. Ob das über die Vergabe entscheidet, ist eine andere Frage.
Stephan Salscheider wäre eigentlich gerne nach Nove Mesto gefahren, um Impulse für die eigene Veranstaltung zu bekommen. Doch der Albstädter OK-Chef konnte sich den Trip nach Tschechien eine Woche vor dem eigenen Weltcup aus zeitlichen Gründen nicht erlauben. So hat er sich die RedBull-Übertragungen angeschaut. Und was er gesehen hat, das begeisterte auch den Chef der Agentur Skyder Sportpromotion, der dem Mountainbike-Sport schon mehr als 25 Jahre verbunden ist.
«Nove Mesto hat die Latte sehr hoch gelegt, das muss man ganz klar anerkennen. Auch wenn es dadurch für unsere WM-Bewerbung schwerer wird: Unseren Sport bringen solche Veranstaltungen weiter», sagte Salscheider am Montag. Mit der vierten Auflage des Cross-Country-Weltcups in Hochland von Mähren legten die dortigen Organisatoren dieses Jahr noch einmal zu. 19.500 Zuschauer wurden gezählt und die Athleten waren begeistert von der enthusiastischen Stimmung, die am Biathlon-Stadion von Nove Mesto herrschte.
Kampflos wollen sich die Mountainbike-Enthusiasten in Albstadt natürlich nicht geschlagen geben. Schließlich kann man im Tailfinger Bullentäle seit der ersten Auflage der Gonso Albstadt MTB Classic im Jahr 2005 auf die Zuschauer zählen. In Sachen Stimmung wurden dort von Anfang an Maßstäbe gesetzt. «Jetzt kommt es darauf an, dass Mountainbike-Deutschland zeigt, dass man hier 21 Jahre nach Kirchzarten wieder die WM haben will und dass es in der Bundesrepublik ein großes Interesse an dem Sport gibt. Wir brauchen am Wochenende jegliche Unterstützung, damit auch hier die Luft brennt», setzt Salscheider darauf, atmosphärisch mit Nove Mesto mithalten zu können.
Die besten deutschen Biker haben es nicht sehr weit nach Albstadt. Manuel Fumic fährt rund eine Stunde, Moritz Milatz und Adelheid Morath knapp zwei, ähnlich wie Sabine Spitz - und deshalb hoffen sie alle auf die lautstarke Unterstützung ihrer Fan-Gemeinden. Die vier Elite-Fahrer haben alle eine besondere Beziehung zu Albstadt.
Milatz feierte dort 2006 seinen ersten Titel als Deutscher Meister. «Vom Gefühl her war das immer ein Heimrennen für mich», so Milatz. Manuel Fumic wurde 2005 dort Vizemeister und aus der Emotion heraus auch gleich noch ehrenhalber Vereinsmitglied bei der RSG Zollernalb. «Das wäre der Ober-Hit, die Kirsche auf der Sahne, wenn Albstadt die WM bekommen würde», sagt Fumic in einer Pressemitteilung des Weltcup-Veranstalters. Und vermutlich die einzige Chance für den Kirchheimer, im Verlauf seiner Karriere noch eine WM im eigenen Land zu erleben. Von Sabine Spitz stammt der Spruch: «Wenn ich könnte, würde ich das Albstädter Publikum in einen Bus packen und überall hin mitnehmen.» Sechs von neun Auflagen der Albstadt Classic hat sie gewonnen.
Wenn Albstadt in Sachen Zuschauerzahlen und Stimmung am Wochenende punkten kann und bei der zweiten Weltcup-Auflage auf der Schwäbischen Alb auch organisatorisch alles gut geht, ist man zumindest in dieser Hinsicht erst einmal nicht im Hintertreffen. Eine Live-Übertragung im TV, so wie in Tschechien, ist aktuell für den MTB-Sport in Deutschland illusorisch. Dennoch hatte Albstadt 2013 mit Zusammenschnitten in der ZDF Sport-Reportage oder ARD Sportschau eine große Reichweite erzielt.
Zu den Kriterien, die zur Entscheidung im Radsport-Weltverband UCI beitragen, zählen auch Marketing-Gesichtspunkte. Der «deutsche Markt» ist in dieser Hinsicht sicherlich wichtig für die UCI. Im Gegensatz zum Beispiel zu 2015 als Andorra und Mexiko zur Auswahl standen, können die UCI-Vertreter für 2016 zwischen zwei sehr guten Bewerbungen entscheiden. In zwei Wochen wird beim Radsport-Weltverband darüber abgestimmt, wo in zwei Jahren um die Regenbogen-Jerseys der Weltmeister gekämpft wird.
Der «Verlierer» muss damit leben, dass ihm vorerst wohl kein anderes Jahr für die Bewerbung angeboten werden kann. Dafür müssten Cross-Country- und Gravity-Disziplinen wie 2016 erst einmal wieder getrennt werden. Die Anwärter auf die WM-Ausrichtung der Gravity-Disziplinen im September 2016 sind Val di Sole und Leogang. Die Cross-Country-Rennen werden Anfang Juli, sechs Wochen vor dem Olympischen Rennen in Rio de Janeiro, stattfinden. Wo, darüber könnte vielleicht schon am Wochenende eine Vorentscheidung fallen.
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