Berlin/Aigle (dpa) - Radprofi Jan Ullrich, der Anfang April seinen ersten Wettkampf nach 14 monatiger Pause bestreiten will, hat bei seinem Comeback-Versuch einen herben Rückschlag erlitten. Der Radsport-Weltverband UCI hat sein Coast-Team mit sofortiger Wirkung wegen Zahlungs-Unregelmäßigkeiten gesperrt.
Teamchef Günter Dahms, der am Abend mit der UCI verhandelte und von einem «Missverständnis» sprach, bestätigte die Sperre. Die zur Zeit bei der Murcia-Rundfahrt in Spanien beschäftigten Coast-Profis dürften das Rennen noch beenden.
Der Top-Angestellte des Essener Rennstalls, der seit der Lizenz-Erteilung durch die UCI im vergangenen Dezember unter besonderer Beobachtung steht, trainiert im Moment in der Toskana. Ihn erwischte die Nachricht über Teamsprecher Marcel Wüst am Donnerstag kalt. «Wir versuchen, jetzt erst mal weiter zu arbeiten und abzuwarten, aber das Vertrauen ist in diesem Moment weg», sagte sein Betreuer Rudy Pevenage, der Telekom zum Jahresende Hals über Kopf verlassen hatte, um Ullrich zu folgen.
Der Olympiasieger war im Januar zu Coast für eine angebliche Jahres-Gage von rund zwei Millionen Euro gewechselt. Er erhielt einen Dreijahresvertrag. Sogar Ullrich hatte offensichtlich unter unregelmäßigen Zahlungen durch den Essener Textil-Unternehmer Dahms zu leiden. «Ich habe mein Januar-Gehalt erhalten. Auf das Februar-Geld warte ich noch. Wie es bei Jan aussieht - dazu sage ich nichts», erklärte Pevenage auf dpa-Anfrage.
Ullrich-Manager Wolfgang Strohband (Hamburg) hatte zu Wochenbeginn dementiert, dass er sich wegen angeblicher Finanz-Schwierigkeiten des Rennstalls in Italien und Spanien schon nach alternativen Arbeitgebern für Ullrich umgesehen hat. Italienische und spanische Zeitungen berichten von angeblichen Interessenten
«Bis zum 5. März müssen wir alle Zahlungen für alle Fahrer und Angestellten unseres Team bei der UCI für den zurückliegenden Monat nachweisen. Das geschah durch einen kopierten Überweisungs-Auftrag meiner Bank, den die UCI nicht anerkannte. Ich habe jetzt den geforderten Beleg nachgereicht - zugegeben einen Tag zu spät. Aber im Rheinland war Karneval, und die Bank hat zu Wochenbeginn nicht gearbeitet», sagte Dahms, der in Nordrhein-Westfalen 18 Mode- Boutiquen mit einem Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro führt.
Die zwölf ausländischen Fahrer im Coast-Team, das immer noch auf den von Dahms angekündigten Co-Sponsor wartet, hatten im Vormonat auf Steuer-Rückzahlungen bestanden. Die Teamleitung hatte daraufhin erklärt, sie verfolge nur geltendes Recht und habe 16 Prozent Mehrwertsteuer einbehalten, die ans Finanzamt weitergeleitet würden. Zudem wurden inzwischen Forderungen an Dahms von Betreuern und Hotels, in denen das Team abstieg, bekannt.