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Lance Armstrong soll einen Lügendetektortest machen, schlägt sein Anwalt vor. Foto: Daniel Barry
14.10.2012 14:45
Armstrong am Lügendetektor? - Telekom: ahnungslos

Berlin (dpa) - Die Veröffentlichung der USADA-Dopingakten im Fall Armstrong bringen immer mehr Radprofis und Teamchefs zum Reden. Bei den Verantwortlichen des ehemaligen deutschen Vorzeige-Rennstalls Telekom/T-Mobile findet aber keine Vergangenheitsbewältigung statt.

Auch im harten Konkurrenzkampf zu Lance Armstrong «hatten wir nie Zweifel», im eigenen Team dopingfrei unterwegs zu sein, sagte Jürgen Kindervater im Rückblick. Der gestürzte Ex-Profi kämpft verzweifelt um seine Reputation - sein Anwalts brachte gar einen Lügendetektor ins Spiel. Diese Art der Befragung hatte im Januar aber bereits dem wegen Dopings verurteilten Alberto Contador nichts genutzt.

Allerdings räumte Herman ein, dass ein Testergebnis im Sinne Armstrongs dem Ruf seines Mandanten vermutlich kaum helfen werde. Zudem sollten sich auch die USADA-Kronzeugen an das Gerät anschließen lassen, schlug Herman vor. In dem Verfahren hatten sogar langjährige Armstrong-Helfer wie George Hincapie ausgesagt.

Armstrong sieht sich auch mit Schadenersatzklagen konfrontiert. Die «Sunday Times» fordert rund eine Million Dollar zurück, die die Londoner Zeitung 2004 nach einem Verleumdungs-Prozess zahlen musste, weil sie Armstrong Doping unterstellt hatte. Und womöglich ist der finanzielle Aspekt für den langjährigen Patron des Pelotons noch gar nicht der dramatischste. Nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» könnte Armstrong wie einst Leichtathletin Marion Jones wegen Meineids überführt zu werden - dann droht eine Haftstrafe.

In der Radsport-Szene herrschte nach den Ermittlungscoup der USADA überwiegend Fassungslosigkeit - auch bei Telekom wollte man nichts von flächendeckender Manipulation gewusst haben. «Die ärztliche Versorgung unserer Fahrer unterstand der Uniklinik Freiburg, die auch die Olympiamannschaft betreute. Sie hatte für uns den Status des Bundesgerichtshofs», erklärte Kindervater der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag. Von 1990 bis 2002 war der heute 67-Jährige Leiter der Konzern-Kommunikation im Bonner Unternehmen und Erfinder der magentafarbenen Radsport-Marke, unter der der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich zum großen Star wurde.

Mit der Übertragung der medizinischen Verantwortung nach Freiburg schien der Bonner Chefetage ein genialer Schachzug gelungen zu sein - der größtmögliche Sicherheitsstandard gegen Dopingskandale sollte erreicht werden. Bekanntlich irrte sie gewaltig. Die Klinik- und Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid waren in die Praktiken involviert, die wohl auch bei Telekom/T-Mobile gang und gäbe war.

Ex-Teamchef Rudy Pevenage hatte das verbotene Vorgehen kürzlich in einem «L'Équipe»-Interview quasi als Notwehr gegen das übermächtige System Armstrong verteidigt. «Wir wollten alle das Rezept, dasselbe wie Armstrong. Wieso sind wohl alle seine Rivalen von damals, Botero, Beloki, Sevilla, Ullrich, Basso, Hamilton, Winokurow, danach gestürzt? Sie wollten es so machen wie er, aber hatten nicht die gleichen Mittel und waren vor allem nicht so beschützt», hatte Pevenage erklärt, der 2006 wegen der Doping-Affäre Fuentes aus dem Radsport verbannt worden war.

Sein Schützling Ullrich wollte sich zu den Veröffentlichungen der Akten der US-Anti-Dopingbehörde USADA gegen Armstrong nicht äußern. Seine Wortmeldung nach dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes CAS gegen ihn vom Februar 2012, in der er vage lediglich «Fehler» und Kontakte zu Fuentes eingeräumt hatte, markierten den «Schlussstrich», erklärte Ullrich-Manager Falk Nier.

Pevenage hätte «eigentlich nichts Neues» berichtet, sagte Nier, der den noch bis August 2013 gesperrten Wahlschweizer zuletzt zur Karriere-Abschiedsparty des ebenfalls dopingbelasteten Olympiasiegers Alexander Winokurow nach Monte Carlo begleitet hatte.

Kindervater, Leiter einer Werbeagentur in München, zeigte sich überrascht über die «Systematik» des Armstrong-Betruges. «Hätten wir Zweifel gehabt im eigenen Team, dass nicht alles korrekt läuft, hätten wir sofort die Reißleine gezogen», sagte der einstige «Macher» der Telekom-Mannschaft, der 1995 den späteren Tour-Sieger Bjarne Riis ins Team holte und den Weg ebnete zum Ullrich-Boom. Nach der Affäre Fuentes hatten sich die Bonner 2007 nach 16-jährigem Engagement aus dem Radsport zurückgezogen.


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