Bourg-lès-Valence (dpa) - Als Mark Cavendish am 15. Juli wieder mal siegreich durchs Ziel raste, wartete sein Lehrmeister Erik Zabel schon als erster Gratulant. Wieder ein Sieg, wieder souverän - seit zwei Jahren macht das Dreamteam bei der Tour de France der Konkurrenz das Leben schwer.
Auch auf der 11. Etappe war gegen Cavendish kein Kraut gewachsen, Alessandro Petacchi und Tyler Farrar konnten nur um Platz zwei hinter dem schnellsten Mann im Peloton sprinten. Vater des Erfolgs ist Altmeister Erik Zabel. «Cavendish vertraut Erik voll und ganz», erklärt Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag das Erfolgsgeheimnis des perfekten Doppels.
Cavendish hat mittlerweile mit seinem mittlerweile 13. Tagessieg den Lehrer Zabel überflügelt. Das Außergewöhnliche: Wofür Zabel acht Jahre brauchte (1995 bis 2002), schaffte der 25-Jährige bei gerade einmal drei Tour-Teilnahmen. «Es sind zwei Herzen, die in meiner Brust schlagen», meinte Zabel nach Cavendishs Triumph. «Wenn so ein Junge vorbeizieht, ist das schon schön; aber wenn man einen Platz im Ranking nach unten rutscht, eher nicht.» Aber Zabel weiß auch: «Das ist jetzt mein Job.»
Der Rad-Rentner sieht Cavendishs «angeborenes Sprinttalent» und seine «fantastische Spritzigkeit und Schnelligkeit» als entscheidenden Vorteil im Kampf der schnellsten Männer. Ein Ende von Cavendishs Siegeszug ist nicht abzusehen.
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere hatte Zabel im Vorjahr seine Tätigkeit als Sprinttrainer des T-Mobile-Nachfolgerennstalls begonnen - mit sechs Etappensiegen feierte das deutsche-britische Tandem 2009 gleich ein glänzendes Tour-Debüt.
Zabel selbst kommentiert seinen Beitrag aber eher bescheiden. «Ich fahre im Auto die letzten Kilometer ab und funke dann die Besonderheiten des Finals durch», schildert der sechsmalige Gewinner der Tour-Punktwertung seine tägliche Hauptaufgabe.
Auch bei der 97. Frankreich-Rundfahrt schlug Cavendish in der ersten Tour-Woche gleich zweimal zu - und strafte damit seinen Lehrmeister Lügen. Denn nach Cavendishs überraschendem Schwächetag bei der Massenankunft in Reims hatte Zabel geunkt, jeder könne sehen, dass sein Zögling «ein bisschen schlechter als 2009 ist».
Gerade einmal einen Tag später musste der 40-Jährige diese Worte - zu seiner eigenen Freude - revidieren. Der Supersprinter von der Isle of Man schlug erst in Montargis und dann in Gueugnon zu - nun folgte der dritte Triumph. Die Rivalen bleiben frustriert zurück. «Cavendish ist wieder der Alte», erkennt Milram-Sprinter Gerald Ciolek an.