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Erik Zabel äußert sich in Bonn zu seinen Doping-Praktiken.
24.05.2007 16:16
Erik Zabel: «Kann meinen Sohn nicht weiter anlügen»

Berlin (dpa) - Als er von seinem Sohn Rik sprach, konnte Erik Zabel die Tränen nicht mehr zurückhalten. «Wenn ich von meinem Sohn erwarte, dass er ein guter Mensch wird, kann ich ihn nicht weiter anlügen», nannte Zabel mit großer Ergriffenheit einen seiner Hauptgründe, als erster noch aktiver deutscher Rad-Profi ein Reue-Geständnis abzulegen.

«Ich habe ihn angelogen und möchte mich dafür entschuldigen», stammelte er bei der Pressekonferenz des Teams T-Mobile in Bonn, dann verschlug es ihm für einige Sekunden die Stimme. «Mein Sohn fährt selber Rad. Und ich möchte einfach nicht, dass die Jungs in einer ähnlichen Situation Sport treiben wie wir», fügte Zabel stockend hinzu, nachdem ihm sein früherer Team-Gefährte Rolf Aldag beruhigend auf die Schulter geklopft hatte. Auch der jetzige Sportdirektor des Teams T-Mobile gab seine Doping-Vergangenheit preis.

Zabel, der in Bonn gestand, 1996 eine Woche lang zu Beginn der damaligen Tour de France EPO eingenommen zu haben, gilt mit 192 Siegen als der erfolgreichste deutsche Profi. In zwölf Jahren beim Team Telekom avancierte das Sprint-Ass nicht nur zum jederzeit zuverlässigen Topfahrer, sondern auch zur äußerst populären Integrationsfigur.

Der zweimalige Vize-Weltmeister gewann acht Klassiker, darunter vier Mal Mailand-San-Remo, und holte bei der Frankreich-Rundfahrt sechs Mal das Grüne Trikot des Punktbesten. Bei der Tour de France gewann er zwölf Etappen ebenso wie bei der Deutschland-Tour, bei der Spanien-Radrundfahrt stand er sieben Mal auf dem höchsten Treppchen.

«Ob ein Erfolg von mir später noch Bestand haben wird, ist im Moment mein geringstes Problem», räumte Zabel ein. «Ich habe mein bisheriges Leben an der Garderobe abgegeben und lege meine Zukunft in ihre Hände, In die Hände der Zuschauer», fügte der ehemalige «Sportler des Jahres» hinzu. Ob er seine Karriere fortsetzt und bei der Heim-WM in Stuttgart in diesem Jahr startet, ließ der seit dem vergangenen Jahr für das Team Milram fahrende Zabel offen.

Zabel muss nach seinem Doping-Geständnis keine Sperre fürchten. Doping-Vergehen aktiver Sportler werden nach dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) nur acht Jahre lang rückwirkend bestraft. Auch für die anderen geständigen früheren Fahrer des Teams Telekom wird es keine Sperren mehr geben. Nach Regel 17 des WADA-Codes können nicht mehr aktive Athleten nur fünf Jahre rückwirkend bestraft werden.

Gern hatte Zabel in der Vergangenheit den Eindruck erweckt, als sei er unter den gedopten Profis das Unschuldslamm, obwohl er bereits am 16. Mai 1994 positiv auf Anabolika getestet worden war. «Das war der schwerste Tag in meinem Leben. Das war, als ob ich die Zeitung aufschlage und meine Todesanzeige lese», gestand Zabel.

«Wenn der Festina-Skandal der Warnschuss war, dann war 2006 fast der Blattschuss. Noch so ein Jahr kann der Radsport nicht überstehen», hatte der 36-Jährige zu Beginn des Rennjahres prophezeit. «Mit DNA-Tests hätten wir sofort Sicherheiten, und das ist es, was wir brauchen», hatte der Berliner auch Jan Ullrich vor seiner 15. Saison als Profi indirekt wegen dessen Verstrickungen in die Doping-Affäre Fuentes kritisiert.

In einem Interview mit der «Gazzetta dello Sport» offenbarte Zabel zugleich das zuletzt arg angespannte Verhältnis zu Ullrich. «Elf Jahre sind wir im selben Team zusammen gefahren. Dann wollte mich Jan nicht mehr», berichtete Zabel, nachdem er auf Drängen von Ullrich aus dem Team für die Tour de France 2005 gedrängt worden war. «Ullrich hätte mehr Respekt und Interesse für andere haben müssen», kritisierte Zabel, der trotz Erfolgen am Fließband immer im Schatten des einstigen Telekom-Stars Ullrich stand.

Das Präsidium des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) wird den möglichen WM-Einsatz des Doping-geständigen Erik Zabel im September in Stuttgart prüfen. Eine generelle Amnestie für geständige Profis komme nicht in Frage, es gebe eine Einzelfall- Prüfung, sagte BDR-Sport-Direktor Burkhard Bremer nach der Bonner Presse-Konferenz und ließ eine wohlwollende Bearbeitung des Falles Zabel durchblicken.

«Eine generelle Amnestie, für jeden, der Doping zugibt, wird es bei uns nicht geben. Es gibt eine Einzelfall-Prüfung. Das gilt auch für Zabel. Wir haben die Richtlinien, das Doping-belastete Fahrer weder für Olympische Spiele noch Weltmeisterschaften eingesetzt werden. Aber, wenn ich Zabel richtig verstanden habe, geht es um zugegebenes Doping im Jahr 1996», sagte Bremer, der die BDR- Entscheidung auch davon abhängig machen will, wie die Zabel- Mannschaft Milram reagiert. Sie will sich nach Pfingsten erklären.

Nach Zabels Doping-Geständnis ist sein Start bei der am 30. Mai beginnenden Bayern-Rundfahrt ungewiss. «Ich habe kein Problem damit, wenn Erik Zabel fährt. Das ist so lange her. Wir müssen froh sein über jeden, der den Mund aufmacht», sagte Rundfahrtleiter Ewald Strohmeier der dpa. Über einen Start Zabels bei dem Rennen im Freistaat werde noch entschieden. «Das ist Sache des Teams und des Weltradsportverbandes beziehungsweise des Bundes Deutscher Radfahrer», sagte Strohmeier.

Hautsponsor Nordmilch wird das Profi-Radteam Milram auch nach dem Doping-Geständnis von Zabel weiter in vollem Umfang unterstützen. «Das Bekenntnis hat auf die Entscheidung der Fortsetzung des Sponsoring-Engagements keinen Einfluss. Die Kooperation wird vertragsgemäß fortgeführt», sagte Martin Mischel, Vorstand Marketing und Vertrieb der in Bremen ansässigen Nordmilch AG. Für das Team gelte seit der Gründung 2006 ein klares Prinzip. «Wer bei uns dopt, fliegt raus», betonte Mischel. Über eine angemessene Reaktion auf die Bekenntnisse Zabels soll umgehend gesprochen werden. «Die Beteiligten werden sich am Wochenende zusammensetzen und dann beraten, wie es weitergeht», sagte eine Nordmilch-Sprecherin der dpa.


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