München (dpa) - Rudolf Scharping, Präsident des Bund Deutscher Radfahrer (BDR), geht in der Affäre um den des Dopings verdächtigten deutschen Radcross-Meister Johannes Sickmüller von einer manipulierten Dopingkontrolle des Hamburgers aus.
«Die Probe ist eindeutig manipuliert. Unter normalen Umständen kann das keine Sickmüller-Urinprobe gewesen sein, dafür gibt es jedenfalls sehr, sehr schwerwiegende Indizien», sagte der BDR-Chef der «Süddeutschen Zeitung». Scharping trifft sich am 20. Oktober mit Roland Augustin, dem Geschäftsführer der nationalen Antidoping-Agentur Nada, in der Frankfurter Verbandszentrale.
Sickmüller soll mit Hilfe des damaligen Stevens-Racing-Teamarztes Tilman Steinmeier seine Urinprobe nach der Siegerfahrt bei den nationalen Titelkämpfen in Hamburg am 8. Januar verfälscht haben. Scharping sprach von «erheblichen Abweichungen», auf die man bei nachträglichen Recherchen gestoßen sei.
Ein am Verfahren beteiligter Experte sagte, die Veränderungen ließen auf Fremdurin-Abgabe oder andere Manipulationen schließen, da die bei Sickmüller entdeckte Veränderung allenfalls durch eine extreme krankhafte Situation hervorgerufen werden könne.
Gegen Steinmeier, der Stevens-Fahrern unerlaubte Mittel per Privatrezept verschrieben haben soll, wird wegen Verdachts auf Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz ermittelt. Belastende Indizien sollen auch im Rahmen der Razzia in seiner Praxis und in einem anderen Privathaushalt gefunden worden sein.
Nachweislich nahm am 8. Januar ausgerechnet der Teamarzt Sickmüllers die Kontrolle vor, obwohl der Regionalverband RVH einen anderen Arzt beauftragt hatte. Karl-Heinz Knabenreich, Vorstandsmitglied beim RVH, erklärte den Wechsel mit einer Empfehlung von Werner von Hacht, dem Mäzen des Stevens-Rennstalls, der auch die Hamburger Titelkämpfe förderte.