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Jan Ullrich verläßt im Juni das Mannschaftsquartier in Blaesheim bei Straßburg.
16.08.2006 17:53
Swiss Cycling leitet Verfahren gegen Ullrich ein

Bern (dpa) - Jan Ullrich droht das Ende seiner Radsport-Karriere. Der Schweizer Radsportverband Swiss Cycling kündigte ein Doping-Verfahren gegen den Tour-de-France-Sieger von 1997 an, teilte der Geschäftsführer des Verbandes, Lorenz Schlaefli, der Hörfunkagentur dpa/Rufa mit.

Damit könnte dem deutschen Radprofi, der in Scherzingen lebt und mit einer Schweizer Lizenz fährt, sogar eine lebenslange Sperre drohen.«Wir haben Papiere und Indizien, dass wir das Ganze an die Disziplinar-Kommission weitergeben müssen», sagte Schlaefli. In diesem Fall sei mit einem Indizien-Verfahren zu rechnen, weil es keine positiven Doping-Proben von Ullrich gibt.

Sollte die Disziplinar-Kommission Ullrich schuldig sprechen, würde er als Wiederholungstäter gelten. 1997 war er mit Amphetaminen erwischt worden. Aber selbst wenn dieses Vergehen nicht angerechnet werden sollte, drohen Ullrich nun zwei Jahre Sperre. Danach würden zwei weitere Jahre Arbeitsverbot bei Pro-Tour-Teams in Kraft treten.

Ullrich, sein früherer Team-Kollege Oscar Sevilla, Giro-Sieger Ivan Basso sowie Dutzende andere Fahrer sollen in das spanische Doping-Netzwerk der Ärzte Eufemiano Fuentes und José Merino Batres verwickelt sein. Grundlage der Anklage sind die Unterlagen der spanischen Ermittlungsbehörden, die der Schweizer Verband auswertete. Bei einer Razzia im Mai hatte die spanische Polizei bei Fuentes und Batres 200 Blutbeutel sichergestellt, die über Code-Entschlüsselungen einzelnen Profis zugeordnet wurden, darunter auch Ullrich.

Über einen DNA-Vergleich, dem sich Ullrich verweigerte, könnte ermittelt werden, ob das angereicherte Blut aus den Labors in Madrid wirklich von dem früheren T-Mobile-Kapitän stammt. Die Ermittlungen der spanischen Behörden hatten zu Ullrichs Ausschluss von der Tour de France und zur Kündigung durch den Arbeitgeber T-Mobile geführt. Das Bonner Mobilfunk-Unternehmen kündigte den Vertrag mit dem einstigen Radsport-Idol «außerordentlich und fristlos».

Auch Ullrich-Betreuer und Teamchef Rudy Pevenage (52) war fristlos entlassen worden. Nach Ermittlungen der spanischen Polizei, die abgehörte Telefongespräche und SMS-Mitteilungen vorlegte, hatte der Belgier Verbindungen zu dem Doping-Netzwerk in Madrid und soll als Doping-Beschaffer für seinen Schützling agiert haben. Dabei soll Ullrich mit roten Blutkörperchen angereichertes Eigenblut und diverse Doping-Präparate erhalten haben.

Ullrich hatte nach seiner Suspendierung angekündigt, er werde seine Unschuld beweisen. In einem Rechtsstaat müsse auch für ihn die Unschuldsvermutung gelten. Eine DNA-Analyse zum Beweis seiner Unschuld lehnte der zweifache Zeitfahr-Weltmeister ab. Zunächst mit dem Team Telekom und dann mit T-Mobile feierte Ullrich seine größten sportlichen Erfolge. Neben dem Tour-Sieg 1997 fuhr Ullrich fünf Mal auf den zweiten Platz der Frankreich-Rundfahrt, gewann die Vuelta de Espana, zwei Mal die Tour de Suisse und holte bei den Olympischen Spielen in Sydney Gold im Straßenrennen und Silber im Zeitfahren.


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