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Gerald Ciolek (l) gewann in unwiderstehlicher Manier den Sprint in Schweinfurt.
05.08.2006 13:41
Zabel unterliegt Ciolek: «Legitimer Nachfolger»

Bad Tölz (dpa) - Erik Zabel wurde auf seine alten Tage pathetisch. «Zwei Königskinder finden nicht zusammen», sagte der nach Siegen gerechnet erfolgreichste aktive Radprofi der Welt über den 17 Jahre jüngeren Gerald Ciolek.

Der Youngster hatte das Werben des Milram-Sprinters ausgeschlagen und fährt im nächsten Jahr bei T-Mobile. «Ich habe um ihn gekämpft und ihm mein Team schmackhaft gemacht. Aber wir sind nur eine Molkerei und konnten nicht so viel aufrufen», meinte der Milram-Kapitän. Der 19 Jahre alte Ciolek hatte Zabel zuvor die zweite bittere Niederlage binnen 13 Monaten zugefügt. Zabel sieht in dem Newcomer nun seinen «legitimen Nachfolger»: «Ciolek kann als nächster Deutscher das Grüne Trikot bei der Tour de France holen».

Der erste ProTour-Sieg des viel versprechenden Youngsters bei der 3. Etappe der Deutschland-Tour in Schweinfurt sorgte für die überbordenden Lobeshymnen des aus Berlin stammenden Routiniers. Der spürt mit 36 Jahren langsam das Ende seiner einzigartigen Karriere nahen und hätte für seine letzten beiden Jahre als Profi Ciolek lieber als Team-Kollege denn als Konkurrent: «Er ist das größte Sprint-Talent in Deutschland».

Der so hoch Gelobte blieb auf dem Teppich und wusste zunächst nicht, «ob ich vom Grünen Trikot träumen soll, oder ob es Realität werden kann». Einer der Gründe für die Absage an das Milram-Team sei die Tatsache gewesen, «dass dort mit Erik und Alessandro Petacchi schon zwei starke Sprinter fahren. Da wäre für mich kein Platz gewesen», meinte der Pulheimer vom Zweitliga-Team Wiesenhof-Akud, das beim Buhlen um Ciolek tatenlos, weil fast mittellos, zusehen muss. «Durch die Umstrukturierung bei T-Mobile gibt dort es Raum für junge Fahrer», sagte Ciolek.

«Es wäre für seine Entwicklung sicher besser gewesen, wenn er noch ein Jahr geblieben wäre. Aber weder bei T-Mobile, Milram oder Gerolsteiner konnten wir mithalten», sagte sein Teammanager Raphael Schweda. Teamchef Jens Heppner schätzte den Marktwert seines schnellsten Mannes auf etwa eine viertel Million Euro pro Saison. Nicht schlecht für einen 19-Jährigen, der bei Ford in Köln gerade seine Lehre als Energie-Elektroniker beendete.

«Wenn ich gewusst hätte, wie gut es läuft, hätte ich die dreijährige Ausbildung vielleicht nicht beenden müssen. Aber ich wollte mir und anderen beweisen, dass ich etwas zu Ende bringe. Das wird mir helfen», sagte der Blondschopf, der die arrivierte, einheimische Sprinter-Konkurrenz zum ersten Mal im Vorjahr bei den deutschen Meisterschaften in Mannheim bei seinem sensationellen Titelgewinn schwer geschockt hatte.

Nächstes Ziel des zurückhaltende Jungen aus einfachen Verhältnissen sind die Weltmeisterschaften im September in Salzburg. «Nach der Deutschland-Tour werde ich mich auf die U23-WM vorbereiten.» Ciolek bleibt bescheiden: «Ein Sieg ist immer erstrebenswert, aber ein vierter oder fünfter Platz bei einer WM ist keine Niederlage.» Nicht wenige trauen ihm ähnliches zu, wie Jan Ullrich 1993, der als 19-Jähriger in Oslo ziemlich überraschend Weltmeister wurde.


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