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Teamchef Hans-Michael Holczer bei der Vorstellung des Team Gerolsteiner.
24.01.2005 10:26
Pound hofft: Neuer Kurs beim Anti-Doping-Kampf

Berlin (dpa) - Die mit der ProTour vollzogene Neuorientierung im Radsport soll auch die Wende im Kampf gegen Doping bringen. Darauf hofft Richard W. Pound, Vorsitzender der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA.

«Ich denke, dass im Radsport viel mehr gedopt wird, als die UCI aufdeckt. Aber die Weigerung, Phonak zur ProTour zuzulassen, ist für mich ein Zeichen, dass es die UCI ernst nimmt. Ich hoffe, dass das der Anfang eines neuen Kurses ist», sagte der Kanadier in einem Interview. Hans-Michael Holczer, Teammanager bei Gerolsteiner, stimmte Pound zu: «Jetzt machen sie ernst. Der Ethik-Kodex, den alle 19 ProTour-Teams unterzeichnen mussten, ist knallhart.»

Der Weltverband UCI hatte den Anti-Doping-Code der WADA als einer der letzten Weltverbände erst am 13. August 2004 kurz vor den Olympischen Spielen in Athen unterzeichnet. Der Fall Jan Ullrich - der damalige Telekom-Kapitän war 2002 in der Rekonvaleszenz positiv auf Amphetamine getestet und vom nationalen Verband BDR mit der Mindeststrafe von sechs Monaten Sperre belegt worden - würde nach Pounds Ansicht heute wahrscheinlich anders verlaufen: «Da es keinen Nachweis für seine Behauptung gab, dass er nur Partydrogen genommen hat, würde das Urteil unter dem Code wohl anders ausfallen. Die WADA würde vermutlich Einspruch gegen das BDR-Urteil einleiten.»

Der Fall des Schweizer Teams Phonak - die Topfahrer Tyler Hamilton und Santiago Perez waren bei der Spanien-Rundfahrt 2004 der unzulässigen Blut-Transfusion überführt worden - beweist laut Holczer die neue Politik der UCI. «Die Teamleitung hat den überführten Fahrern gekündigt und die beiden sportlichen Leiter gefeuert - trotzdem erhielten sie keine ProTour-Lizenz», sagte Holczer, der allerdings damit rechnet, dass Phonak für die Tour de France dennoch mit einer Wildcard wieder im Konzert der Großen mitspielen darf. Der Belgier John Lelangue, langjähriger Top-Funktionär im innersten Tour- Zirkel, wurde zum Sportchef von Phonak berufen und beschwor einen kompromisslosen Anti-Doping-Kurs.

Holczer berichtete von Bestrebungen in der UCI, sämtliche Blutwerte und andere medizinische Daten der Profis im Internet zu veröffentlichen, womit allerdings juristische und ethische Grenzen berührt würden. «Bei den obligatorischen EPO-Kontrollen kann jetzt auch das Alter der roten Blutkörperchen benannt werden, so dass Blut- Doping per Transfusion nicht mehr geht.» Daran waren offensichtlich Olympiasieger Hamilton und Perez gescheitert. Holczer: «Schon jetzt gibt es bei der UCI beispielsweise für sportliche Leiter, die nach Verstärkungen suchen, Listen mit Fahrern, die entweder schon einmal auffällig geworden sind oder auf Grund von Veränderungen im Blutbild als 'besonders verdächtig' gelten.»

«Die Leistungen, die im Radsport erbracht werden, sind nicht glaubwürdig. Hein Verbruggen hat zu mir gesagt: 'Wenn die Leute damit zufrieden wären, dass die Tour de France mit 25 Stundenkilometer gefahren wird, gäbe es kein Doping-Problem. Wenn man aber 42 Stundenkilometer will, gibt nur einen einzigen Weg, das zu erreichen: mit Doping'. Das hat, wohl gemerkt, der UCI-Präsident gesagt», meinte Pound, der im Vorjahr von Tour-Rekordsieger Lance Armstrong zum Rücktritt aufgefordert worden war, weil er vom «besonderen Doping- Problem im Radsport» gesprochen hatte.

«Ich fand das sehr albern und nicht sonderlich klug von ihm», erklärte Pound. Armstrong, gegen den jetzt in Frankreich wegen angeblichen Dopings ermittelt wird, hätte sich nie bemüht, mit dem Kanadier persönlich in Verbindung zu treten.


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