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Rolf Wolfshohl „Crosssport ist attraktiver geworden"
07.01.2005 12:55
„Crosssport ist attraktiver geworden" - Interview mit Rolf Wolfshohl

Köln (rad-net) - Rolf Wolfshohl ist der erfolgreichste deutsche Querfeldeinfahrer. In 15 Jahren gewann der Kölner zwölf WM-Medaillen und wurde dreimal Weltmeister (1960, 1961 und 1963). Wie er den heutigen Querfeldeinsport erlebt, schildert der 66- Jährige in diesem Interview.

Sind Sie noch aufmerksamer Beobachter der Szene? Gehen Sie manchmal noch zu Rennen?
Rolf Wolfshohl: „Leider nein, denn die Rennen in Deutschland sind doch weniger geworden. Selbst im meinem Verein fehlt es an Nachwuchs, was ich sehr bedauere."

Sie haben zwischen 1958 und 1973 zwölf WM-Medaillen gewonnen und 15 Jahre die internationale Crossszene beherrscht. Ihnen folgten Klaus-Peter Thaler und Mike Kluge. Danach folgte in Deutschland ein großes Loch. Woran liegt das?
Wolfshohl: „Wir hatten einige hoffnungsvolle Talente. Nach den Triumphen von Thaler und Kluge gab es einige gute Nachwuchsfahrer, die bei Weltmeisterschaften Medaillen holten. Ich denke da an Maik Müller, Jürgen Sprich oder Ralph Berner. Bei der Weltmeisterschaft in München 1985 hatten wir drei Junioren unter den ersten Zehn. Daraus hätte man etwas machen können. Aber eine solide und kontinuierliche Entwicklung braucht ihre Zeit. Meiner Meinung nach hat der Verband den Fehler gemacht, dass sich die Fahrer vor einigen Jahren auf den Straßen- oder Querfeldeinsport konzentrieren sollten, weil man angeblich nicht beide Sportarten gleichzeitig betreiben kann. Ich halte das für einen Fehler. Heute sieht man, wohin das geführt hat. Der Crosssport lag in Deutschland am Boden. Jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, arbeitet man an neuen Konzepten, aber das dauert einige Jahre."

Aber Weltmeister Bart Wellens sagt, dass es nicht möglich ist, in beiden Sportarten gut zu sein.
Wolfshohl: „Nicht, wenn man es so intensiv betreibt wie Wellens, der seinen Schwerpunkt klar in den Winter legt und von Oktober bis März im Gelände mehr als 40 Rennen fährt. Aber ein guter Straßenfahrer ist auch meist ein guter Crossfahrer. Der Crosssport ist doch als Winterbeschäftigung für Straßenfahrer entstanden Wenn man sich auf einige wenige große Rennen konzentriert, dann ist beides möglich. Davon bin ich überzeugt. Klaus-Peter Thaler und ich sind nicht ins Gelände gegangen, um Weltmeister zu werden, sondern es diente uns als Vorbereitung auf die Straßensaison, wo wir trotz unserer Erfolge im Gelände ja auch nicht schlecht waren."

Wie kann man in Deutschland den Crosssport populärer machen?
Wolfshohl: „Das lässt sich nicht von heute auf morgen machen. Das Problem ist, dass wir die Leute nicht mehr haben, die auch international eine Rolle spielen. Diese Aufbauarbeit dauert ihre Zeit. Aber Querfeldein ist ein kurzweiliger, interessanter Sport. Da ist viel möglich. Der Skisport hat sich in dieser Hinsicht gut verkauft. Die Leute wollen heute nicht mehr viele Stunden zuschauen. So etwas wie im Biathlon auf Schalke ist auch im Radsport möglich. Warum kann man nicht mal ein Crossrennen in die Halle bringen? Wenn es gelänge, Fahrer wie Jan Ullrich ein, zwei Mal im Jahr ins Gelände zu bringen, dann hätte das Fernsehen mehr Interesse und es würden auch wieder mehr Sponsoren anbeißen. Es ist alles nur eine Frage der Vermarktung."

Hat sich der Crosssport im Vergleich zu Ihrer Zeit stark verändert?
Wolfshohl: „Er ist eleganter geworden, es gibt nicht mehr so viele Schlammrennen wie noch zu meiner Zeit. Querfeldeinsport hat sich mehr dem Straßenrennen angenähert. Dadurch ist er auch für Zuschauer und Sportler attraktiver."

Sie planen im kommenden Winter eine neue Querfeldeinserie. Mit welchem Ziel?
Wolfshohl: „In erster Linie wollen wir dem Nachwuchs eine Chance geben, sich wieder für diesen Sport zu begeistern. In Nordrhein-Westfalen hatten wir diesen Winter gerade einmal zwei gute Rennen. Das ist viel zu wenig, um die Sportart wieder für Fahrer und Publikum populärer zu machen. Zusammen mit der Liga Köln-Kalk plant mein Verein „Le Loup" Köln eine Trainingsserie mit abschließendem bundesoffenen Rennen am Kölner Gaskessel, wo früher schon bedeutende Crossrennen stattfanden. Ich hoffe, dass wir entsprechende Unterstützung aus dem Bezirk bekommen. Dann ist es ein guter Anfang."


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