La Mongie (dpa) - Jens Voigt liegt bei der Tour de France auf Rang zwei - im Ranking der fleißigsten Ausreißer. Auf 279 Kilometer Solo-Fahrt kommt der 32-Jährige in dieser internen Wertung und wird nur übertroffen von seinem dänischen Team-Kollegen Jakob Piil, der es bislang auf 551 Kilometer brachte.
Trotzdem ist der gebürtige Mecklenburger, der nach seinem Wechsel von Crédit Agricole in Bjarne Riis' CSC-Mannschaft eine Renaissance als Erfolgsfahrer erlebte, mit seiner siebenten Tour nicht zufrieden: «Wir sind bisher immer gut dabei, aber der letzte Kick fehlt, ein Etappensieg oder ein Trikot - wir fühlen uns wie ein Stürmer, der immer nur die Latte trifft.»
Voigts letzte Chance für einen erfolgreichen Ausreißversuch ist die 14. Etappe nach Nimes. «Natürlich werde ich es versuchen, wenn es geht», meinte Voigt vor dem Start in die Pyrenäen, die nicht sein bevorzugtes Terrain sind, obwohl er bei seinem ersten Auftritt bei der Frankreich-Rundfahrt schon Mal das Bergtrikot trug. «Die Falten im Gesicht werden tiefer, die Augenringe dunkler - keine Frage, ich bin nach den ersten zwölf Tour-Tagen auch schon angeknockt. Aber die Erschöpfung kann sich keiner wegschminken», sagte Voigt, der mit seinem Teamchef zum Tour-Auftakt leichte Differenzen hatte.
Riis hätte ihm vorgehalten, vor dem Mannschaftszeitfahren, das der dänische Toursieger von 1996 mit seinem Team so gerne gewonnen hätte, ein wenig hyperaktiv gewesen zu sein. «Vielleicht habe ich da ein bisschen viel gemacht und etwas Kraft vergeudet. Er ist mein Chef, er muss mir sagen, wenn es etwas zu kritisieren gibt», meinte Voigt, der von der Wiederholung seiner Tour-Triumphe von 2001 wahrscheinlich weiter vergeblich träumen wird. Eine Fahrt ins Gelbe Trikot wie vor drei Jahren nach seinem Etappensieg in Sarran ist außer Reichweite, ein Tageserfolg in Nimes aber immerhin noch im Bereich des Möglichen.
Jetzt gilt das Augenmerk im Team weniger den «Dauerläufern» Voigt und Piil, als vielmehr den vor der ersten Pyrenäen-Etappe gut platzierten Klassementfahrern Carlos Sastre (Spanien) und Ivan Basso (Italien). «Für sie fängt ja die Tour eigentlich jetzt erst richtig an», sagte der für Olympia nominierte Voigt, der von seinem Tipp nicht abweicht: «Es tut mir so leid für Jan, aber er wird wohl zum sechsten Mal nur Zweiter werden. Er hätte den Sieg endlich mal verdient, aber Lance und sein Team sehen wirklich sehr stark aus».