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12.07.2004 15:08
Bahn-EM: Deutsche Medaillenchancen

Frankfurt/M. (rad-net) Bei der am Mittwoch im spanischen Valencia beginnenden Bahn-EM der U23 ist der erst 19 Jahre alte Erfurter Sprinter Michael Seidenbecher der heißeste Titel-Anwärter im Team des BDR. "Er ist ein Kandidat für eine Medaille. Es kann auch Gold werden", sagt Sprint-Bundestrainer Jochen Wilhelm. Hoffnung schöpft er vor allem aus den Auftritten des Erfurters bei den vorolympischen Wettkämpfen im neuen Velodrom von Athen. Im Juni war Seidenbecher dort ins Finale vorgestoßen, wo er in drei Läufen dem starken Briten Jamie Staff unterlag. Staff hatte bei der Bahn-WM in Melbourne immerhin Platz sechs belegt - vor Jens Fiedler. "In Athen hat Seidenbecher einmal gewonnen, und bei den beiden Niederlagen entschied erst das Zielfoto zugunsten von Staff", sagt Wilhelm.

Einen Dämpfer erlitt der Sprinter vom RSC Turbine Erfurt allerdings beim Abschlusslehrgang in Cottbus. Er zog sich einen leichten Infekt zu und konnte nicht beim Albert-Richter-Cup starten, der als letzter Test unter Wettkampfbedingungen dienen sollte. Sein Start in Valencia ist indes nicht gefährdet, der Verzicht in Cottbus war eine Vorsichtsmaßnahme.

Bundestrainer Wilhelm hofft, dass bei der U23-EM der Holländer Theo Bos nicht auftaucht. Denn der erst 20 Jahre alte Sprint-Weltmeister von Melbourne wäre startberechtigt. "Ihm wird wohl die Olympiavorbereitung wichtiger sein als der EM-Titel bei der U23", schätzt der Coach aus Erfurt.

Die Olympischen Spiele von Athen bleiben indes auch auf das deutsche U23-Team nicht ohne Wirkung. Der BDR-Vierer muss in Valencia ohne Robert Bengsch und Leif Lampater antreten, die den Sprung vom Nachwuchs in den vorläufigen Kader für die olympischen Verfolger-Wettkämpfe in Athen geschafft haben. "Das ist natürlich eine Schwächung", sagt der Berliner Coach Uwe Freese, der in Valencia die deutschen Verfolger betreuen wird. Er hofft dennoch, dass sein Vierer um Henning Bommel (Berliner TSC) und Christian Kux (Chemnitzer PSV) um die Medaillen fahren kann. Das gleiche traut er Henning Bommel in der 4000-Meter-Einerverfolgung zu. "Er ist gut drauf. Vielleicht kann er bis in die Runde der letzten Vier kommen", sagt Freese.

Deutlich optimistischer sind die Prognosen für die Sprinter. "Wir wollen im Sprint, über 1000 Meter und im Keirin je eine Medaille holen", sagt Jochen Wilhelm und legt damit die Messlatte nicht nur für Goldkandidat Seidenbecher hoch. Im Sprint wird neben Seidenbecher mit Dominik Harzheim (RSC Turbine Erfurt) der Junioren-Weltmeister im Teamsprint von 2003 antreten. Das 1000-Meter-Zeitfahren werden Michael Seidenbecher und Michael Spieß bestreiten. Und für den Teamsprint sind zunächst Spieß, Harzheim und Nico Hartmann (RSC Cottbus) vorgesehen. "Eventuell könnte Michael Seidenbecher eingewechselt werden, aber das entscheiden wir kurzfristig", erklärt Jochen Wilhelm. Die Teamsprinter werden es in Valencia allerdings auch mit älterer Konkurrenz zu tun bekommen. Der Wettbewerb ist offen ausgeschrieben - genauso wie ein Sprint- und ein Ausdauer-Ominium, die allerdings ohne deutsche Beteiligung stattfinden werden.

Das Team für Valencia 

Männer - Kurzzeit 
Michael Seidenbecher (RSC Turbine Erfurt), Michael Spieß (RSG Augsburg), Nico Hartmann (RSC Cottbus), Dominik Harzheim (RSC Turbine Erfurt) 

Männer - Ausdauer 
Henning Bommel (Berliner TSC), Christian Kux (Chemnitzer PSV), Karl-Christian König (NRVg. Luisenstadt 1910 Berlin), Robert Kriegs (SC Berlin), Florian Piper (Frankfurter RC ‘90), Stefan Löffler (TV Kressbronn) 

Frauen - Kurzzeit 
Christin Muche (RSC Cottbus) 

Frauen - Ausdauer 
Charlotte Becker (RSV Unna 1984), Katja Polzin (SC Berlin)


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