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Rick Zabel fährt für den Rennstall Israel Start-Up Nation. Foto: picture alliance / Bernd Thissen/dpa
07.08.2020 11:07
Radsport am Limit - Rick Zabel: «Es geht auch um Verträge»

Mailand (dpa) - Die komplette WorldTour in nur 101 Tagen, Zeit zum Verschnaufen bleibt im Radsport nicht.

Während die Polen-Rundfahrt nach ihrem tragischen Auftakt mit dem schlimmen Sturz von Fabio Jakobsen noch weiterläuft, findet zeitgleich am Samstag der Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo im Hochsommer statt. Die Räder müssen rollen. Für die gebeutelten Teams, für die Fahrer sind die Rennen nach über vier Monaten Corona-Zwangspause existenziell. Es geht um Sponsorengelder, Rennprämien, Verträge, und, und, und.

Entsprechend hart werden die Rennen gefahren. «Bei dem einen oder anderen spielt der mentale Druck mit, in einer relativ kurzen Saison abliefern zu wollen. Da geht es auch um Verträge», sagte Rick Zabel der Deutschen Presse-Agentur. Der Sohn des früheren deutschen Topsprinters Erik Zabel (50) kann sich da glücklich schätzen, dass sein Vertrag bereits in der Corona-Pause bis 2022 verlängert wurde. Und auch sein Rennstall Israel Start-Up Nation ist dank des milliardenschweren Teambesitzers Sylvan Adams nicht in finanziellen Nöten. Zur neuen Saison stößt gar der fünfmalige Toursieger Chris Froome zur Mannschaft.

Bei vielen Kollegen ist die Zukunft noch offen, auch einige Teams stehen auf der Kippe. Normalerweise sind die Verträge für die neue Saison im August nach der Tour de France abgeschlossen. Diesmal ist alles anders. Da viele Rennen zeitgleich sind, werden die Chancen auf Rennen und gute Ergebnisse weniger. Die lange Rennpause habe die Fahrer stark aufgeheizt, sagte Ex-Sprintstar Marcel Kittel (32) dem «Münchner Merkur» und fügte hinzu: «Die wollen sich jetzt alle zeigen. (...) Alle standen wie die Rennpferde fünf Monate lang im Stall und konnten nicht zeigen, was sie drauf haben. Das spielt sicher mit, wenn jetzt in den Sprints noch mal ein Extrarisiko genommen wird.»

Und wer weiß, ob die Saison überhaupt durchgezogen werden kann. In Europa steigen die Infektionszahlen wieder, das hat auch Rick Zabel mitbekommen. «Ein bisschen hat man ein mulmiges Gefühl», sagt der 26-Jährige und fügt hinzu: «Falls wirklich eine zweite Welle kommt, dann müssen sich alle unterordnen, egal ob Fußball, Formel 1, Tennis oder Radsport.» Für seine Branche wäre es ein «bitterer Schlag», sollte die Tour de France nicht stattfinden. Denn die Frankreich-Rundfahrt sei für viele Teams essenziell.

Vorerst wird aber weitergefahren. Am Samstag mischt Zabel junior bei Mailand-Sanremo mit. Jenes Rennen, das im März wegen der Pandemie so ziemlich als erstes abgesagt wurde. Nun also, fünf Monate später, im Hochsommer - aber trotzdem über schwere 299 Kilometer. Auch wenn der 26-Jährige nicht zu den Sieganwärtern zählt, lässt sein Name in Sanremo natürlich aufhorchen. «In Italien werden die Leute immer hellhörig bei dem Namen Zabel. Aber es ist nicht so, dass mir das irgendwelche Türen öffnet oder das Rennen leichter macht.»

Zabel senior hatte fünf Mal auf der Via Roma gejubelt. Einmal etwas zu früh, als der Spanier Oscar Freire 2004 noch auf den letzten Zentimetern vorbeischoss. «Ich war in dem Jahr dabei, daran kann ich mich erinnern. Das war ein bittersüßer Tag. Die anderen Siege habe ich am Fernseher verfolgt», sagt Rick Zabel, der Tipps vom Vater nicht mehr braucht.

«Ich komme langsam selbst in die Alte-Hasen-Abteilung», sagt der werdende Vater. In Sanremo ist er für Co-Pilot Davide Cimolai vorgesehen. Ziel ist es, im Finale dabei zu sein - gegen die Stars wie die Ex-Weltmeister Peter Sagan (Slowakei) und Philippe Gilbert (Belgien) oder Vorjahressieger Julian Alaphilippe (Frankreich).


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